Countdown to Daytona: Jeff Gordons "Drive for Five"
Am 17. Februar 2008 beginnt die neue NASCAR-Saison - 'Motorsport-Total.com' stellt die wichtigsten Fahrer und Teams für 2008 vor
(Motorsport-Total.com) - In genau zwei Tagen startet die NASCAR, die populärste Motorsportserie Nordamerikas, in ihre neue Saison - und gleich zum Auftakt gibt es in den USA allen Grund zum Feiern. Denn die NASCAR-Saison 2008 beginnt mit einem wahren Paukenschlag, dem "Great American Race", den Daytona 500 am 17. Februar 2008.

© NASCAR
Jeff Gordon versucht 2008 seinen fünften NASCAR-Titel zu holen
Doch nicht nur das: Es ist eine Jubiläumsausgabe, denn das Daytona 500 anno 2008 findet an diesem Tag zum insgesamt 50. Mal statt - Grund genug, damit 'Motorsport-Total.com' bis zum 17. Februar 2008 an jedem Tag ein anderes Team der Saison 2008 vorstellen kann. Heute Jeff Gordon und sein legendärer Chevrolet mit der Startnummer 24 von Hendrick Motorsports.#w1#
'Motorsport-Total.com' konnte in seiner "Who is Who"-Reihe bereits Jeff Gordon, den erfolgreichsten aktiven NASCAR-Cup Piloten, vorstellen. Eine genauere Betrachtung gilt daher heute Gordons Wandlung vom "Wunderknaben" der NASCAR zur zentralen Persönlichkeit bei Hendrick Motorsports
"Drive for five" - dieser Slogan war während der ganzen Saison immer dann zu hören, wenn Jeff Gordon in aussichtsreicher Position im Kampf um den Cup-Titel fuhr. Gordon fährt um seinen fünften Titel, den er endlich holen möchte. Wäre 2004 nicht der Chase eingeführt worden, dann würde Gordon 2008 bereits um den sechsten Cup-Titel fahren. Da aber das Chaseformat zehn Rennen vor Ende der Saison nochmals alle Fahrer auf einen Punktestand setzt, musste Gordon seinen riesigen Punktevorsprung aus den ersten 26 Rennen der Saison 2007 einfach vergessen und neu anfangen.
Johnson und die Gordon-Familie

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Jeff Gordon mit Ehefrau Ingrid und Töchterchen Ella Zoom
Gegen die Übermacht eines Jimmie Johnson auf den 1,5-Meilen-Ovalen hatte dann auch Gordon im Titelkampf nicht mehr viel zu antworten, somit musste er seinem Teamkollegen den Titel überlassen. Mittlerweile kann er dies mit einem Lächeln und einer guten Portion Souveränität, nicht nur, weil er für das Auto mit der Startnummer 48 als Besitzer gelistet ist.
"The year that almost was", antwortete Jeff Gordon auf die Frage eines Reporters, wie er dieses Jahr einmal seiner neugeborenen Tochter erklären würde. "Das Jahr, das es fast gewesen wäre." Aber Jeff Gordon wirkt nicht verbittert. "In diesem Jahr ist Ella, meine Tochter, geboren worden und das war das größte Erlebnis für Ingrid, das Team und für mich. Sicher werde ich 2007 als großes Jahr in Erinnerung behalten. Es war kein Meisterschaftsjahr, aber wir haben alles gegeben, mehr war nicht drin. Es war definitiv ein sagenhaftes Jahr."
Als Jeff Gordon 1992 in den Cup startete, da waren die großen Persönlichkeiten Richard Petty, Dale Earnhardt oder Rusty Wallace aktiv. Er, ein schüchterner und schmächtiger junger Mann, hatte den sportlichen Schneid, mit Ray Evernham einen erstklassigen Crew-Chief, aber die Massen merkten schnell, dass der gebürtige Kalifornier persönlich noch nicht so ganz in diese Welt passte. Sportlich machte sich Gordon schnell einen Namen, er gewann 1993 die "Rookie-of-the-year"-Wertung, 1994 seine ersten Cup-Läufe und 1995 seinen ersten Titel im Alter von 24 Jahren.
Jeff Gordon eroberte für die NASCAR neue Fangruppen. Der neue, junge Star der Serie war kein "Redneck", der in die Reihe der etwas gröberen Südstaatler passte. Für die traditionellen Earnhardt-Fans war Jeff Gordon derweil ein rotes Tuch: Wenn Jeff Gordon mit Fistelstimme seine PR-gesäuberten, stereotypen Floskeln in die Mikrofone der Presse redete, dann fühlten die Earnhardt-Fans ihren Südstaatensport verraten. Mitte der 1990er Jahre heiratete Jeff Gordon die bildhübsche, damalige Miss Winston und hatte damit eigentlich die Bilderbuchkarriere vollendet, die aber einen Großteil der Fans langweilte.
Gut Freund mit Dale Earnhardt Sr.

