• 09.08.2010 04:06

  • von Pete Fink

Die Pressekonferenz von Montoya und Pattie

Ein gut gelauntes Ganassi-Duo Juan Pablo Montoya und Crewchief Brian Pattie sprachen nach dem Watkins-Glen-Sieg auf der Pressekonferenz

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya und Crewchief Brian Pattie waren nach dem Watkins-Glen-Sieg natürlich gemeinsam auf der Pressekonferenz. Hier die wichtigsten Auszüge der beiden gut gelaunten Protagonisten, die mit ihrem Sprint-Cup-Sieg eine lange Durststrecke beenden konnten. Für Montoya war es der zweite Erfolg nach Sonoma im Juni 2007, für Pattie der erste Sprint-Cup-Sieg überhaupt.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Watkins-Glen-Sieg: Riesenjubel rund um Juan Pablo Montoya

Frage: "Juan, Gratulation zum Sieg. Es war eine tolle Vorstellung von dir und deinem Team..."
Juan Pablo Montoya: "Ja, wir haben den Auftrag ausgeführt. Wir haben klug agiert und dieser Sieg ist eine große Sache."#w1#


Fotos: NASCAR in Watkins Glen


Frage: "Im Prinzip hast du keine Chance mehr auf den Chase. Wie viel Druck nimmt das weg? 2009 ging es nur um die Punkte, aber jetzt kannst du ohne Rücksichtnahme dein Rennen fahren..."
Montoya: "Das machen wir schon eine ganze Zeit. Aber klar: 2009 haben wir uns nur auf den Chase konzentriert. Da ging es nur um die Punkte. Es ging nicht darum, ob das Auto schnell oder langsam war, es ging darum, das Auto ins Ziel zu bringen."

"In diesem Jahr wollten wir das Gleiche machen, aber dann kamen ein paar Defekte und Kollisionen dazwischen. Plötzlich hatte ich drei Ausfälle in den ersten fünf Rennen. Und wenn dir das passiert, dann musst du reagieren. Dann musst du etwas aggressiver an die Sache herangehen und dann kamen die Fehler. Fehler von mir und Fehler vom Team. Aber so etwas schweißt das Team auch zusammen und ich denke, dass wir eine tolle Zukunft vor uns haben."

Montoya selbstkritisch

Juan Pablo Montoya Brian Pattie Crewchief

Zwischen Brian Pattie und Juan Pablo Montoya ist wieder alles im Lot Zoom

Frage: "Brian, das ist ganz sicher ein toller Moment für dich. Dein erster Sprint-Cup-Sieg als Crewchief. Gratulation dazu. Wie hast du diesen Tag erlebt?"
Brian Pattie: "Bis auf den mittleren Stint schien alles ganz einfach zu sein. Gegen Rennmitte hat uns die 47 ziemlich gejagt. Wir haben das Setup gut getroffen. Zu Beginn war es sehr gut, wir konnten eine große Lücke herausfahren. Gegen Ende haben wir den Luftdruck optimiert und die 47 hat offenbar ein wenig nachgelassen. Sie konnten nicht mehr das Quentchen zusetzen, das du brauchst, um im Sprint-Cup zu gewinnen."

Frage: "Es gab in den vergangenen Wochen oft die Begriffe Enttäuschung oder Frust. Über Funk wurden wir Zeugen eurer Wortwechsel. Wie ist eure Beziehung nun?"
Montoya: "Ganz einfach: Wir wollen beide gewinnen. Dazu müssen wir lernen, bessere Entscheidungen zu treffen. Das gilt auch für mich. Auch ich muss beim Fahren bessere Entscheidungen treffen, die dann wiederum dem Team dabei helfen, bessere Entscheidungen treffen zu können. Wir müssen noch enger zusammenarbeiten und verstehen, was wir machen müssen, um diese Rennen gewinnen zu können."

Pattie: "Es geht ganz einfach darum, so konstant gut wie die Jungs von Hendrick zu werden. Ich möchte konstant vorne mitfahren. Jede Woche und egal auf welchem Streckentyp. Ich möchte nicht ein Abbruchrennen gewinnen."

