• 15.11.2010 01:10

  • von Pete Fink

Edwards siegt im Benzin-Krimi - Titel völlig offen!

Dramatik in der NASCAR: Carl Edwards gewinnt den Sprit-Poker von Phoenix - ein Rennen vor Saisonende ist in Sachen Titel jetzt alles möglich!

(Motorsport-Total.com) - Ein Rennen vor dem Saisonende steht nur eines fest: Der NASCAR-Titelkampf 2010 ist wirklich nichts für schwache Nerven. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota), Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) liegen um winzige 46 Punkte getrennt. Alle drei Piloten haben am nächsten Sonntagabend in Homestead eine echte Titelchance. Der Ausgang ist völlig offen - alles ist möglich!

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards feiert seinen Phoenix-Erfolg mit dem standesgemäßen Salto

Der strahlende Phoenix-Sieger hieß Benzin-König Carl Edwards (Roush-Ford), der damit eine 70 Sprint-Cup-Rennen währende Durststrecke beendete. "Das haben wir ganz dringend gebraucht", strahlte der Gesamtvierte, der am Samstagabend bereits das Nationwide-Rennen gewonnen hatte. "Unser Ford Fusion hat einen großartigen Benzinverbrauch. Ich kann das alles noch gar nicht glauben."

Der große Pechvogel des Arizona-Sonntags war jedoch Denny Hamlin. Der Tabellenführer dominierte in der Wüste von Arizona klar, zeigte von Beginn an ein fulminantes Rennen und katapultierte sich von seinem 17. Startplatz aus binnen elf Runden in die Top 10. Nach 66 von insgesamt 312 Runden übernahm der schwarze Gibbs-Toyota die Führung und nach 217 Runden hatte er mit 190 Führungsrunden die maximalen zehn Bonuspunkte aufgesammelt. Dann kippte das Szenario dramatisch.

Tiefschlag für Hamlin

Carl Edwards, Denny Hamlin

Denny Hamlin hatte die Sache in Arizona 190 Runden lang fest im Griff Zoom

Denn wie so oft kam es am Ende zu einem Benzin-Krimi, dessen Opfer der 29-Jährige wurde. Als es in den Runden 222 und 233 zu zwei Gelbphasen kurz hintereinander kam, ging Spitzenreiter Hamlin nur in der ersten Caution-Periode an die Box. Da es bis zum Rennende Grün blieb, fehlte ihm Benzin für zwölf Runden. Zuviel für den ungewöhnlich durstigen Toyota Camry. Hamlin musste in Runde 298 einen Notstopp einlegen, fiel dadurch bis auf Rang 19 zurück und wurde am Ende Zwölfter.

"Ich bin unglaublich enttäuscht", kommentierte Hamlin. "Wir hatten ein Super-Auto und eine tolle Ausgangsposition. Leider ging für uns die Strategie nicht auf. Nun geht es darum, in der kommenden Woche das Homestead-Rennen zu gewinnen." Hamlin verlor gegenüber Johnson und Harvick an Boden, rettete aber einen hauchdünnen Punktevorsprung von 15 Zählern auf Verfolger Johnson. Angesichts seiner bärenstarken Phoenix-Vorstellung nur ein schwacher Trost.

Johnsons Hendrick-Chevrolet hatte im gesamten Rennverlauf keine Chance, ganz vorne an der Spitze mitzuhalten. Der Kalifornier arbeitete sich langsam durch das Feld, tauchte erst nach 119 Runden in den Top 5 auf und biss sich in der Folge dort fest. Wie Hamlin tankte er zum letzten Mal in Runde 222 und schaffte es tatsächlich, im Spritsparmodus 89 Runden auf dem Einmeilenoval zu drehen.

Johnson und Harvick holen auf

Am Ende sprang Rang fünf heraus, womit Johnson immerhin 18 Punkte gegenüber Hamlin gut machen konnte. "Ich habe alles Menschenmögliche getan, um das Gaspedal in Ruhe zu lassen", schilderte der Abonnementsmeister seine finale Strategie. "Jetzt wird es nächste Woche eine unglaubliche Show geben." Das große Aber: Johnson hat in Homestead noch nie gewinnen können!

