• 16.03.2008 22:26

  • von Pete Fink

Bristol liefert Dreifachtriumph für Richard Childress

Richard Childress Racing präsentiert sich als NASCAR-Team der Stunde - Jeff Burton, Kevin Harvick und Clint Bowyer rangen die Toyotas von Joe Gibbs nieder

(Motorsport-Total.com) - Wieder ein historischer NASCAR-Tag in der Saison 2008 - Jeff Burton, Kevin Harvick und Clint Bowyer sicherten den ersten Dreifacherfolg für das Team von Richard Childress, und verhinderten so einen zweiten Toyota-Sieg von Joe Gibbs Racing, für die Tony Stewart und Denny Hamlin über weite Strecken dominierten.

Titel-Bild zur News: Jeff Burton

Jeff Burton führte die Childress-Armada an und holte seinen ersten Saisonsieg

Zum ersten Mal in der noch jungen Sprint-Cup-Saison 2008 war Short-Track-Time angesagt, und das Food City 500 auf dem vergangenes Jahr frisch asphaltierten 800 Meter langen Oval im Colloseum von Bristol sollte vor über 160.000 Zuschauern all das halten können, was im Vorfeld des Demolition-Derbys erwartet wurde.#w1#

Dreimal in den ersten fünf Saisonrennen spielte das Wetter eine gewichtige Rolle und auch in den sanften Hügeln von Tennessee und Virginia verhinderten Regenschauer am Freitag eine Qualifikation, weswegen Champion Jimmie Johnson als Führender der Ownerwertung 2007 zum letzten Mal das Feld zur Startflagge führen konnte.

Nach all den Regenfällen war die Betonstrecke völlig grün und die Piloten gingen dementsprechend vorsichtig zu Werke. Clint Bowyer, der bereits gestern das verkürzte Nationwide-Rennen gewann, kam am Besten zu Recht, und zog in Runde 15 an Johnson vorbei. NASCAR kündigte aufgrund der ausgiebigen Regenfälle eine Competition-Caution für Runde 50 an, die an der Spitze keine Veränderungen brachte.

Stewart fährt starkes Bristol-Rennen

Tony Stewart Denny Hamlin Kevin Harvick

Tony Stewart hatte in Bristol nach vielen Führungsrunden wieder einmal Pech Zoom

Die kamen erst nach einer Debris-Gelbphase, als der Childress-Pilot in der langen Boxengasse etwas aufgehalten wurde. Tony Stewart profitierte und schob seinen Gibbs-Toyota in Führung, während Kasey Kahne (Evernham-Dodge) wegen Pit-Lane-Speedings ganz ans Ende der Führungsrunde zurückgeworfen wurde.

Das neue progressive Banking von bis zu 36 Grad brachte früh drei mögliche Fahrspuren hervor, die im Mittelfeld auch zu ausgiebigem Side-by-side Racing genutzt wurden. Hauptsächlich deshalb, weil sich Stewart wie ein Kannibale über die Nachzügler hermachte, die ihrerseits mit aller Macht versuchten, sich einer Überrundung zu entziehen.

Der Überlebenskampf von Bristol sollte nach 190 von 500 Runden für sechs Piloten zu Ende sein, denn jetzt krachte es zum ersten Mal richtig: Dario Franchitti (Ganassi-Dodge) und Jamie McMurray (Roush-Ford) konnten sich nicht über die Vorfahrt einigen und rissen so Ryan Newman (Penske-Dodge), Bobby Labonte (Petty-Dodge), Ken Schrader (BAM-Dodge) und Paul Menard (DEI-Chevrolet) mit ins Verderben.

Im Kampf um die Top 35 bedeutete dies natürlich einen erheblichen Rückschlag für den Schotten - aber noch mehr für McMurray, der in seinem Roush-Ford vor Bristol nur auf Rang 31 der Ownerwertung stand, und der nach dem Food City 500 aus den Top 35 herausgefallen war.

Montoya stiftet wieder Unruhe

Mike Skinner

Urplötzlich fing der Red-Bull-Toyota von Mike Skinner im Heckbereich Feuer Zoom

Vorne übernahm nun Stewarts Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin das Kommando vor dem starken und konstanten Childress-Trio Clint Bowyer, Kevin Harvick und Jeff Burton. Stewart, Johnson, Kyle Busch, Jeff Gordon, sowie die beiden Roush-Ford von Carl Edwards und Greg Biffle komplettierten die Top 10, dahinter deren Teamkollege Matt Kenseth, Juan Pablo Montoya (Ganassi-Dodge), Kurt Busch (Penske-Dodge) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet).

Aufregung dann in Runde 278: Spitzenreiter Hamlin überrundete gerade Montoya und Casey Mears (Hendrick-Chevrolet), als dahinter erneut Franchitti und Menard zusammenkamen und eine Gelbphase auslösten. In dem Moment, als die Caution ausgerufen wurde, versuchte sich Montoya an Hamlin vorbei zurückzurunden, und schob dabei den Gibbs-Piloten und Mears zusammen.

Hamlins Teamkollege Kyle Busch übernahm nun die Führung, aber nur für wenige Runden, bevor der Gesamtführende - offenbar mit einem Schaden an der Servolenkung - in die Mauer krachte. Fast parallel dazu rollte Red-Bull-Pilot Mike Skinner mit einem hinten brennenden Toyota Camry aus.