Montoya: "Also ich nehme so einen Sieg gerne mit. Aber es ist die einzige Möglichkeit, einen Titel zu holen. Du musst überall gut sein. Es ist ganz einfach: Du musst überall vorne mitfahren, wenn du Fünfter oder Sechster bist, dann reicht das nicht. Wenn du aber vorne fährst, dann kannst du eine Lücke aufreißen. Du bist in einer guten Position, aber den Pokal holst du nicht. Und dann wird es frustrierend. Für mich, für das Team, einfach für alle."

Am Ende geht es um die Wurst

Marcos Ambrose

Marcos Ambrose war am Sonntagabend der größte Ganassi-Gegner Zoom

Frage: "Wie viele Sorgen hat euch Marcos Ambrose heute bereitet? Vor allem gegen Rennmitte war er ein ernsthafter Siegkandidat."
Montoya: "Ich habe über Funk gefragt, warum er so hart zur Sache geht. Ich habe meine Bremsen geschont. Ich habe schon Gas gegeben, aber ich wollte sichergehen, dass ich am Ende, wenn es um die Wurst geht, auch noch gute Bremsen habe. Ich habe dann gehofft, dass ich beim letzten Restart ein wenig wegziehen kann. Dass ich einen stabilen Vorsprung bekomme, der ihn zwingt, 100 Prozent geben zu müssen. Und wenn er dann nicht wirklich aufholt, fängt er vielleicht an, Fehler zu machen. Ich weiß nicht, ob er Fehler gemacht hat, aber ich habe brutal Gas gegeben."

Pattie: "Im mittleren Stint war das Auto nicht bei 100 Prozent, weil der Reifendruck nicht gestimmt hat. Aber wir haben beim ersten Stopp nichts verändert, weil wir uns die Reifen genau ansehen wollten."

Montoya: "Am Ende war die Balance vorhanden. Im letzten Stint konnte ich eine schnelle Runde nach der anderen fahren. Und genau so gewinnst du Rennen."

Frage: "Nach der Zieldurchfahrt hast du dich bei deinen Jungs für die vergangene Woche entschuldigt. Wie waren deine Gedanken nach Pocono?"
Montoya: "Es war ein Missverständnis und wir haben darüber gesprochen. Ich ging zu weit und habe mich dafür entschuldigt. Ein Sieg ist eine schöne Wiedergutmachung finde ich. Denn die Jungs arbeiten wirklich rund um die Uhr."

Pattie: "Du nicht?"

Montoya: "Ich spiele Golf..."

Pattie: "Und?"

Montoya: "Windsurfen..."

Pattie: "Und?"

Montoya: "Ein bisschen Gokarts... Nein, ernsthaft. Meine Jungs verdienen das ganz einfach.

Keine Konstanz

Juan Pablo Montoya, Mark Martin, Marcos Ambrose

Einfach zu viele Crashes: Hier im NASCAR-Kolosseum von Bristol Zoom

Frage: "Brian, warum hast du eine Runde vor Schluss deine Box verlassen?"
Pattie: "Die weiße Flagge kam, damit war es vorbei, selbst wenn es noch eine Gelbphase gegeben hätte. Außerdem musste ich aufs Klo. Nein. Das ist doch normal. Zigtausend Leute stehen um dich herum und ich musste einmal kurz Luft holen.

Frage: "Am Freitag habt ihr fast ausschließlich für das Rennen gearbeitet. Juan hat nur zwei Quali-Runden gedreht. Wie sicher wart ihr euch?"

Pattie: "Wir sind lange Stints gefahren und die Pace war da. Wie war dein Kommentar noch? Es ist einfach, schnell zu sein? So etwas hörst du nicht oft, das war schon ein Kompliment. Natürlich wussten wir, dass uns eine gute Qualifikation helfen würde, speziell wenn dein Auto im Renntrimm gut ist. Der Freitag lief gut und wir wollten auch die Pole. Aber Dritter war auch nicht schlecht."

Montoya: "Das hast du mir nicht gesagt..."

Pattie: "Ich will immer alles gewinnen."

