Bowyer nach Foul von Jeff Gordon "Eine Schande"

Jeff Gordon zog sich mit seinem Revanche-Foul an Titelkandidat Clint Bowyer dessen Zorn zu - Für den vierfachen NASCAR-Champion hingegen war "das Limit erreicht"

(Motorsport-Total.com) - Neben dem Crash von Jimmie Johnson und den damit verbundenen deutlich gesunkenen Chancen auf einen sechsten Sprint-Cup-Titel für den Hendrick-Piloten war die neuerliche "Privatfehde" zwischen Johnsons Teamkollegen Jeff Gordon und Titelkandidat Clint Bowyer der große Aufreger des AdvoCare 500 in Phoenix.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon, Clint Bowyer

Jeff Gordon (24) brachte Clint Bowyer um die letzte theoretische Titelchance Zoom

Der Beginn der Fehde zwischen dem dreifachen Saisonsieger in Diensten von Michael Waltrip Racing und dem bei Hendrick Motorsports engagierten vierfachen NASCAR-Champion geht auf das Goody's Fast Relief 500 am 1. April dieses Jahres in Martinsville zurück. Damals räumte Clint Bowyer mit einem übermotivierten Angriff beim letzten Restart den lange führenden Jeff Gordon ab. Vor zwei Wochen im Tums Fast Relief 500 an gleicher Stelle gerieten die beiden in der Schlussphase erneut aneinander und tauschten gegenseitige Lackproben aus.

Am Sonntag in Phoenix setzten beide noch eins drauf. In der 305. von 312 geplanten Runden kämpfte der noch mit intakten Titelchancen agierende Bowyer gegen Gordon um eine Top-5-Platzierung, als es in Turn 2 zu einer leichten Feindberührung zwischen dem Waltrip-Toyota mit der Startnummer 15 und dem Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24 kam.

Gordons erster Versuch eines Revanche-Fouls wenige Runden später schlug fehl. Der Hendrick-Pilot rutschte in die Mauer von Turn 3, nachdem er den Toyota Camry von Bowyer knapp verpasst hatte. In Runde 311 wartete Gordon dann in Turn 4 auf Bowyer, um endgültig Revanche zu nehmen. Bowyer roch den Braten und zögerte einen Moment mit seiner Entscheidung, ob er den langsam fahrenden Hendrick-Chevy außen oder innen überholen sollte. Er entschied sich für die Innenbahn, wurde dort von Gordon erwischt und in die Mauer geschickt.


Fliegende Fäuste: Jeff Gordon vs. Clint Bowyer

Für Jeff Gordon war das Maß voll

"Im Verlauf des Jahres eskalierte es einfach und ich musste handeln", kommentierte Jeff Gordon einige Stunden nach dem Rennen. "Clint fuhr mich in der Vergangenheit mehrfach über den Haufen. Heute fuhr er mir auf der Gegengeraden ins Auto und ruinierte unseren Tag. Ich habe dann auf ihn gewartet und es ihm heimgezahlt." Gordons Crewchief Alan Gustafson stimmte seinem Fahrer zu: "Genug ist genug. Wenn du es mit dem Bullen aufnimmst, dann bekommst du seine Hörner zu spüren."

Via Twitter schob Jeff Gordon hinterher: "Das Limit ist erreicht. Ich bin es leid, von der 15 abgeschossen zu werden. Für die anderen Jungs, die darin verwickelt wurden, tut es mir leid." Neben Bowyer, der als 28. gewertet wurde, verloren durch Gordons Revanche auch Joey Logano (Gibbs-Toyota; 27.) und Aric Almirola (Petty-Ford; 16.) die Chance auf eine Top-10-Platzierung. Titelkandidat Brad Keselowski, der Phoenix als neuer Tabellenführer verließ, hatte Riesenglück, dass er bei der Gelegenheit nicht auch mit abgeräumt wurde.

"Wenn du es mit dem Bullen aufnimmst, dann bekommst du seine Hörner zu spüren." Alan Gustafson - Crewchief von Jeff Gordon

Bowyer zeigt für Gordons rigoroses Verhalten wenig Verständnis. "Es ist beschämend. Ich wollte einfach auf meine Gelegenheit zum Überholen warten und habe ihn leicht berührt", so der Waltrip-Pilot mit Blick auf den ersten Kontakt der beiden in Runde 305. "Dass er dann so reagiert, ist ziemlich peinlich. Von einem vierfachen Champion, den ich als einen der Besten in diesem Sport überhaupt ansehe, hätte ich so etwas nicht erwartet."

Der dreifache Saisonsieger erhält Rückendeckung durch seinen Teamchef Michael Waltrip. "Clint hat nichts falsch gemacht. Sie haben sich auf der Gegengeraden leicht berührt. Wenn das zur Folge hat, dass jemand absichtlich auf einen um den Titel kämpfen Fahrer wartet, dann möchte ich mir nicht ausmalen, welche Folgen das hat. Welch ein trauriges Verhalten von Jeff Gordon."

Droht Jeff Gordon eine Sperre?

Im Anschluss an ihre finale Kollision in Runde 311 wurden Jeff Gordon und Clint Bowyer gemeinsam mit ihren Crewchiefs Alan Gustafson und Brian Pattie zur NASCAR-Rennleitung zitiert, nachdem sich die Crewmitglieder der beiden Teams eine hitzige Schlägerei geliefert hatten. Das Ergebnis der Unterredung im NASCAR-Truck steht noch aus. Mögliche Strafen werden in aller Regel am Dienstag nach dem Rennen verkündet.

Im November 2011 gab es einen ganz ähnlichen Vorfall. Damals schickte Kyle Busch im Truck-Rennen auf dem Texas Motor Speedway Titelkandidat Ron Hornaday mit voller Absicht in die Mauer, woraufhin der Gibbs-Pilot seitens NASCAR sowohl für das Nationwide- als auch für das Sprint-Cup-Rennen am selben Wochenende gesperrt wurde. Im Unterschied zu Jeff Gordon in Phoenix vollführte Kyle Busch sein fragwürdiges Manöver allerdings während einer Gelbphase.


Fotos: NASCAR in Phoenix


Gegen Gordon spricht wiederum, dass er angesichts seines beschädigten Autos bereits von NASCAR an die Box zitiert wurde, stattdessen aber auf der Strecke blieb und dort auf Clint Bowyer wartete. Die erste Aussage von NASCAR-Vizerennchef Robin Pemberton deutet nicht unbedingt auf eine Sperre für den vierfachen Champion hin: "Wir werden unser Möglichstes tun, alle Beteiligten zu beruhigen und zur Normalität zurückzukehren." Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit aber ganz sicher noch nicht gesprochen...