• 01.10.2007 02:46

  • von Pete Fink

Biffle gewinnt - sieben "Chaser" mit Rückschlägen

Greg Biffle triumphierte im Sechs-Stunden-Marathon von Kansas, während gleich sieben von zwölf Titelkandidaten schwere Rückschläge hinnehmen mussten

(Motorsport-Total.com) - Greg Biffle lautete der überraschende Sieger in einem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Nextel-Cup-Rennen auf dem Kansas Speedway. Das LifeLock 400 dauerte über sechs Stunden, und stand wegen eines heftigen Gewitters zu Halbzeit haarscharf vor dem Abbruch. Nicht weniger als sieben von zwölf Chase-Kandidaten mussten arge Federn lassen, und am Ende gewann ein Ford-Pilot, der überhaupt nicht für die diesjährigen Playoffs qualifiziert ist, und der nur als Dritter die Ziellinie überquerte.

Titel-Bild zur News: Greg Biffle

Greg Biffle gewann in Kansas sein erstes Nextel-Cup-Saisonrennen

Leicht bewölkt und sehr windig zeigte sich zu Rennbeginn die Szenerie im Herzen Amerikas, die nach wenigen Runden bereits wegen eines Regensschauers für eine Stunde unterbrochen werden musste. Als es dann wieder losging, war für Kyle Busch das Rennen nach 28 Runden bereits gelaufen, denn er wurde als erster Chase-Teilnehmer durch einen Schubser von Dale Earnhardt Jr. (DEI/Chevrolet) in die Mauer gedrückt, und verlor durch die nötigen Reparaturarbeiten viele Runden.#w1#

Gerade als Kyle Busch das Earnhardt-Manöver als "ziemlich dumm" bezeichnete, blieb Jeff Burton (Childress/Chevrolet) ohne Benzindruck auf der Strecke stehen - Playoff-Kandidat Nummer zwei war in größeren Schwierigkeiten. Nach 67 Runden gab es ein seltenes Bild, denn die Top 5 bildeten nun die fünf letzten NASCAR-Champions Tony Stewart, Kurt Busch, Matt Kenseth, Jeff Gordon und Jimmie Johnson - eine in dieser Saison noch nicht gesehene, dafür aber umso prominentere Konstellation.

Stewart nach Wetterkapriolen fast der Sieger

Tony Stewart

Tony Stewart erlebte in Kansas eine wahre Hero-to-Zero-Episode Zoom

Insgesamt befanden sich jezt acht "Chaser" an der Spitze des Feldes und endlich gab es auch einmal eine längere Grünphase, die ab Runde 140 zu den ersten Stopps unter grüner Flagge führten. Kurt Busch, Matt Kenseth, Jimmie Johnson, Jeff Gordon, Denny Hamlin und Martin Truex Jr. waren allesamt an der Box.

Doch jetzt wurde es richtig dramatisch, denn erneut verdunkelte sich der Himmel, und ein heftiges Gewitter stürmte in Runde 148 über den Kansas Speedway. Tony Stewart (Gibbs/Chevrolet) führte zu diesem Zeitpunkt, denn der alte Fuchs war noch nicht beim Tanken und lag somit vor Greg Biffle, Kevin Harvick, Clint Bowyer und Reed Sorenson (Ganassi/Dodge) an der Spitze des Feldes.

Die Grünphasenstopper mussten jetzt heftig und sehr lange zittern: Kurt Busch (Penske/Dodge) lag eine Runde zurück nur auf Position 24, Jimmie Johnson auf 27, Hamlin, Jeff Gordon, Kenseth und Truex Jr. belegten die Ränge 29 bis 32. Sollte es wirklich zu einem Rennabbruch kommen, wäre dieses Ergebnis eine Katastrophe für diese sechs Playoff-Kandidaten.

Wieviele Runden dauert das Rennen?

Jimmie Johnson Clint Bowyer

Jimmie Johnson und Clint Bowyer waren am Ende die ersten Verfolger Zoom

Doch der eigentlich als unausweichlich erscheinende Rennabbruch schien noch einmal abgewendet werden zu können, denn das Gewitter verzog sich. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken, und nach über einer weiteren Stunde Wartezeit gab es erneut Racing beim LifeLock 400 in Kansas.

Die große Frage war nun jedoch, wie viele Runden überhaupt noch gefahren werden konnten, denn der Speedway verfügte nicht über eine Beleuchtungsanlage, und der Sonnenuntergang würde etwa noch eine knappe Stunde auf sich warten lassen. Damit war gleichzeitig klar, dass das Rennen in keinem Fall über die komplette Renndistanz von 267 Runden gehen würde.

Ein Sprintfinale winkte, und das sollte es in sich haben. NASCAR wollte eigentlich bis Runde 225 fahren, doch die erste Grünphase nach der langen Regenpause dauerte nur genau zwei Kurven, bevor die erste richtige Massenkarambolage des Abends geschah.