Frage: "Juan, hattest du die Möglichkeit, mit Jacques Villeneuve zu sprechen? Wie weit hilft euch eure Formel-1-Erfahrung auf den Rundkursen?"
Montoya: "Ich habe in Indy mit ihm gesprochen, hier gab es keine Zeit dazu. Es hilft vielleicht ein bisschen, aber die Autos sind einfach unterschiedlich. Extrem unterschiedlich. Die Grand-Am-Autos sind vielleicht so ein Mittelding und mittlerweile fühle ich mich in einem Grand-Am-Auto ziemlich komisch. Ganz ehrlich: Ich sehe mich nicht wieder in einem Formelauto."

Frage: "Wie sieht es mit deinen Emotionen aus? 2009 hast du den Chase geschafft, aber nicht gewonnen. In diesem Jahr ist es umgekehrt. Wie ist deine Stimmung?"
Montoya: "Der Chase ist schon eine ganze Weile unrealistisch. Dazu bräuchte man ein Wunder. Eine Woche gut, eine Woche schlecht. Auch ich habe in diesem Jahr viele Fehler gemacht, die dem Team sehr geschadet haben. Daran arbeiten wir. Aber es ist nicht alles schlecht. Wir können in diesem Jahr zum Beispiel gut lernen, was wir tun müssen, um die Sache besser zu Ende zu bringen. Das ist eine gute Vorbereitung für nächstes Jahr."

"Aber es ist schon seltsam. Meiner Meinung nach hatten wir 2009 nicht die Pace von diesem Jahr und wir sind ziemlich leicht in den Chase gekommen. In dieser Saison haben wir zwei Autos, die die Playoffs eigentlich ganz einfach schaffen müssten, aber beide Teams sind draussen."

Bis Darlington im Soll

Juan Pablo Montoya

Die Darlington-Stripes erwischten auch Juan Pablo Montoya Zoom

Frage: "Brian, wie siehst du bei Juan die Unterschiede zu 2009? Der Playoff-Druck ist weg und du warst es, der ihn jede Woche mit den Zahlen geimpft hat..."
Pattie: "Gut ist, dass unsere Autos die Pace haben und jede Woche vorne mitfahren. Und wir haben uns 2009 viel Respekt verdient, weil wir den Chase geschafft haben. Wir haben zwar keine Rennen gewonnen, aber wir haben das System ausgenutzt. Es war unser Weg und er hat funktioniert."

Montoya: "Dieses Jahr war der Plan, es etwas früher zu schaffen. Unsere Pace war einfach besser. 2009 war es für uns ein Wunder, überhaupt in die Top 10 zu kommen."

Pattie: "Nach Darlington hatten wir mehr Punkte als 2009. Da waren wir im Soll. Dann kamen zwei schlechte Wochen in Charlotte und Dover und ab da ging es bergab. Unsere Vorstellung war gut, aber die Resultate kamen nicht."

Frage: "Juan, du hattest in deiner Karriere noch nie eine so lange Durststrecke. Hast du eigentlich geglaubt, dass dieser Sieg niemals mehr kommen wird?"
Montoya: "Nein. Du fährst das Auto und musst jede Woche eine positive Einstellung mitbringen. Nur so kannst du diesen Job erledigen. Auch darüber haben wir gestern gesprochen."

Pattie: "Ich glaube nicht, dass die Menschen verstehen, wie hart das Geschäft hier ist."

Montoya: "Ganz genau."

Pattie: "Wir haben hier Indy-500-Champions, die sich nicht durchsetzen konnten. Juan ist die große Ausnahme. Das hier ist das obere Ende der Leiter. Klar ist weltweit gesehen die Formel 1 ganz vorne, aber in Sachen Wettbewerb spielt hier die Musik."

Montoya: "Hier sind die Strecken extrem unterschiedlich. Du musst auf einem Short-Track gut sein, bei den Restrictor-Plate-Rennen musst du draften können. Es gibt so viele Dinge, die ich noch lernen muss. Ich persönlich mache noch viele Fehler. Ich bin noch nicht zu 100 Prozent sicher, welche Entscheidungen die richtigen sind. Das ist eine Sache der Erfahrung und das müssen wir noch lernen."