• 23.02.2008 16:17

  • von Fink/Hausmann

Fall Gordon: Sogar der Sponsor schaltet sich ein

Das NASCAR-Strafmaß gegen Robby Gordon erscheint unangemessen - Dodge nimmt den Fehler auf sich, und Sponsor Jim Beam protestiert heftig

(Motorsport-Total.com) - Für eine von der NASCAR noch nicht abgenommene Dodge-Nase muss Robby Gordon 100 Fahrer- und Ownerpunkte abgeben, 100.000 US-Dollar Strafe zahlen und sechs Wochen lang auf seinen Crewchief Frank Kerr verzichten - das empfindet nicht nur Robby Gordon als eine zu harte Strafe, auch Dodge und Sponsor Jim Beam appellieren an NASCAR.

Titel-Bild zur News: Robby Gordon

Robby Gordon erlebt bisher kein allzu gutes Jahr 2008

Der Entscheidung von Gordon, ein Satellitenteam der Gillett-Evernham-Mannschaft zu werden, und damit auch der Wechsel von Ford zu Dodge, kam wohl doch etwas zu schnell zustande. Die Euphorie über den achten Platz in Daytona am letzten Sonntag verflog schnell, als Robby Gordon bemerken musste, dass NASCAR die Fahrer zwar auffordert wieder zu sagen, was sie denken - aber technische Modifikationen am Car of Today auch in Zukunft hart bestrafen will.#w1#

Gordon war sich zwar darüber im Klaren, dass eine Strafe auf ihn zu kommen würde, das überharte Strafmaß hat ihn jedoch missgestimmt: "Ich hasse es, Punkte zu verlieren", erklärte er am Freitag in Fontana. "Ich vermutete eine Strafe von 25 Punkten, die uns auf Platz 16 in der Gesamtwertung zurückgeworfen hätte, und damit hätte ich wahrscheinlich leben können."

Doch die 100 Punkte Abzug empfindet der 39-Jährige im Kampf um den so wichtigen Platz 35 als "lebensbedrohend für unser Rennteam." Vor allem deswegen, weil ihn und seine Mannschaft keine Schuld trifft. "Das war eine unglückliche Aneinanderreihung menschlicher Irrtümer, die sich aus der sehr kurzen Periode ergeben haben, die Robby Gordon Motorsports zur Verfügung hatte, um sich rechtzeitig auf das Daytona 500 vorzubereiten", erklärte Dodge-Direktor Kipp Owen.

Dodge und Jim Beam pro Gordon

Dodge nahm damit indirekt die Schuld auf sich, was aus der Sicht von NASCAR jedoch offensichtlich zu vernachlässigen ist. Schließlich könnte man durchaus nachvollziehbar argumentieren, dass es alleine Sache von Teams und Herstellern ist, sich einen längeren Zeitraum für so einen Markenwechsel zu nehmen.

Robby Gordon Dodge

Der von Jim Beam gesponsorte Dodge Charger von Robby Gordon Zoom

Klar ist jedoch auch, dass Gordon durch diese Strafe hart getroffen wurde und so bringt sich nun auch sein Sponsor Jim Beam in die Diskussion ein: "Robby Gordons Team hat einen ehrlichen achten Platz beim Daytona 500 erreicht, und dies durch unermüdliche Anstrengungen, durch die Qualität des Teams und Charakter - nicht wegen Regelverletzungen", erklärt Thomas Flocco, der Präsident der Beam Global Spirits and Wine Inc. in einem offenen Brief an NASCAR-Chef Mike Helton.

"Ihre NASCAR-Offiziellen haben selber gesagt, dass es Robby Gordon nicht darum ging, sich einen Wettbewerbsvorteil zu erschleichen, sondern noch vor dem Rennen wurde ein ehrlicher Fehler von seinem Team behoben. Ihre Entscheidung ist gegenüber Robby, seinen Sponsoren und Fans hochgradig unfair. Wir unterstützen die Regeln der NASCAR, wir fordern aber auf, diesen Fall nochmals aufzunehmen. Dabei sollten sie nicht nur die rechtliche, sondern vor allem die wettbewerbliche Komponente berücksichtigen."

Viel Initiative für Gordon

Jim Beam-Angestellte sammeln derweil in Fontana fleißig Unterschriften, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den Kalifornier zu erreichen. Ähnlich harte Strafen wurden im letzten Jahr in Daytona gegen die Teams von Michael Waltrip Racing verhängt, die allerdings mit verbessertem Rennbenzin experimentierten - nach NASCAR-Regelwerk ein ungleich härteres Vergehen. Robby Gordon ist andererseits als Pilot und Teamchef bekannt, der die Regeln der NASCAR gerne kreativ auslegt.

Robby Gordon

Der "Sünder" Robby Gordon - lässt sich NASCAR vielleicht umstimmen? Zoom

Der vorliegende Fall wird nun durch die Einschaltung eines Sponsors in sportliche Belange pikant. NASCAR hat nach Meinung vieler Experten beim Strafmass über das Ziel hinausgeschossen. Lenkt NASCAR aber nun ein, dann muss sich Mike Helton den Vorwurf gefallen lassen die Meinungen von Sponsoren mehr zu berücksichtigen, als die der Teams - sprich wirtschaftliche Belange über sportliche Interessen zu stellen. Dies ist nach dem Streit mit AT&T und Nextel eine wiederum schwierige politische Situation, in die sich NASCAR gerade manövriert.

Robby Gordon durfte derweil an einer Pressekonferenz der Top-10-Finisher von Daytona in Fontana nicht teilnehmen. Er vermutet, dass NASCAR die unabhängigen Teams aus der NASCAR verbannen möchte. Bereits am Donnerstag hatte Gordon angekündigt gegen die NASCAR-Entscheidung Einspruch einlegen zu wollen. In jedem Fall beginnt das Jahr 2008 nicht nach dem Gordon-Geschmack - erst das Dakar-Fiasko, nun der Rückschlag im Kampf um die Top 35.