• 15.02.2011 18:27

  • von Pete Fink

Das große Montoya-Interview

Juan Pablo Montoya steht vor seiner fünften NASCAR-Saison: Mit welchen Zielen geht der Kolumbianer in 2011 und wo drückte 2010 der Schuh?

(Motorsport-Total.com) - Für Juan Pablo Montoya begann die NASCAR-Saison 2011 wie gewohnt: Der Kolumbianer in Diensten von Earnhardt/Ganassi Racing wurde im Budweiser Shootout unverschuldet in eine Massenkarambolage verwickelt. Wie so oft im Vorjahr, denn zu viele Ausfälle führten 2010 dazu, dass Montoya den Sprint-Cup-Chase verpasste. Trotz einer durchaus guten Performance in den restlichen Rennen, was genauso für seinen Teamkollegen Jamie McMurray gilt.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Daumen hoch: Juan Pablo Montoya geht mit viel Optimismus in die neue Saison

Trotzdem bleibt der 35-Jährige für den Saisonauftakt am Sonntagabend (ab 19:00 Uhr MEZ) optimistisch: "Wir werden für das Daytona 500 ein bärenstarkes Auto haben", verspricht Montoya via 'Twitter'. Im Rahmen des Medientages von Daytona stellte er sich zum großen Interview vor der neuen Saison und gab Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um 2011.

Frage: "Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie du die neue Saison mit dem neuen Punktesystem angehen wirst?"
Juan Pablo Montoya: "Nein. Viele unserer schlechten Resultate kamen zustande, weil vor mir ein Unfall passiert ist und ich direkt dahinter nicht mehr ausweichen konnte. Dagegen kannst du nichts machen. Der Schlüssel zum Erfolg bleibt weiterhin die Konstanz und natürlich auch Siege. Aber das gilt für jeden von uns. Alle müssen ihren Job erledigen."

Frage: "Ist dies das Jahr, in dem alle Puzzleteile zusammen kommen müssen, damit du das nächste Level erreichst?"
Montoya: "2010 ging es permanent auf und ab. Auch die ganzen Streitereien mit Brian (Pattie, Crewchief; Anm. d. Red.) hatten irgendwo ihr Gutes, denn am Ende der Saison kann man sich zusammensetzen und alles Revue passieren lassen. Dann wird einem klar, dass man vor allem zusammenhalten muss. Denn wenn du das nicht tust, dann bricht alles zusammen. Wir wissen also genau, was zu tun ist."

Wenn vor dir ein Unfall passiert...

Juan Pablo Montoya, Mark Martin, Marcos Ambrose

Die 42 in Bristol: Wieder einmal keine Chance zum Ausweichen Zoom

"Es war wie verhext. Wir hatten 2010 in den ersten fünf Saisonrennen drei Ausfälle. Das tut furchtbar weh. Denn dann musst du unglaublich hart dafür arbeiten, dass du aus diesem Loch wieder heraus kommst. Aber dann wird dieses Loch immer größer und größer, und irgendwann wird es ganz einfach unmöglich."

Frage: "Ende 2009 sagtest du, dein Hauptziel sei es, dass du nicht wieder abrutscht..."
Montoya: "Wenn man sich die Zahlen genau ansieht, dann erkannt man, dass unsere Statistiken richtig gut waren. Viele unserer Zahlen waren weitaus besser als die Zahlen von Leuten, die in den Chase gekommen sind. Aber mit sieben oder acht Totalausfällen verlierst du halt jede Menge Punkte."

Frage: "Mit welcher Einstellung geht du in diese Saison?"
Montoya: "Wenn das Auto gut ist, müssen wir das Optimum herausholen. Wenn nicht, dann müssen wir das Auto heil nach Hause bringen. Jeder weiß: Wir müssen die Zielflagge sehen und Punkte sammeln."

Frage: "Das ist einfach gesagt..."
Montoya: "Tja, es gibt halt nun einmal Situationen, die du nicht kontrollieren kannst. Wenn direkt vor dir ein Unfall passiert, dann bist du in 90 Prozent der Fälle involviert. Zum Beispiel in Texas. Da war für mich die einzige Möglichkeit, quer durch die Wiese zu fahren. Leider drehte sich das Auto dort und ich schoss in die Mauer. Pech gehabt."

Neue Boxenstopps als Schlüsselfaktor

Jamie McMurray, Juan Pablo Montoya

Montoya und die Boxenstopps: Eine unendliche Geschichte? Zoom

Frage: "Ist es dann nicht frustrierend, wenn du mit ansehen musst, wie dein Teamkollege drei Rennen gewinnt?"
Montoya: "In Daytona brauchst du eine Menge Glück. In Charlotte war er der Beste und in Indy war ich der Beste. Dann hätte alles anders ausgesehen. In Indy haben wir ihm den Sieg geschenkt. Aber vier Saisonsiege waren super für unser Team. Es ist schon lustig, denn ich frage mich immer noch, warum wir in Watkins Glen so gut waren und in Sonoma so schlecht."

