Fontana: West-Coast-Hattrick für Harvick beim Heimspiel?

Sprint-Cup-Tabellenführer Kevin Harvick hat am Wochenende im kalifornischen Fontana wie neun andere Piloten Heimspiel - Neue Regelung für das Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Der sogenannte "West Coast Swing", die Westküstentour der NASCAR im Frühjahr 2015, geht am Wochenende mit der dritten Station zu Ende. Nach Las Vegas, Nevada und Phoenix, Arizona steht am Sonntag Fontana, Kalifornien auf dem Sprint-Cup-Fahrplan. Auf dem Auto Club Speedway, der ursprünglich unter der Bezeichnung California Speedway firmierte, steht das Auto Club 400 an.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth, Brad Keselowski

Das Zwei-Meilen-Oval in Fontana bietet reichlich Platz für NASCAR-Action pur Zoom

Es ist das insgesamt 26. Cup-Rennen auf dem rund 80 Kilometer östlich von Downtown Los Angeles gelegenen Zwei-Meilen-Oval. Am 22. Juni 1997 gastierte die NASCAR-Topliga zum ersten Mal in Fontana. Jeff Gordon fuhr damals zu einem umjubelten Heimsieg. In den Jahren 1999 und 2004 triumphierte der gebürtige Kalifornier ebenfalls. Am kommenden Wochenende tritt Gordon zum letzten Mal auf diesem Parkett an, da es einen zweiten Fontana-Termin im Kalender nur in den Jahren 2004 bis 2010 gab.

Favorit für die diesjährige Auflage muss nach seinen zwei Siegen bei den ersten beiden Stationen der Westküstentour fast zwangsläufig Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) sein. Der amtierende NASCAR-Champion kommt nicht nur mit den Triumphen in Las Vegas und Phoenix im Gepäck nach Fontana. Er kennt auch die Victory Lane des kalifornischen Superspeedways aus eigener Erfahrung. 2011 holte sich Harvick im dramatischen Duell mit Jimmie Johnson in Turn 3 der letzten Runde die Führung und gewann. Es war ein umjubelter Doppelerfolg zweier kalifornischer Lokalmatadoren.

Heimspiel für den "Man of the Moment"

Kevin Harvick

Holt sich Harvick seine dritte Karierte Flagge 2015 und macht den Hattrick perfekt? Zoom

Harvicks Heimatstadt Bakersfield liegt rund zweieinhalb Autostunden nordwestlich von Fontana. In diesem Jahr werden die Reise an den Auto Club Speedway wohl noch ein paar Harvick-Fans mehr als in der Vergangenheit antreten, schließlich ist das Auto Club 400 am Sonntag der erste Rennauftritt Harvicks im heimischen Kalifornien, seit er sich am 16. November 2014 in Homestead, Florida zum Sprint-Cup-Champion gekrönt hat. Mit einem Triumph am Sonntag würde sich "The Closer" nicht nur seinen zweiten Heimsieg sichern, sondern auch einen lupenreinen Hattrick beim West-Coast-Swing 2015 sicherstellen.

Einer, der etwas dagegen hat, ist Jimmie Johnson. El Cajon, die Heimatstadt des sechsmaligen NASCAR-Champions, liegt rund zwei Autostunden südlich von Fontana. Somit darf sich auch "Six-Pack" der Unterstützung seiner Anhänger sicher sein. Mit seinen fünf Siegen in den Jahren 2002, 2007, 2008, 2009 und 2010 liegt Johnson in der Fontana-Statistik klar vorn. In besonderer Erinnerung geblieben ist ihm der Triumph vom 28. April 2002. Kein Wunder, schließlich war es der erste seiner inzwischen 71 Sprint-Cup-Siege.

"Dieser erste Sieg wird immer einer der größten Momente meiner Karriere bleiben", bekennt Johnson und erinnert sich: "Damals lastete ein unglaublicher Druck auf dem Team mit der Startnummer 48. Wir hatten das Material, mit dem Jeff (Teamkollege und Mentor Gordon) Meisterschaften gewonnen hatte, aber wir waren eine neue Mannschaft. Der Sieg nahm ein unglaubliches Gewicht von meinen eigenen Schultern und denen von Chad (Crewchief Knaus; Anm. d. Red.). Zudem war es ein irres Gefühl, in meinem Heimatstaat zu gewinnen. Da uns das im Verlauf der Jahre noch viermal gelungen ist, ist die Strecke eine ganz besondere für mich."

