• 23.05.2007 09:10

  • von Klaus Graf

Graf: "Bei Red Bull rührt sich was"

NASCAR-Experte Klaus Graf schreibt in seiner neuen Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' über seine Eindrücke vom neuen Red-Bull-Team in Charlotte

(Motorsport-Total.com) - Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Klaus Graf

Klaus Graf glaubt, dass es bei Red Bull mittelfristig aufwärts gehen wird

Nicht nur Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz und Gerhard Berger waren vergangene Woche in Charlotte, und haben ihrem Red-Bull-Team einen Besuch abgestattet. Auch wir waren mit 'Premiere' dort und konnten einen Blick hinter die Kulissen werfen - für mich ist das ein klares Indiz, welches Interesse, welche Dimension und welche Ernsthaftigkeit das NASCAR-Projekt dort hat.

Für Red Bull war sicher klar, dass die NASCAR eine schwierige Serie ist, aber ich denke doch, dass man es sich ein wenig einfacher vorgestellt hat. Schon der Zeitpunkt des Einstieges war sehr schwierig gewählt, denn das neue Team hatte gleich zu Beginn eine immense Doppelbelastung durch die parallelen Einsätze des alten Autos und des neuen 'Car of Tomorrow'.#w1#

Selbst viele etablierte Teams mussten in dieser Zeit schon Klimmzüge unternehmen, um beide Programme parallel stemmen zu können. Zwar haben in Bezug auf das 'CoT' alle bei Null anfangen müssen, aber für Red Bull hat dies die Aufgabenstellung sicher nicht einfacher gemacht.

Dazu kommt die Problematik, dass sich durch relativ viele neue Teams und die bestehende Top-35-Regel sehr viele Autos zu jedem Rennen qualifizieren müssen. Dementsprechend eng geht es zu, und für Red Bull bedeutet dies, dass man von vorne herein das Hauptaugenmerk auf das Qualifying legen musste. Dann hat man zwar hoffentlich dort eine Granate und qualifiziert sich mit einem oder zwei Autos für das Rennen, die eigentliche Rennvorbereitung in Sachen Abstimmung leidet jedoch darunter.

Mit Brian Vickers hat man sicherlich einen absoluten Top-Mann geholt, der jederzeit in die Top 10 fahren kann. Er hat schon bei Hendrick Motorsport gute Leistungen gezeigt, er gewann 2006 ein Rennen in Talladega und war daher für das All-Star-Race qualifiziert, was natürlich ein Riesenplus war.

Der Verpflichtung von A.J. Allmendinger stehe ich nach wie vor ein wenig kritisch gegenüber. Langfristig mag sich das vielleicht auszahlen, aber mit solch einem Auftrag einen Quereinsteiger einzusetzen, das halte ich für sehr schwierig. Mit Brian Vickers hat man einen jungen dynamischen Fahrer, und man hätte an seiner Seite durchaus auf den wichtigen Punkt Erfahrung setzen können.

Toyota als neuer Hersteller ist für mich weniger entscheidend. Man sieht an Michael Waltrip Racing, wie schwer man sich dort tut, man sieht an Dave Blaney und Bill Davis jedoch genauso, was möglich ist. Bei Red Bull muss da einfach noch eine gefestigte Struktur wachsen und ich denke, Teamchef Günther Steiner wird dort jeden Tag dazulernen.

Die Ernsthaftigkeit des Red-Bull-Projektes in der NASCAR steht für mich außer Frage, das haben Mateschitz und Berger bewiesen. Ein neues Team, ein neuer Hersteller - mittelfristig werden sich auch bei Red Bull Erfolge einstellen, daran besteht wohl kein Zweifel.

Herzliche Grüße,

Klaus Graf

Klaus Graf