• 10.05.2007 20:16

  • von Pete Fink

Graf: "Das hat die Tragweite eines Schumacher-Wechsels"

'Motorsport-Total.com'-Kolumnist und NASCAR-Experte Klaus Graf analysiert im Exklusivinterview die heutige Ankündigung von Dale Earnhardt Jr.

(Motorsport-Total.com) - Dale Earnhardt Jr. ließ heute in Mooresville, North Carolina, eine Bombe platzen, die die NASCAR-Welt für die nächste Zeit mit vielen Schlagzeilen versorgen wird, denn er gab bekannt, die Dale Earnhardt Inc. - das Team seines Vaters Dale Sr., für welches er seit dem Beginn seiner Karriere fährt - zu verlassen.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. verläßt das Familienunternehmen seines Vaters

NASCAR-Experte und 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist Klaus Graf gab gegenüber 'Motorsport-Total.com' eine erste Einschätzung der Situation, und analysiert die zahlreichen Alternativen, die sich nun für den NASCAR-Publikumsliebling ergeben.#w1#

Tragweite des Wechsels ist riesig

Dale Earnhardt Jr. Richmond 2006

Dale Earnhardt Jr. hat heute in den USA viel Staub aufgewirbelt Zoom

Frage: "Klaus, welche Tragweite hat die heutige Bekanntgabe von Junior für die NASCAR-Welt?"
Klaus Graf: "Zuerst einmal gibt das natürlich eine gute Publicity und die Fans werden sich freuen, wenn die Budweiser-Artikel von "Junior" on sale gehen. Nein ernsthaft, das hat natürlich eine immense Tragweite für die ganze Motorsportszene in den USA. Das ist in etwa vergleichbar, als hätte Michael Schumacher zu seinen aktiven Zeiten einen Abgang von Ferrari bekannt gegeben - der größte Star der NASCAR verlässt sein eigenes Team."

Frage: "Welche Konsequenzen hat es für ihn persönlich?"
Graf: "Der Hype um "Junior" wird noch größer werden. Die Frage ist zum Beispiel, was die ganzen Sponsoren wie Budweiser machen, aber ich glaube, die werden ihm genauso folgen, wie die Schlüsselfiguren. Zum Beispiel sein Crew Chief Tony Eury Jr."

Frage: "Was wird mit Dale Earnhardt Inc. passieren?"
Graf: "Zunächst sind die der ganz klare Verlierer in der jetzigen Situation. Der Star geht von Bord und der Grund ist definitiv der, dass man sich mit Theresa (Earnhardt, Stiefmutter von Dale Jr.; Anm. d. Red.) nicht über die Besitzverhältnisse einigen konnte. Die haben jetzt zwar noch genügend Zeit, aber der Star der Mannschaft schlechthin, den haben sie verloren."

Viele Alternativen für "Junior"

Jeff Gordon Dale Earnhardt Jr.

Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr. - zwei Superstars kaum in einem Team Zoom

Frage: "Wo wird "Juniors" Reise hingehen? Er selbst sagt nur, er wolle bei Chevrolet bleiben."
Graf: "Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Ein Earnhardt nicht in einem Chevrolet - das ist eigentlich unvorstellbar."

Frage: "Er selbst sagt auch, er würde dort fahren, wo man ihn haben will"
Graf: "Naja, das sind ja nur Floskeln. "Junior" will jeder haben, er kann sich das aussuchen. Aber im Prinzip gibt es nur drei Chevrolet Top-Teams, das sind Hendrick, Richard Childress und Joe Gibbs. Aber er kann auch noch sein eigenes Team aufstellen. Er hat mit JR-Motorsports ein Busch-Team, und wenn er das hochfährt, dann kann er als Owner im Cup fahren."

Frage: "Lass uns mal die Alternativen der Reihe nach durchgehen. Wie ist die Situation bei Hendrick?"
Graf: "Hendrick ist sicher das Top Team, vor allem auch wegen den Erfolgen mit dem Car of Tomorrow. Aber sie haben bereits vier Top Autos und ein Team mit Jeff Gordon, Jimmie Johnson und "Junior" würde der NASCAR wahrscheinlich zu stark und dominant werden. Denkbar wäre das schon, aber im Sinne der Serie glaube ich das eher weniger."

Frage: "Was ist mit Joe Gibbs, dem Team von Tony Stewart?"
Graf: "Auch denkbar. Aber da haben wir dann wieder eine ähnliche Situation wie bei Hendrick, nämlich zwei Superstars in einem Team. Ich weiß nicht, ob das gut gehen würde, auch wenn "Junior" und Tony sich eigentlich ganz gut verstehen."

Gibt es Gänsehaut für die Fans?

Dale Earnhardt Senior und Junior

Tritt Junior jetzt die Nachfolge seines Vaters bei Richard Childress an? Zoom

Frage: "Bleibt noch die Richard-Childress-Alternative, die den Fans wohl Gänsehaut über den Rücken jagen würde, oder?"
Graf: "Mit Sicherheit. Klar würden die ganzen Fans ausrasten. Ich frage mich aber: Wie viele Fans will "Junior" denn noch haben? Es stehen doch eh schon 60 bis 70 Prozent der Leute hinter ihm."

"Außerdem frage ich mich, ob er wirklich das Vermächtnis seines Vaters übernehmen will, oder ob er nicht eher selbst versucht, sich als Fahrer noch stärker zu positionieren."

Frage: "Aber ein Earnhardt in einem schwarzen Childress-Chevrolet mit der Startnummer drei wäre doch für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation?"
Graf: "Ganz klar. Die NASCAR würde jubeln, wenn es so käme. "Junior" im Auto seines Vaters würde Mega-Einschaltquoten bedeuten und ganz Amerika wäre wahrscheinlich am Fernseher. Außerdem würden alle Topfahrer in verschiedenen Teams sitzen."

Eigenes Team durchaus denkbar

Dale Earnhardt jun.

Ein eigenes Team ist eine durchaus ernsthafte Alternative für 2008 Zoom

Frage: "Aber überzeugt bist du nicht?"
Graf: "Nicht wirklich. In meinen Augen ist die Sache mit JR-Motorsports eine ganz ernsthafte Alternative. Die Sache mit DEI ging aufgrund von Problemen mit den Besitzverhältnissen auseinander. Das ist für mich ein ganz klares Zeichen, dass "Junior" sein eigenes Team als Owner aufbauen will."

Frage: "Dazu würde das Gerücht passen, dass ihm Hendrick die Motoren geben würde."
Graf: "Ganz genau. Hendrick macht bereits die Motoren für Ginn-Racing und andere kleinere Chevrolet-Teams. Wer weiß? Vor kurzem hätte man sich auch nicht vorstellen können, dass Mark Martin einen Chevrolet fährt."

Frage: "Und dann gab es ja noch die Story mit dem Ford-Team von Robert Yates."
Graf: "Das ist zumindest theoretisch auch ein denkbares Modell. Nämlich dass "Junior" die Struktur von Yates kauft und das mit dem vorhandenen Potenzial von JR-Motorsport kombiniert."

Frage: "Aber von dem roten Budweiser-Chevy mit der Startnummer acht darf sich die NASCAR-Gemeinde wohl verabschieden."
Graf: "Das muss nicht sein. Wie gesagt, seine Sponsoren werden seinen Wechsel sicherlich mit machen. Und wenn es nur um Startnummern geht, die können auch verkauft werden. Die NASCAR sieht das zwar nicht gerne, aber möglich ist es."

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