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Jimmie Johnson und Jeff Gordon - man nennt sie die "Hendrick-Zwillinge" Zoom
Wie so häufig im Leben kam dann der Respekt von einer Seite, von der es niemand erwartet hätte: Nachdem Jeff Gordon 1997 und 1998 seinen zweiten und dritten Cup-Titel gewonnen hatte, wurden Earnhardt Sr. und Gordon zunächst zwei sich respektierende Gegner, dann später auch Freunde.
"Es war Ende der 1990er Jahre, als wir auf einer Strecke unterwegs waren," erinnert sich Gordon. "Ich fuhr in der Kurve direkt hinter Dale. Von hinten kam Ken Schrader und wir landeten auf der Geraden alle drei nebeneinander, mit mir in der Mitte. Ich schaute vorsichtig nach rechts zu Dale herüber und da war es: dieses typische breite Grinsen - ein unvergesslicher Moment", so Jeff Gordon an den unvergessen Earnhardt Sr.
Im Jahr von Earnhardts Tod errang Gordon seine vierte Meisterschaft, aber nicht mehr mit seinem Crew-Chief Ray Evernham, sondern mit Robbie Loomis. Nach 2001 gewann Gordon jedes Jahr mehrere Rennen, verpasste aber 2005 den Chase. Von Rick Hendrick erhielt er einen lebenslangen Vertrag, gleichzeitig verwendete er sich persönlich für die Verpflichtung von Jimmie Johnson.
Im Falle eines Scheiterns von Johnson hätte Gordon gar einen Teil des Gehaltes aus eigener Tasche an Rick Hendrick zurückzahlen müssen. Privat trennte Gordon sich von seiner Frau Brooke und ließ sich von seinen PR-Beratern ein neues Image verpassen. Fortan war Gordon in verschiedenen Fernsehsendungen zu sehen, in denen er auch komödiantisches Potenzial erkennen ließ.
Jeff Gordon, der "Elder Statesman"

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Jeff Gordon ist mittlerweile zu einem echten NASCAR-Superstar gereift Zoom
In den vergangenen Jahren sahen die Fans nun einen gereiften NASCAR-Star. Der Eindruck ist, dass seine Persönlichkeit nun auf einer Höhe mit seinen sportlichen Erfolgen steht. Jeff Gordon wirkt ausgeglichen und gelassen. Seit einem Jahr ist er mit der Belgierin Ingrid Vandenbosch verheiratet, im Juni kam mit Ella Sofia Nachwuchs ins Haus: "Nichts bringt mich derzeit auf den Boden. Ich schwebe durch die Wolken vor Glück, es war eine atemberaubende Woche für mich", sagte Gordon zwei Tage nach der Geburt seiner Tochter.
Sechs Wochen zuvor erreichte Gordon bereits einen sportlich-sentimentalen Meilenstein. Für ihn persönlich bedeutend war der Sieg am 21. April in Phoenix, da er auf dieser Strecke vorher noch nie gewonnen hatte. Für die Fans entscheidend war, dass dies Gordons 76. Sieg war, und er damit zu Dale Earnhardt Sr. in der ewigen Siegerliste aufschloss.
Auf der Ehrenrunde in Phoenix winkte er mit einer schwarzen Flagge mit der unverkennbaren Startnummer 3 von Dale Earnhardt aus seinem Auto. "Wir hatten die Flagge schon seit längerer Zeit hier liegen, weil wir etwas Cooles für Dale machen wollten. Etwas zu erreichen, was er in diesem Sport erreicht hat, das ist überwältigend für mich", so Jeff Gordon nach dem Rennen.
Nur der "Drive for five" gelang ihm noch nicht. Dazu befragt sagte Gordon Ende des vergangenen Jahres: "Wir haben eine Menge, auf das wir stolz sein können. Es war ein tolles Jahr. Es ist bittersüß für uns gewesen, weil wir die Meisterschaft knapp verpasst haben, ich war noch nie in einer solchen Situation. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Erfolg eben dann kommt, wenn es so weit ist. Jimmie und Chad haben einen sagenhaften Job gemacht in diesem Jahr. Ich weiß auch, wie gut unser Team dieses Jahr war. Diese Crew ist eine der besten, die ich jemals hatte. Und Jimmies Team hatte ja nun auch lediglich 77 Punkte Vorsprung nach zehn Rennen."
Bei vielen Internetumfragen auf US-amerikanischen Seiten wird Jeff Gordon als Favorit für den Gewinn des Cups in diesem Jahr gesehen. Doch Gordon scheint es gelassen zu nehmen und die neue Situation bei Hendrick Motorsports zu genießen. "Drive for five" - so bleibt also sein Motto für 2008.
Startnummer: 24
Team: Hendrick Motorsports; Concord, North Carolina
Internetadresse: www.hendrickmotosports.com
Fahrer 2008: Jeff Gordon
Fahrzeug: Chevrolet Impala
Crewchief 2008: Steve LeTarte

