• 15.09.2009 09:42

  • von Pete Fink

Die zwölf Titelkandidaten der NASCAR-Playoffs

Wer gewinnt den NASCAR-Titel 2009? Seit Richmond ist entschieden, dass nur noch zwölf Piloten die Chance haben, sich zum neuen Champion zu krönen

(Motorsport-Total.com) - Seit dem frühen Sonntagmorgen stehen die zwölf Piloten fest, die im Chase den NASCAR-Titel des Jahres 2009 ausfahren werden. In den kommenden zehn Rennen streiten sich Mark Martin, Jimmie Johnson, Jeff Gordon (alle Hendrick-Chevrolet), Tony Stewart und Ryan Newman (beide Stewart/Haas-Chevrolet), Carl Edwards und Greg Biffle (beide Roush-Ford), Denny Hamlin (Gibbs-Toyota), Kasey Kahne (Petty-Dodge),Kurt Busch (Penske-Dodge), Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) und Brian Vickers (Red-Bull-Toyota) um die begehrteste Krone im US-amerikanischen Motorsport.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards, Brian Vickers, Ryan Newman, Kurt Busch, Tony Stewart, Denny Hamlin, Jimmie Johnson, Jeff Gordon, Mark Martin, Kasey Kahne, Greg Biffle, Juan Pablo Montoya

Diese zwölf Piloten streiten sich um den NASCAR-Titel des Jahres 2009

Es gibt wohl niemanden in der NASCAR-Garage, der Mark Martin seinen ersten Titel missgönnen würde. Viermal (1990, 1994, 1998 und 2002) schrammte der mittlerweile 50-jährige NASCAR-Oldie als Vize-Champion knapp an der Meisterschaft vorbei. Nun geht der früher oft verbissen wirkende Sympathieträger die Playoff-Rennen 2009 in aller Lockerheit an.#w1#

"Ein Titel kann meine Karriere nicht mehr definieren", sagte Martin nach dem Richmond-Rennen. Zu Recht, denn erst vor ein paar Wochen feierte er in Bristol seinen NASCAR-Start Nummer 1.000. Eine beeindruckende Zahl für den nach wie vor drahtigen Veteran, der nach vier Saisonsiegen und 40 Bonuspunkten als topgesetzter Pilot in den Chase startet. Sein großes Plus: Zu dieser Lockerheit und seiner Routine sitzt er in einem Hendrick-Chevrolet.

Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet):

Tony Stewart weiß ganz genau, wie man einen NASCAR-Titel holt. 2002 und 2005 glückte ihm dieses Kunststück in Diensten von Joe Gibbs Racing. Nun ist "Smoke" wieder da, wenn auch mit ganz anderen Vorzeichen. Seit Saisonbeginn 2009 wurde der einstige Bösewicht zum Teambesitzer - und entpuppt sich seitdem als gewiefter Geschäftsmann.

Tony Stewart, Jimmie Johnson

Raufen sich Jimmie Johnson und Tony Stewart 2009 um den Titel? Zoom

Denn während andere Teams unter der Finanzkrise ächzen, angelte sich Stewart einen Topsponsor nach dem anderen. Zudem überraschte er die Konkurrenz, als er in seinem Kunden-Chevy von Hendrick Motorsports locker auf dem gleichen Level fuhr. Das ist auch das große Problem der Kontrahenten: Zählt man Stewart und Ryan Newman dazu, kommen nicht weniger als fünf der zwölf Chase-Autos aus dem Hause Hendrick.

Jimmie Johnson (Hendrick-Chevy):

Wer würde auf die Idee kommen, in einem NASCAR-Chase gegen Jimmie Johnson zu wetten? Immerhin gewann der Kalifornier den NASCAR-Titel 2006, 2007 und 2008 dreimal in Folge. In dieser Saison hatte es bisher den Anschein, als würde das Johnson-Team - trotz dreier Saisonsiege - noch nicht auf Top-Niveau performen können.

Doch dieses Spiel kennt die Konkurrenz aus den vergangenen Jahren bestens. Sobald der Chase beginnt, begeben sich Johnson und sein kongenialer Crewchief Chad Knaus üblicherweise sofort in Bestform. Schon aus den Lehren der Vergangenheit gilt also ganz klar: Wer den NASCAR-Titel 2009 holen will, der muss Jimmie Johnson schlagen. Und dies ist weiß Gott kein leichtes Unterfangen.

