Bristol: Kyle Busch ringt Edwards und Johnson nieder
Wieder Kyle Busch: Der Gibbs-Pilot schlug in einem faszinierenden Bristol-Dreikampf Carl Edwards und Jimmie Johnson - Juan Pablo Montoya (24.) im Pech
(Motorsport-Total.com) - Wird der Bristol Motor Speedway nun zum sprichwörtlichen Wohnzimmer von Kyle Busch? So wie es früher über Jimmie Johnson und den Charlotte Motor Speedway hieß? Wahrscheinlich, denn der Gibbs-Pilot gewann am Sonntagabend sein fünftes der letzten acht Bristol-Rennen. Rechnet man die Nationwide-Serie und die Trucks dazu, dann ist der 25-Jährige aus Las Vegas bereits seit fünf Rennen am Stück im NASCAR-Kolosseum ungeschlagen. Eine sagenhafte Erfolgsstatistik.

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Dominator: Kyle Busch gewann nun fünf der letzten acht Bristol-Rennen
Doch es war ein hartes Stück Arbeit, denn der Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 bekam am Ende massiv Druck von Carl Edwards (Roush-Ford; 2.) und Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 3.). Johnson kristallisierte sich schon früh im Rennverlauf als ein sehr großer Kyle-Busch-Konkurrent heraus, während Polesitter Edwards zunächst abtauchte, und erst im Finale der 500 Rennrunden wieder zur Stelle war. Dann aber umso druckvoller.
Überhaupt plätscherte das Renngeschehen 400 Runden lang eher vor sich hin. Paul Menard löste Pole-Mann Edwards früh an der Spitze ab. Der Childress-Neuzugang hielt sich auch später die gesamte Zeit über in Schlagdistanz zur Spitze und brachte am Ende einen fünften Platz nach Hause. "Es macht einfach Spaß", kommentierte Menard seine erneut starke Vorstellung, denn in der Gesamtwertung rangiert er als Fünfter nach wie vor mit Abstand als bester Childress-Pilot.
Nach Menard übernahm dann Martin Truex Jr. für über 60 Runden das Kommando, doch dessen Waltrip-Toyota verlor in der zweiten Halbzeit das Handling komplett. Truex landete am Ende als 17. gerade noch in der Führungsrunde. Insgesamt schafften es nach zehn Gelbphasen nur 19 der 43 Sprint-Cup-Piloten, alle 500 Bristol-Umläufe zu absolvieren.
Ab Rennhalbzeit dominieren Kyle Busch und Johnson

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Jimmie Johnson verlor das Rennen einmal mehr an der Box Zoom
Kurz vor der Rennhalbzeit brachte sich Champion Jimmie Johnson zunehmend ins Spiel. Der silberne Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 und der Gibbs-Toyota von Kyle Busch wechselten sich einige Male mit der Führung ab. Genau in dieser Phase hatte Juan Pablo Montoya großes Pech: Der Earnhardt/Ganassi-Pilot bot bis Runde 262 eine blitzsaubere Vorstellung und hatte sich von Startplatz 36 bis in die Top 10 nach vorne gearbeitet.
Doch dann meldete der Kolumbianer ein loses Rad und musste unter Grüner Flagge an die Box. Das kostete Montoya zwei Runden, die er nie mehr gutmachen konnte. Im Gegenteil: Als das Bristol-Finale in vollem Gang war, wurde er in Runde 436 noch von Daytona-Sieger Trevor Bayne (Wood-Ford) torpediert, als es zu Gelbphase Nummer acht kam. Montoya beendete seinen Arbeitstag mit drei Runden Rückstand als 24.
Johnson und Kyle Busch hatten das Geschehen unterdessen im Griff. Nach 400 Short-Track-Runden vor dem Bristol-Minusrekord von nur 120.000 Zuschauern lag das Duo insgesamt 219 Umläufe in Front. Eine Vorentscheidung fiel wieder einmal an der Box, als in Runde 427 der Front-Row-Ford von David Gilliland Gelbphase Nummer sieben auslöste. Johnson ging als Führender zum Reifenwechsel - und kam hinter Kyle Busch, Carl Edwards und Greg Biffle nur als Vierter heraus.
"Die 18 und ich waren in etwa gleich gut", analysierte der fünffache NASCAR-Champion sein Rennen im Anschluss. "Hier in Bristol ist freie Fahrt extrem wichtig und ich habe mein Rennen an der Box verloren. Von da an hatte Kyle alles unter Kontrolle." In der Tat: Während sich Johnson auf Platz drei einnistete, beharkten sich in der Folge Edwards und Kyle Busch.
Carl Edwards setzt Kyle Busch vergeblich unter Druck