Gibbs verlor also binnen weniger Runden zwei Autos in der Spitzengruppe, doch Tony Stewart hielt die Toyota-Fahne hoch, befand sich jedoch unter massivem Druck des Childress-Duos Burton/Harvick, und auch Jimmie Johnson zeigte sich in seinem Hendrick-Chevrolet nach zwei hundmiserablen Rennen stark verbessert.

Childress-Armada immer stärker

Jeff Burton Kevin Harvick

Jeff Burton und Kevin Harvick bringen Childress zurück in die Victory Lane Zoom

Nach 375 Runden gerieten Burton und Johnson im Überrundungsverkehr zusammen und drehten sich von der Piste. Beide verloren keinen Boden, lösten jedoch Gelbphase Nummer acht aus. Nun nahmen die Positionskämpfe massiv an Fahrt auf, und in Folge dessen schob sich Kevin Harvick an Tony Stewart vorbei in Front.

Nur noch vier verschiedene Teams befanden sich 100 Runden vor dem Ende in den Top 10: Je dreimal Childress (Harvick, Burton und Bowyer) und Roush (Biffle, Edwards und Kenseth), sowie je zwei Hendrick-Chevrolets (Johnson, Earnhardt) und Gibbs-Toyotas, denn ein starker Denny Hamlin hatte sich wieder bis auf Platz fünf zurückgekämpft.

Stewart holte sich 85 Runden vor dem Ende die Führung von Harvick wieder zurück, und alles lief auf ein Bristol-Finale Gibbs versus Childress hinaus. Während zwischen Stewart und Harvick alles konstant blieb, gaben dahinter Hamlin und Earnhardt Jr. nun richtig Gas.

Dann die entscheidende Rennphase: Red-Bull-Pilot Brian Vickers löste mit einem Reifenplatzer eine letzte Gelbphase aus. Zehn Runden vor dem Ende gab dies nun Raum für einige strategische Möglichkeiten. Nur Stewart, Hamlin und Earnhardt gingen nach dem langen Run unter Grün nicht an die Box, ab Rang vier lauerten Harvick, Biffle, Burton und Bowyer auf neuen Reifen.

Drama beim vorletzten Restart

Denny Hamlin Kyle Busch

Denny Hamlin und Kyle Busch hatten in Bristol beide kein Glück Zoom

Der Single-File-Restart fünf Runden vor dem Ende versprach viel Drama und genauso sollte es auch kommen. Denny Hamlin zog an Stewart vorbei, dahinter schnappte sich Harvick Earnhardt Jr. Wenige Kurven später lag Harvick schon an der Seite von Stewart und schon krachte es. Stewart drehte sich in Aus, und innen schlüpfte als lachender Dritter Jeff Burton durch.

Es kam zu einem Green-White-Chequered-Finale über zwei Runden, das es noch einmal in sich haben sollte: Hamlin lag nun auf alten Reifen gleich vor drei Childress-Chevys - Burton und Harvick auf vier nagelneuen Goodyears, und Bowyer knapp dahinter in Lauerstellung.

Hamlin kam beim Restart zunächst eigentlich gut vom Fleck, doch ausgangs Turn 2 wurde sein Gibbs-Toyota urplötzlich langsam. Die Childress-Armada fiel unbarmherzig über Hamlin her, und sicherte sich einen historischen Dreifachtriumph.

Jeff Burton gewann vor Kevin Harvick und Clint Bowyer, Vierter wurde Greg Biffle gefolgt von Dale Earnhardt Jr., während der bemitleidenswerte Denny Hamlin noch auf Position sechs über die Ziellinie rollte. Kasey Kahne wurde als bester Dodge-Pilot Siebter.

Hornish kickt McMurray aus den Top 35

Jeff Burton

Jeff Burton feiert in Bristol seinen ersten Saisonsieg im Sprint-Cup Zoom

Aric Almirola fuhr als Ersatzmann von Mark Martin ein ganz starkes Saisondebüt, und stellte den DEI-Chevrolet mit der Startnummer acht auch auf Position acht. Ähnliches gilt für David Gilliand, der seinen Yates-Ford vor Markenkollege Matt Kenseth in die Top 10 brachte.

Ein unglücklicher Tony Stewart beendete das Rennen trotz der meisten Führungsrunden nur auf Rang 14, einen Platz vor Juan Pablo Montoya. Die drei Titelkandidaten Carl Edwards, Kyle Busch und Jimmie Johnson landeten im vorderen Mittelfeld auf den Positionen 16 bis 18.

Erfreulich verlief der Bristol-Tag für Sam Hornish Jr., denn sein 29. Rang reichte aus, um Jamie McMurray aus den Top 35 herauszuschubsen. Der Penske-Pilot muss vor Martinsville keine Ownerpunkte mit Kurt Busch tauschen, während überraschend einer aus der ansonsten starken Roush-Armada in die harte Qualifikationsmühle geschickt wird.

Auch Team Red Bull brachte keines der beiden Fahrzeuge unbeschadet durch die 500 Runden von Bristol: Brian Vickers und Mike Skinner belegten nur die Plätze 39 und 40. Am Osterwochenende macht die NASCAR eine ihrer seltenen Pausen, bevor es nach Martinsville erneut auf einen klassischen Short-Track geht. In der Gesamtwertung führt weiterhin Kyle Busch vor Greg Biffle und Kevin Harvick.