Denny Hamlin (Gibbs-Toyota):

Viele Szenebeobachter sind sich einig: Heimlich, still und leise hat sich Denny Hamlin in die Rolle eines Geheimfavoriten gefahren. Nach dem Ausscheiden von Kyle Busch ist Hamlin der letzte Mohikaner aus dem so starken Team von Joe Gibbs Racing. Deren neue Nummer eins überzeugte in den vergangenen Wochen und Monaten zudem durch die in der NASCAR so wichtigen Konstanz.

Mark Martin, Jeff GordonBristol, Bristol Motor Speedway

Mark Martin und Jeff Gordon: Zwei Teamkollegen auf Titelkurs? Zoom

In den vergangenen Jahren litt die Hamlin-Mannschaft allzu oft unter unnötigen Fehlern und technischen Defekten. Dieses große Manko scheint in der Sprint-Cup-Saison 2009 der Vergangenheit anzugehören. Zudem holte sich der 28-Jährige mit seinem Heimsieg in Richmond direkt vor den Playoffs ein im Titelkampf extrem wertvolles Gut: Jede Menge Selbstvertrauen.

Kasey Kahne (Petty-Dodge):

Das ganz große Plus von Kasey Kahne im NASCAR-Chase 2009 ist die simple Tatsache, dass der Petty-Pilot nichts zu verlieren hat. Nach vielen Umorganisationen (erst Evernham, dann Gillett, nun Petty) gelang es nur Kahne, die Fahne des einstigen Dodge-Aushängeschilds gebührend hoch zu halten.

Zwei Saisonsiege in Sonoma und Atlanta taten ihr Übriges, um Kahne einen verdienten Playoff-Platz zu garantieren. Ist damit das Optimum ausgeschöpft? Sein großer Nachteil: Der 29-Jährige aus dem kleinen Nest Enumclaw im US-Bundesstaat Washington steht in den Playoffs ohne die Schützenhilfe der Teamkollegen allein auf weiter Flur.

Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet):

Es ist mittlerweile ein langer Weg. Seit Ende 2001 befindet sich Jeff Gordon auf seinem persönlichen "Drive for Five". Mit vier Titeln (1995, 1997, 1998 und 2001) ist der Kalifornier nach wie vor der erfolgreichste aktive Pilot, doch selbst teamintern lief ihm in den vergangenen Jahren sein einstiger Schützling Jimmie Johnson den Rang ab.

Kurt Busch, Kyle Busch, Las Vegas, Las Vegas Motor Speedway

Nach dem Aus von Kyle steht nur Kurt Busch (re.) in den NASCAR-Playoffs Zoom

Die große Frage in der NASCAR-Garage lautet demnach: Kann Jeff Gordon - mittlerweile 38 Jahre alt und von hartnäckigen Rückenproblemen geplagt - tatsächlich noch einmal zurückschlagen? Zu sicher sollte sich die Konkurrenz nicht sein. 2007 bewies er seine Stärke zuletzt, als er lediglich von einem schier übermächtigen Johnson knapp geschlagen wurde.

Kurt Busch (Penske-Dodge):

Nach dem vorzeitigen Aus von Kyle Busch obliegt es dem sieben Jahre älteren Kurt Busch, die Familienehre der Buschs zu verteidigen. Natürlich zählt der NASCAR-Champion des Jahres 2004 auf den ersten Blick nicht zum ganz engen Favoritenkreis, zudem brachte der Abschied von Crewchief Pat Tryson zusätzliche Unruhe ins Team.

Doch Roger Penske ist ein alter Fuchs und wie gut das Busch-Team mit dem anstehenden Tryson-Abgang umgehen konnte, bewies der 31-Jährige in Richmond, als er hinter Denny Hamlin hervorragender Zweiter wurde. Kurt Busch ist die unumstrittene Nummer eins im Team, der alle Ressourcen hinter sich weiß. Das gilt auch für den Hersteller, denn Dodge wird ab 2010 seine Karten ganz auf das Penske-Team setzen.

Brian Vickers (Red-Bull-Toyota):

Eigentlich könnte Brian Vickers die Sprint-Cup-Saison 2009 bereits in völliger Zufriedenheit beenden. Mit seinem Sieg in Michigan und der Chase-Qualifikation von Richmond hat das Red-Bull-Team alle seine Saisonziele 2009 erfüllen können. Alles, was nun noch folgen wird, ist für die USA-Abteilung von Dietrich Mateschitz nichts anderes als eine Kür.