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Kevin Harvick (29) verlor all seine Siegchancen bei einem Dreher Zoom
Der Bristol-Dominator nutzte dabei bei jedem der folgenden Restarts die Außenbahn, was ihm immer einen entscheidenden Vorteil einbrachte. Und dieser war auch nötig, denn Kyle Busch musste insgesamt vier dieser kitzeligen Restarts überstehen. Eine dieser Gelbphasen wurde durch einen High-Speed-Dreher von Kevin Harvick ausgelöst, als der Childress-Pilot auf Rang fünf fahrend in Runde 436 zwischen Kasey Kahne (Red-Bull-Toyota; 9.) und Mark Martin (Hendrick-Chevrolet; 12.) geriet.
Harvick schaffte es tatsächlich, seinen schwarzen Childress-Chevy auf der Gegengerade von allen Mauern fernzuhalten und holte am Ende sogar noch Rang sechs: "Ich bin eigentlich nur herum gerollt, denn ich wollte zum Finale noch ein Top-Auto haben", erklärte der letztjährige Gesamtdritte. "Gott sei Dank bin ich nirgends eingeschlagen." Seine Analyse: "Wir haben jede Woche superschnelle Autos, aber die richtig guten Resultate kommen einfach nicht."
An der Spitze entwickelte sich nun ein spannender Dreikampf: Kyle Busch blieb auch nach zwei weiteren Gelbphasen mit seiner Restart-Wahl auf der Außenbahn, während Edwards innen versuchte, jeden denkbaren Short-Track-Trick auszupacken. Johnson lauerte, ganz getreu dem Motto "Wenn sich zwei streiten...", direkt dahinter. Doch es kam nicht zu einem der klassischen Bristol-Manöver.
Auch nicht in Runde 474, als Edwards für einige Momente innen die Nase vorne hatte. Der Roush-Pilot wollte "so früh im Finale kein unsauberes Racing bieten. Leider wurde Kyles Toyota dann immer schneller." So war es, denn lagen die drei Kontrahenten zu diesem Zeitpunkt noch innerhalb einer halben Sekunde, so konnte sich Kyle Busch in der Folge Meter um Meter von seinen Verfolgern lösen. Am Ende hatte die 18 sogar 0.946 Sekunden Vorsprung vor Edwards, der seinerseits alle Hände voll zu tun hatte, sich gegen Johnson zur Wehr zu setzen.
Nächster Halt: Fontana

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Dreikampf zum Schluss: Kyle Busch vor Carl Edwards und Jimmie Johnson Zoom
"Carl hat mächtig Druck gemacht", gestand Kyle Busch in der Victory-Lane. "Aber ich glaube, dass mein Auto auf den Long-Runs besser war." Mitentscheidend für seinen ersten Saisonsieg war auch die gute Arbeit der Gibbs-Boxencrew: "Als Jimmie in Front lag, haben mich meine Jungs an der Box auf Platz eins gebracht", lautete das Lob des Bristol-Dominators.
Hinter diesem Trio schlich sich Matt Kenseth (Roush-Ford) in gewohnter Manier auf einen völlig unauffällig herausgefahrenen vierten Platz: "Wir hatten zu Beginn viele Probleme", sagte Kenseth. "Am Ende hatten wir bei den Restarts immer die bessere Linie, was uns weit nach vorne gebracht hat. Aber Platz vier ist mehr als wir wahrscheinlich verdient haben."
Alter und neuer Sprint-Cup-Tabellenführer ist Kurt Busch (Penske-Dodge), der in Bristol hinter Menard und Harvick Siebter wurde. Konstanz zahlt sich bekanntlich aus: Der ältere Busch-Bruder ist der einzige Pilot, der in allen vier Saisonrennen ein Top-10-Ergebnis nach Hause fahren konnte. Busch lag bis dato punktgleich mit Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet), der in Bristol aber blass blieb und als 19. nie eine Rolle spielen konnte.
Kommendes Wochenende macht der NASCAR-Tross erneut einen Abstecher an die Westküste: Dann steht in Kalifornien das Heimrennen von Jimmie Johnson an, wenn der Sprint-Cup auf dem mächtigen Zweimeilenoval von Fontana fährt. Bisher gab es in einer sehr ausgeglichenen NASCAR-Saison 2011 vier Sieger in vier Rennen. Geht es nach dem Dauerchampion, dann lautet diese Statistik nach Fontana wohl fünf aus fünf...

