Gibbs: Neuzugang Carl Edwards spricht sofort vom Titel

"Coach" Joe Gibbs greift in der Sprint-Cup-Saison 2015 zum ersten Mal mit vier Piloten an: Verpflichtung von Carl Edwards sorgt für Ruck im gesamten Team

(Motorsport-Total.com) - Für Joe Gibbs Racing (JGR) bricht eine neue Ära an. Seit der Winston-Cup-Saison 1992 hat Joe Gibbs, der als Coach des Football-Teams der Washington Redskins dreimal den Superbowl gewann, sein eigenes NASCAR-Team am Start. Bis einschließlich 1998 war es ein Ein-Wagen-Team mit Dale Jarrett (1992 bis 1994) und anschließend Bobby Labonte (1995 bis 1998).

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards will seinen Kollegen Denny Hamlin, Kyle Busch, Matt Kenseth einheizen Zoom

Zur Saison 1999 expandierte JGR und brachte neben Labonte ein zweites Auto für Tony Stewart an den Start. Sieben Jahre später, als Labonte das Team inzwischen verlassen hatte, trat JGR erstmals als Drei-Wagen-Team auf: Neben Stewart griffen Denny Hamlin und J.J. Yeley auf Vollzeitbasis ins Lenkrad. Fahrer kamen und gingen, doch das Konzept eines Drei-Wagen-Teams wurde beibehalten. In den Jahren 2013 und 2014 bildeten Hamlin, Kyle Busch und Matt Kenseth das Gibbs-Trio.

Den Wunsch, weiter zu expandieren, hat es im Gibbs-Shop in Huntersville, North Carolina in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, doch einer der nötigen Faktoren fehlte stets. "Es gibt drei Grundvoraussetzungen, um so etwas zu tun. Man braucht einen richtig guten Fahrer, man braucht einen richtig guten Sponsor und das Timing muss stimmen", so Gibbs-Vize-Renndirektor Jimmy Makar anlässlich der NASCAR-Media-Tour in Charlotte.


Fotos: NASCAR-Media-Tour 2015


Für die vor der Tür stehende Sprint-Cup-Saison 2015 sind nun alle drei Voraussetzungen gegeben. Carl Edwards wurde von Roush/Fenway Racing verpflichtet, das Telekommunikationsunternehmen Arris als neuer Hauptsponsor gewonnen und die Zeit für einen vierten Gibbs-Boliden ist reif: Edwards greift in diesem Jahr ins Lenkrad des von Arris gesponserten Toyota Camry mit der Startnummer 19.

Joe Gibbs

"Coach" Joe Gibbs schickt zum ersten Mal vier Fahrer ins Titelrennen Zoom

Im Zuge des Ausbaus haben Joe Gibbs und seine Mannen teamintern zu einem Rundumschlag angesetzt, der sich vor allem in der Zuordnung der Crewchiefs niederschlägt. Matt Kenseth arbeitet weiterhin mit seinem Erfolgscrewchief Jason Ratcliff zusammen, während sich seine drei Teamkollegen an eine neue Stimme im Ohr gewöhnen müssen: Denny Hamlin spannt mit Dave Rogers, dem langjährigen Crewchief von Kyle Busch zusammen. Busch wiederum arbeitet ab sofort auch im Sprint-Cup mit Steve Adams, seinem langjährigen Crewchief aus der zweiten NASCAR-Liga, zusammen. Neuzugang Carl Edwards bekommt den bisherigen Hamlin-Crewchief Darian Grubb.

"All die Veränderungen, die wir vorgenommen haben, sind für jeden einzelnen das Beste", ist Hamlin schon jetzt überzeugt. Kyle Busch sieht es ebenfalls positiv, vor allem vor dem Hintergrund der Aufstockung des gesamten Teams: "Die zusätzlichen Ingenieure und Chassis-Experten, die es braucht, um vier Autos einzusetzen, sind für uns ein riesiger Bonus." Ganz getreu dem Erfolgsrezept der großen Multi-Car-Teams wie Hendrick Motorsports soll ab sofort auch im Hause Gibbs die Maxime gelten: Je mehr Eindrücke und Setup-Daten auf den Tisch gebracht werden, desto besser für das gesamte Team.

Edwards orientiert sich an Stewart und Co.

Neuzugang Carl Edwards, der das Team von Jack Roush nach elf Jahren verlassen hat, spricht von "der schwierigsten Entscheidung, die ich in meinem Leben jemals treffen musste". Nachdem es für ihn bei Roush zweimal (2008 und 2011) "nur" zum Vizetitel gereicht hat, ist das Ziel nach dem Teamwechsel klar: Der 35-jährige aus Columbia, Missouri will endlich seinen ersten Sprint-Cup-Titel gewinnen.

Auf dem Weg, sein Ziel zu erreichen, orientiert sich Edwards gleich an mehreren seiner Kollegen. "Als Tony Stewart damals Joe Gibbs Racing verließ, hielt ich das einfach nur für verrückt. Es schien überhaupt keinen Sinn zu ergeben. Tatsächlich aber war es die Initialzündung für eine großartige Performance", spricht Edwards den Aufbau von Stewart/Haas Racing an, der bereits im dritten Jahr mit dem Sprint-Cup-Titel durch "Smoke" gekrönt wurde.

Tony Stewart

Grandioser Titelkampf 2011: Tony Stewart (Stewart/Haas) vs. Carl Edwards (Roush) Zoom

"Auch Joey Loganos Wechsel hat sich voll ausgezahlt", so Edwards in Anspielung auf den Transfer des langjährigen Gibbs-Piloten im Winter 2012/2013 in Richtung Penske. "Gleiches gilt für Matt Kenseth, dessen Performance nach seinem Wechsel zu JGR neue Höhen erreichte." Nach 13 Jahren in Diensten von Jack Roush fuhr Kenseth in seiner ersten Saison als Gibbs-Pilot (2013) auf Anhieb sieben Saisonsiege und den Vizetitel ein, während es Logano in seiner zweiten Penske-Saison (2014) bis in die Championship-Round in Homestead gebracht hat.

Edwards will es den Herren Stewart, Logano und Kenseth gleichtun und kommt vor seiner ersten Saison als Gibbs-Pilot zum Schluss: "Das Ganze erinnert mich ein wenig an meine Rookie-Saison. Ich habe das Gefühl, dass ich mich erst beweisen muss. Ich bin ein bisschen unruhig auch ein bisschen nervös, aber das ist gut so. Dieses Gefühle hatte ich schon lange nicht mehr."

Zuletzt hatte Edwards dieses Gefühl der Nervosität im Chase 2011, den er punktgleich mit Tony Stewart abschloss, woraufhin der Titel erst via Tie-Break an den Stewart/Haas-Piloten ging. "Das war so unglaublich aufregend damals und ich hatte das Gefühl, dass es genau das ist, was ich immer wollte. Das möchte ich wieder erleben. Ich will es Jahr für Jahr erleben", unterstreicht der Gibbs-Neuzugang seine Titelansprüche und deutet das Gefühl von Nervosität als Motivation.