Carl Edwards, Greg Biffle

Mit Greg Biffle und Carl Edwards schafften nur zwei Roush-Fords den Chase Zoom

Genau dies macht Vickers jedoch gefährlich und für die Konkurrenz ganz schwer einzuschätzen. Denn der dunkelblaue Toyota Camry ist vor allen auf den größeren Ovalen schnell unterwegs. Zudem hat Vickers keinerlei Druck und ist dadurch jederzeit in der Lage, dem NASCAR-Establishment bittere Nadelstiche zu versetzen.

Carl Edwards (Roush-Ford):

Es gibt keinen Zweifel: Das Team von Jack Roush zählt zu den großen Enttäuschungen der Sprint-Cup-Saison 2009. Diese Entwicklung machte auch vor Carl Edwards nicht halt. Entpuppte sich der Ford Fusion mit der Startnummer 99 vor Jahresfrist noch als der ganz große Titelkonkurrent von Jimmie Johnson, so blieb von dieser Herrlichkeit anno 2009 nichts übrig.

Auch nach 26 Saisonrennen wartet das Edwards-Team noch immer auf den ersten Saisonsieg und hatte zuletzt Mühe, überhaupt in die Top 10 vorzudringen. Zu allem Überfluss verletzte sich der 30-Jährige noch an seinem Gasfuß. Doch wenn jemand in der Lage ist, das NASCAR-Ruder schnell herumzuwerfen, dann sind es Jack Roush und Co. Nur: In dieser Situation müsste ein solcher Effekt blitzschnell kommen.

Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet):

Juan Pablo Montoya sorgte mit seiner Chase-Qualifikation gleich für eine doppelte Premiere: Zum ersten Mal steht ein Nicht-Amerikaner in den Playoffs und zum ersten Mal fährt ein Auto von Chip Ganassi um den NASCAR-Titel mit. Eine stolze Leistung für ein von vielen Spöttern oft totgesagtes Team. Zudem bewies Crewchief Brian Pattie mit seiner konservativen Herangehensweise Weitblick, denn Montoya kam ohne einen einzigen Sieg in die Playoffs.

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya fuhr allen Unkenrufen zum Trotz in den Chase Zoom

Die große Frage ist nun, inwieweit der Kolumbianer bereit ist, diese defensive Strategie im Saisonfinale weiterzuführen. Es bestehen keine Zweifel an den fahrerischen Qualitäten Montoyas, der sich selbst mittlerweile als waschechter NASCAR-Pilot sieht. Die Konkurrenz riskiert jedenfalls ein wachsames Auge, denn der EGR-Chevy ist auf allen Streckentypen schnell.

Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevy):

Es war schon eine faustdicke Überraschung, als neben Teambesitzer Tony Stewart auch der zweite Stewart/Haas-Chevy von Ryan Newman den Sprung in die Playoffs schaffte. Damit steht die Erfolgsquote der bisherigen NASCAR-Hinterbänkler auf 100 Prozent und alleine dieser Fakt ist aller Ehren wert.

Der graduierte Fahrzeugingenieur mit dem Spitznamen "Rocket Man" kennt das Playoff-Gefühl aus den Jahren 2004 und 2005, damals noch in Diensten von Roger Penske. Doch mehr als die Endplätze sechs und sieben sprangen für den Mann aus Indiana bisher nicht heraus. Im Chase 2009 ist Newman erneut einer der Außenseiter, denn es ist zu vermuten, dass sich die Ressourcen bei SHR auf die Nummer eins, Tony Stewart, konzentrieren werden.

Greg Biffle (Roush-Ford):

Vor einem Jahr schockte Greg Biffle die versammelten NASCAR-Asse, als er in Loudon und Dover gleich die beiden ersten Chase-Rennen in Folge gewann. Am Ende landete der 38-Jährige aus dem Nordwesten der USA auf Platz drei, und lieferte damit nach 2005 - Vizemeister hinter Tony Stewart - sein bislang zweitbestes Resultat ab.

2009 schafften nur zwei der fünf starken Roush-Ford die Chase-Qualifikation. Während Matt Kenseth, Jamie McMurray und David Ragan allesamt scheiterten, setzten sich Biffle und Carl Edwards mit einiger Mühe durch. Bei Jack Roush läuft derzeit nur wenig zusammen, weshalb auch Biffle mit sehr gedämpften Erwartungen in die Playoffs geht.