Viel Chaos im Sprintfinale

Jeff Gordon

Jeff Gordon stürmte auf neuen Reifen durch das gesamte Feld Zoom

Michael Waltrip (MWR/Toyota) und Kenny Schrader (Wood/Ford) berührten sich, Schrader kam ins Rutschen und nahm so drei weitere Piloten (Bobby Labonte, David Gilliland und David Reutimann) aus dem Rennen. Dazu gesellten sich mit Matt Kenseth (Roush/Ford) und Martin Truex Jr. (DEI/Chevrolet) die Nummern drei und vier aus dem aktuellen Chase, die vom Führenden Stewart angeschoben wurden.

Neuer Spitzenreiter war nach dem Chaos plötzlich Kevin Harvick vor Greg Biffle, Dale Earnhardt Jr., Clint Bowyer, Casey Mears, Elliott Sadler und ein am Kotflügel beschädigter Stewart lag nur noch auf Platz sieben. Durch den Crash waren auch Kurt Busch, Jimmie Johnson, Denny Hamlin und Jeff Gordon wieder zurück in der Führungsrunde.

Beim Restart begann Stewarts Chevrolet an der durch den Unfall ondulierten Stelle links vorne heftige Rauchzeichen von sich zu geben, und der Joe-Gibbs-Pilot, der vor dem Gewitter wie der sichere Sieger aussah, wurde nun durchgereicht. Unterdessen pflügten sich Johnson und Gordon (beide Hendrick/Chevrolet) von ganz hinten unaufhaltsam durch das Feld.

Nicht nur Stewart mit Riesenpech

Kurt Busch Dale Earnhardt Jr. Denny Hamlin

Kurt Busch wurde trotz der meisten Führungsrunden nur Elfter Zoom

Dann war das Spiel für Stewart vorbei: Sein Reifen gab den Dienst endgültig auf und Kurt Busch schob "Smoke" leicht an. Der krachte mit Carl Edwards (Roush/Ford) zusammen - es traf die Chase-Kandidaten Nummer fünf und sechs. Stewart war restlos bedient und feuerte sein Lenkrad wütend durch das Cockpit.

Kurt Busch wiederum hatte nun die gleiche Beschädigung, die Stewart das Rennen kostete, doch die Penske-Crew holte ihren Chase-Kandidaten zur Reparatur an die Box. Der Penske-Pilot spielte ab diesem Zeitpunkt keine ernsthafte Rolle mehr um den Sieg und beschränkte sich darauf, am Ende einen soliden elften Platz nach Hause zu fahren.

NASCAR verkürzte die Rennlänge aufgrund der vielen Vorfälle und der drohenden Dunkelheit nun auf 210 Runden, doch binnen weniger Kurven krachte es erneut und wieder erwischte es einen Chaser: Jamie McMurray und Paul Menard schoben Denny Hamlin (Gibbs/Chevrolet) an. Der flog zwar nicht in eine der Mauern, doch er verlor den Motor seines Chevys und somit zwei ganze Runden. Chaser Nummer sieben hatte es erwischt.

Biffle gewinnt durch Rennabbruch

Zieleinlauf Kansas Greg Biffle

Der Zieleinlauf in Kansas: Greg Biffle gewinnt durch Rennabbruch Zoom

Biffle, Bowyer, Mears und Harvick lautete wenige Runden vor dem Ende die Reihenfolge der Top 4, doch von hinten stürmten nun Johnson und Gordon auf frischen Reifen in einem Affenzahn heran. Harvick war in seinem Childress-Chevrolet kein Problem für die beiden Kalifornier, doch Bowyer und Biffle waren derweil schon ein wenig weiter enteilt. Zu guter Letzt verursachte ein erneut unauffälliger Juan Pablo Montoya mit einem Reifenschaden an seinem Ganassi-Dodge vier Runden vor dem Ende die insgesamt zwölfte Gelbphase in einem mittlerweile über sechs Stunden dauernden NASCAR-Rennen.

Doch die einbrechende Dunkelheit sorgte jetzt für den endgültigen Rennabbruch, und so gewann Greg Biffle nach Homestead 2006 sein insgesamt zwölftes Cup-Rennen - und hatte am Ende noch Riesenglück. Sein Auto begann in der allerletzten Runde ohne Sprit bedrohlich zu stottern und so zogen Clint Bowyer und Jimmie Johnson - allerdings unter Gelber Flagge - kurz vor der Ziellinie unerlaubt an ihm vorbei. Casey Mears, Jeff Gordon, Kevin Harvick, Reed Sorenson, Kasey Kahne, Eliott Sadler und Dale Earnhardt Jr. komplettierten die Top 10.

Mit Matt Kenseth, Jeff Burton, Carl Edwards, Tony Stewart, Martin Truex Jr., Kyle Busch und Denny Hamlin erlitten gleich sieben von zwölf Titelkandidaten schwere Rückschläge im Kampf um die NASCAR-Krone des Jahres 2007. Spannend bleibt es trotzdem, denn mit Jimmie Johnson, Jeff Gordon und Clint Bowyer liegen nach wie vor drei Piloten innerhalb von nur neun Punkten an der Spitze der Gesamtwertung.