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson hatte in Phoenix nicht mehr als ein Top-5-Auto Zoom

Kevin Harvick war im Rennverlauf eigentlich schon weg vom Fenster. Ein früher Mauerkontakt und eine Auseinandersetzung mit A.J. Allmendigers Petty-Ford in der Boxengasse tat der Aerodynamik seines Childress-Chevrolet ganz sicher nicht gut. Zu allem Überfluss verlor er beim Reifenwechsel in Runde 222 links hinten eine Radmutter und musste noch einmal an die Box.

Harvick war somit auf Platz 19 zurückgefallen und profitierte von der Gelbphase kurze Zeit später: Er ging an die Box und holte sich damit den nötigen Sprit. Der Lohn war Platz sechs und 13 gut gemachte Punkte auf Tabellenführer Hamlin. "Wir haben Glück gehabt", urteilte Harvick. "Unser Auto war vor allem im Verkehr nicht gut. Aber okay - wir haben immer noch eine Chance auf den Titel."

Edwards und das Benzin

So kam es, dass Edwards in die Victory Lane fahren durfte. Es wäre jedoch völlig unangemessen, aufgrund des Sprit-Pokers von einem klassischen Abstaubersieg zu sprechen, denn der Roush-Pilot hatte Hamlin in Runde 265 auf der Strecke überholen können. Edwards wäre bei einem normalen Rennverlauf vermutlich der einzige Hamlin-Konkurrent um den Phoenix-Sieg gewesen.

Kevin Harvick

Hinten links klemmt es: Kevin Harvick beim Boxenstopp in Phoenix Zoom

Platz zwei ging an Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) vor Joey Logano (Gibbs-Toyota) und Greg Biffle (Roush-Ford). Hinter Johnson und Harvick fuhren Matt Kenseth (Roush-Ford; 7.) Mark Martin (Hendrick-Chevrolet; 8.) Kurt Busch (Penske-Dodge; 9.) und Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 10.) in die Top 10.

Auch dessen Teamkollege Juan Pablo Montoya gehörte zu den Benzin-Opfern. Nachdem sich der Kolumbianer von seinem 35. Startplatz aus trotz eines extrem nervösen Hecks an die Top 10 herangearbeitet hatte, profitierte er in der ominösen Runde 233 von einem kurzen Tankstopp mit nur zwei neuen Reifen. Plötzlich lag Montoya aussichtsreich auf Rang fünf.

Thriller in Homestead

In der festen Annahme, dass sein Benzin bis zur Zielflagge reichen würde, kämpfte er sich bis auf Platz zwei nach vorne - bevor ihm in der letzten Runde tatsächlich der Sprit ausging. Ein zur gesamten Montoya-Saison 2010 passendes Szenario, denn statt Platz zwei wurde er nur auf Position 16 gewertet.


Fotos: NASCAR in Phoenix


So sind nun alle Zutaten für einen echten NASCAR-Thriller zusammen. Hamlin geht als Tabellenführer und Vorjahressieger nach Homestead, musste in Phoenix aber einen herben Tiefschlag einstecken. Johnson konnte sich in den Vorjahren damit begnügen, beim Finale in Florida einen sicheren Punktevorsprung nach Hause zu fahren, was 2010 definitiv nicht der Fall sein wird.

Oder heißt es am nächsten Sonntagabend urplötzlich: "Where did he come from?" und Kevin Harvick schafft tatsächlich eine Riesenüberraschung? Alles ist möglich, das Ford 400 auf dem Homestead-Miami Speedway wird es zeigen. Der Rennstart zu einem NASCAR-Klassiker ist für 19:15 Uhr MEZ vorgesehen. Sicher ist bereits jetzt eine Sache: Es wird unglaublich spannend werden!

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