Kyle Larson peilt ersten Sprint-Cup-Sieg an

Kyle Larson

Kyle Larson im Ganassi-Chevy: Nach Platz zwei im Vorjahr erneut ein Sieganwärter? Zoom

Neben Harvick, Johnson und Fontana-Premierensieger Gordon sind Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet), A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet), Casey Mears (Germain-Chevrolet), David Gilliland und Cole Whitt (beide Front-Row-Ford), Josh Wise (Parsons-Ford) sowie Matt DiBenedetto (BK-Toyota) die weiteren Kalifornier im Starterfeld. Sie alle wollen am Wochenende vor heimischem Publikum eine gute Figur machen.

Larson brennt darauf, den ersten Sprint-Cup-Sieg seiner Karriere einzufahren. Das Pflaster könnte besser kaum sein. Im vergangenen Jahr sicherte er sich am Fontana-Samstag seinen ersten Sieg in der Xfinity-Serie (damals Nationwide-Serie). Tags darauf lieferte er sich ein sehenswertes Duell mit Kyle Busch um den Sieg im Sprint-Cup-Rennen und musste sich dem Routinier von Joe Gibbs Racing nur knapp geschlagen geben.

"Ich freue mich tierisch auf den Auto Club Speedway. Er ist eine meiner Lieblingsstrecken, weil es viel Platz gibt und man nahezu jede erdenkliche Linie fahren kann. Ich werde versuchen, gegenüber dem Vorjahr eine Position weiter vorn ins Ziel zu kommen", so die Kampfansage von Larson, der sich im vergangenen Jahr die Krone des besten Rookies aufsetzte und dessen Premierensieg gemeinhin als überfällig gilt.

Findet Tony Stewart endlich in die Erfolgsspur zurück?

Tony Stewart

Tony Stewart hat den schlechtesten Saisonstart seiner Karriere hinter sich Zoom

Vorjahressieger Kyle Busch, der auch im Jahr 2013 in Fontana triumphierte, ist bei der diesjährigen Auflage nicht am Start. Der Gibbs-Pilot erholt sich weiterhin gut von seinen Beinverletzungen, die er sich beim Saisonauftakt der Xfinity-Serie in Daytona zugezogen hat. Bis zum Comeback im Cockpit wird aber noch eine gewisse Zeit vergehen.

Derweil hat sich Bruder Kurt Busch am vergangenen Wochenende in Phoenix mit Platz fünf eindrucksvoll zurückgemeldet und blickt nun erwartungsvoll auf die Fontana-Action voraus. "Es ist eine aufregende Strecke, auf der es vor allem bei den Restarts heiß hergehen kann. Es gibt Platz genug für vier Autos nebeneinander. Dank des 2015er-Regelpakets mit weniger Motorleistung wird dem Windschatten eine noch größere Bedeutung zukommen als in der Vergangenheit", ist der Stewart/Haas-Pilot überzeugt.

Teamboss Tony Stewart hat derweil ganz andere Sorgen. Mit den Plätzen 42, 30, 33 und 39 hat "Smoke" den schlechtesten Saisonstart seiner 17 Jahre umfassenden Sprint-Cup-Karriere hinter sich. Sollte er am Sonntag in der Führungsrunde ins Ziel kommen, wäre dies für den dreimaligen NASCAR-Champion eine Premiere in diesem Jahr. Keine Frage, es kann nur aufwärts gehen.

Schlägt Martin Truex Jr. den Stars ein Schnippchen?

Martin Truex Jun.

Martin Truex Jr. kommt als Tabellendritter mit viel Vorfreude nach Fontana Zoom

Einer, der am Wochenende einmal mehr positiv auf sich aufmerksam machen möchte, ist Martin Truex Jr. Ganz im Gegensatz zu Stewart kommt der Einzelkämpfer in Diensten von Furniture Row Racing mit der Empfehlung von vier Top-10-Platzierungen aus den vier bisherigen Saisonläufen nach Kalifornien. Eine solche Statistik weisen neben Truex Jr. nur "Man of the Moment" Kevin Harvick und Daytona-500-Sieger Joey Logano (Penske-Ford) auf. Ergo belegen diese drei Piloten derzeit auch die ersten drei Plätze der Gesamtwertung.

Was Truex Jr. - den vermeintlichen Underdog in diesem Dreigespann - betrifft, so ist dieser optimistisch, die Serie an Top-10-Platzierungen am Sonntag auf fünf ausbauen zu können. "Keine Frage, ich freue mich auf Kalifornien", sagt der im vergangenen Jahr schwer gebeutelte Furniture-Row-Pilot und erklärt, warum: "Im Herbst absolvierten wir auf dieser Strecke einen Reifentest mit dem 2015er-Regelpaket. Dabei haben wir viel gelernt, was uns im bisherigen Verlauf dieser Saison von Nutzen war."