Frage: "Deine Qualifikationsstatistik ist wesentlich besser als deine Rennstatistik. Was unternehmt ihr in Sachen Strategie?"
Montoya: "Wie gesagt: Wir müssen zusammen halten und sicherstellen, dass wir auf einer Seite sind. Sicherstellen, dass unsere Setupveränderungen passen. Auch das neue Tanksystem ist ein Schlüsselfaktor. Nun dauert das Tanken wesentlich länger als der Reifenwechsel. Daher werden alle ziemlich ähnliche Stoppzeiten haben. Vorher lag alles an den Reifenwechslern und da waren unsere Statistiken nicht besonders gut."

"Zum Beispiel in Dover. Ich startete als Dritter oder Vierter und fuhr dort bis zum ersten Stopp. Dann war ich Siebter und kam als Siebter wieder in die Box. Dann war ich Zehnter und kam in die Box. Schließlich kam ich als 14. aus der Box und fuhr als 14. ins Ziel. Unsere Pace war immerhin gut genug, um die Position zu halten, nach vorne ging nichts. Was im neuen Jahr mit den neuen Boxenregeln noch wichtiger werden wird, sind die Boxenställe. Die Ein- und Ausfahrt wird noch wichtiger werden. Kleinigkeiten werden den großen Unterschied ausmachen."

Frage: "Wie würdest du die Persönlichkeit deines Teamkollegen Jamie McMurray beschreiben?"
Montoya: "Er ist wirklich ein netter Kerl, vielleicht ein wenig zu still."

Frage: "Verbringt ihr viel Zeit zusammen?"
Montoya: "Nein, aber wir kommen gut miteinander aus. Wir haben eine gute Arbeitsbeziehung, so würde ich das nennen. Denn privat haben wir nicht besonders viel gemeinsam. Ich liebe das Windsurfen, das Golf spielen und das Fliegen von Modellflugzeugen. Er baut seine eigenen Go-Karts und investiert dort unheimlich viel Zeit. Ich bin 14 Jahre lang Go-Karts gefahren. Außerdem lebe ich in Miami und er in North Carolina."

Gute Beziehung zum Teamkollegen

Juan Pablo Montoya, Jamie McMurray

Das Ganassi-Duo: Juan Pablo Montoya und Jamie McMurray Zoom

Frage: "Jamie sagte, dass ihn 2010 bei Ganassi niemand dazu gezwungen hat, Team-Setups zu benutzen. Ist das eine Besonderheit bei Earnhardt/Ganassi?"
Montoya: "Ich kann mich noch gut an mein erstes Jahr (in der Formel 1; Anm. d. Red.) erinnern. Da hieß es: Ralf (Schumacher; Anm. d. Red.) hat Übersteuern, also solltest du auch Übersteuern haben. Dann musst du lernen, damit umzugehen. Das hat dazugeführt, dass ich nach einem halben Jahr sagte: So kann es nicht weitergehen, denn ich fand keinen Weg, mich im Auto wohl zu fühlen. Jeder Fahrer sucht im Auto nach unterschiedlichen Dingen, jeder fährt anders. Für mich ist es verrückt, wenn das ganze Team das gleiche Setup hat."

Frage: "Glaubst du, dass Jamie das geholfen hat?"
Montoya: "Solange du einen guten Crewchief hast, nichts völlig verrücktes oder dummes anstellst und deine Leistung bringst, kannst du tun und lassen was du willst."

Frage: "Aber einige Kollegen sagen, eine Standardisierung sei besser..."
Montoya: "...ja klar. Wenn du die Basis der Standardisierung bist, dann wirst du zufrieden sein. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann hast du ein Problem, denn du wirst mit dem Auto niemals glücklich werden."

Frage: "Hast du jemals daran gedacht, das Indy 500 zu fahren?"
Montoya: "Nein. Viele Leute fragen mich das. Klar hätte ich vielleicht eine ganz gute Siegchance, weil wir dort die besten Autos haben. Aber ich müsste Jungs schlagen, die das jede Woche machen. Und natürlich bin ich früher auch Formelautos gefahren, aber das ist jetzt fünf Jahre her. Und in Indy saß ich zehn Jahre nicht mehr in einem Formelauto."

Frage: "Du wirst also hier bleiben?"
Montoya: "Ganz sicher. Ich werde nirgendwo hingehen. Ich werde nächstes Jahr ganz sicher im Sprint-Cup fahren."