"Ich hatte in Atlanta und Vegas ein gutes Auto. Das ist ein guter Indikator, dass wir auf den 1,5-Meilen- und Zwei-Meilen-Ovalen gut aussehen sollten. Ich habe so das Gefühl, dass auch das kommende Wochenende ein gutes für uns wird", strotzt der wiedererstarkte Truex Jr. vor Selbstbewusstsein. Zur Erinnerung: In Atlanta und Las Vegas kamen für ihn die Plätze sechs und zwei heraus.

Neue Regelung für das Qualifying

Chaos im Qualifying zum Daytona 500

Ein Chaos wie im Daytona-500-Qualifying soll es ab sofort nicht mehr geben Zoom

Mit dem beim zweiten Saisonlauf in Atlanta eingeführten 2015er-Regelpakt haben die Piloten inzwischen drei Rennen Erfahrung. Am Fontana-Wochenende steht ihnen nun die nächste Neuerung ins Haus. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Anpassung des technischen, sondern vielmehr des sportlichen Regelwerks. Konkret dreht es sich um das Qualifying.

Infolge der teilweise chaotischen Szenen bei den "Zeitenjagden" der vergangenen Wochen und Monate hat NASCAR reagiert und beginnend mit Fontana eine Regeländerung eingeführt. Die Fahrzeuge stehen während der einzelnen Qualifying-Segmente nun nicht mehr mit der Schnauze, sondern mit dem Heck an der Boxenmauer. Damit soll das Risiko von Kollisionen in der Boxengasse verringert werden, weil die Piloten nun vorwärts statt rückwärts aus ihrem jeweiligen Boxenplatz losfahren. Die Anregung für die Regeländerung kam übrigens von den Fahrern. Die NASCAR-Bosse haben daraufhin wie gewohnt unkompliziert reagiert.

Somit ist alles angerichtet für den fünften Sprint-Cup-Saisonlauf. Die Meldeliste umfasst 45 Einträge. Im Vergleich zur Vorwoche gibt es drei Änderungen. Bei Circle Sport wird der Chevy mit der Startnummer 33 von Xfinity-Routinier Brian Scott gefahren. Der RAB-Toyota (Startnummer 29) ist mit Reed Sorenson wieder dabei, hingegen wurde der zweite Premium-Chevy (Startnummer 66) von der Meldeliste zurückgezogen. Die Grüne Flagge zum Auto Club 400 über 200 Runden wird für Sonntag gegen 20:45 Uhr MEZ erwartet. Motorvision TV überträgt ab 20:00 Uhr live. Am Mikrofon sitzen diesmal Lenz Leberkern und Pete Fink.

Der Zeitplan für Fontana (MEZ):

Freitag, 20. März:
20:00 Uhr: Erstes Freies Training

Samstag, 21. März:
00:50 Uhr: Qualifying in drei Segmenten
16:30 Uhr: Zweites Freies Training
19:30 Uhr: Happy-Hour
21:00 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 22. März:
20:45 Uhr: Auto Club 400 (200 Runden; ab 20:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Fontana:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 David Ragan (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
20. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
24. 29 Reed Sorenson (RAB-Toyota)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
26. 32 Mike Bliss (FAS-Ford)
27. 33 Brian Scott (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
32. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
33. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
34. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
35. 44 Travis Kvapil (Xtreme-Chevrolet)
36. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
37. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
38. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
39. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
40. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
41. 62 Brendan Gaughan (Premium-Chevrolet)
42. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
43. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
44. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
45. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Fontana-Sieger auf einen Blick:

2014: Kyle Busch
2013: Kyle Busch
2012: Tony Stewart
2011: Kevin Harvick
2010: Jimmie Johnson / Tony Stewart
2009: Matt Kenseth / Jimmie Johnson
2008: Carl Edwards / Jimmie Johnson
2007: Matt Kenseth / Jimmie Johnson
2006: Matt Kenseth / Kasey Kahne
2005: Greg Biffle / Kyle Busch
2004: Jeff Gordon / Elliott Sadler
2003: Kurt Busch
2002: Jimmie Johnson
2001: Rusty Wallace
2000: Jeremy Mayfield
1999: Jeff Gordon
1998: Mark Martin
1997: Jeff Gordon