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Bei Hendrick arbeiten auch nur Menschen
Der befürchtete Hendricksturm ist bislang ausgeblieben und den einzigen Chevy-Sieg holten die Richard-Childress-Jungs - was tut sich bei Hendrick?
(Motorsport-Total.com) - Wie schon oft im Motorsport kommt erstens Vieles anders und zweitens als man denkt. Nachdem im Vorjahr zwei Hendrick-Piloten die ersten beiden Plätze belegten und Jimmie Johnson seinen Titel 2006 errungenen Titel sogar verteidigen konnte, verstärkte sich der von Rick Hendrick gegründete Rennstall noch zusätzlich mit Dale Earnhardt Jr. und wurde so auf diese Weise seinem ursprünglichen Namen "All Star Racing" absolut gerecht.

© NASCAR
Der mächtige Hendrick-Zug ist noch nicht richtig in Fahrt gekommen
Und nachdem die Rivalen Dodge und Ford noch nicht so hoch eingestuft wurden, wie die Chevys und Toyota sich noch in der Lernphase befindet, nahm man an, dass die Hendrick-Jungs alles niederwalzen und geradezu zerstören würden. Doch nach sechs Saisonrennen präsentiert sich ein ganz anderes Bild.#w1#
Am Gesündesten zeigt sich dabei noch Dale Earnhardt Jr., der sich augenscheinlich in seinem neuen Team gut eingelebt hat. Der Neo-Hendrick-Pilot rangiert nach soliden Ergebnissen derzeit auf Platz fünf, wobei nur noch ein Sieg zur absoluten Zufriedenheit fehlt. Weniger gut aufgestellt sind Titelverteidiger Jimmie Johnson, der mit Platz 13 zwar immerhin die Hand an der Türklinke zum Chase hält, sich aber weniger souverän präsentiert, wie noch in den vergangenen beiden Jahren.
Direkt hinter ihm in der Tabelle lauert Jeff Gordon. Casey Mears dagegen kann noch fast direkt froh sein, mit Platz 33 noch gut in der Owner-Wertung platziert zu sein und nicht durch die harte Qualifikationsmühle der "Go-or-go-homers" zu müssen. Was ist los beim einstigen Branchenprimus?
"Junior" macht das Beste aus der Sache
Dabei begann alles recht vielversprechend. Earnhardt Jr. gewann das Budweiser Shootout und Johnson startete beim großen Daytona 500 von der Pole. Doch danach kam nichts mehr. Ausgerechnet Teamneuzugang Earnhardt Jr. machte noch das Beste aus der Lage und sammelte beständig Top-5-Platzierungen. Ohne das Pech beim Auto Club 500 und der fragwürdigen Boxenstrategie seines Teams in Daytona hätte ihm die Saison die eine oder andere höhere Platzierung, vielleicht sogar den einen oder anderen Sieg beschert. Wenn alles lief, nahm Junior alle Punkte mit, die er kriegen konnte. Am Sohn von Rennlegende Dale Earnhardt Sr. liegt es also nicht.
Weniger erreichte dagegen Jeff Gordon. In Daytona quälten den Kalifornier Aufhängungsprobleme, doch in Las Vegas entriss ihm ein selbstverschuldeter heftiger Unfall in der Schlussphase des Rennens einen sicheren dritten Platz. Dabei gilt in der NASCAR die Regel, dass weniger vereinzelte Topergebnisse einen Fahrer zum Titel bringen, vielmehr konstante solide Resultate.
Doch abgesehen von diesem Fehler zeigte auch Gordon, dass er nichts verlernt hatte: Ein dritter Platz in Fontana, ein fünfter in Atlanta...wenn der Hendrick-Pilot solche Ergebnisse beständiger bringen kann, ist er auf jeden Fall einer der heißesten Titelkandidaten. Apropos heißester Titelkandidat, im Normalfall ist das der amtierende Champion, doch bislang hat Jimmie Johnson noch nicht allzu viel von sich blicken lassen.
Was ist los mit Jimmie Johnson?
Der Cup-Sieger von 2006 und 2007 gibt einige Rätsel auf, denn im Gegensatz zu Earnhardt Jr. oder Gordon versauten weder großes Pech oder Unfälle seine Position in der Tabelle. Die Ergebnisse des Kaliforniers waren bislang schlicht nicht gut genug, um die Tür zu den besten Zwölf aufzuknacken. Einzig daheim in Fontana war der alte Johnson zu sehen, als er im Ziel nur von Carl Edwards niedergerungen werden konnte.
Dem folgten dann aber Ergebnisse wie Las Vegas, wo er zwar als dreifacher Vegas-Cup-Sieger anreiste, mit einem für seine Verhältnisse recht kümmerlichem Platz 29 wieder von dannen zog. In Atlanta schleppte sich der Kalifornier auf Rang 13, in Bristol auf Rang 18 ins Ziel. Ist der Champion erfolgsmüde? Haben ihn zwei Titel fürs erste satt gemacht? Ein gutes Ergebnis und Johnson würde sich zumindest wieder im Kreise der Chase-Kandidaten befinden. Bleibt zu hoffen, dass der Hendrick-Pilot die Rennpause gut nutzt.
Casey Mears wieder mit schlechtem Start
Gegenüber seinen Teamkollegen versinkt der dritte Kalifornier Casey Mears geradezu im Morast der Tabelle. Dazu muss man sagen, dass es allerdings schon fast zur Tradition des 30-Jährigen gehört, schlecht in die Saison zu starten, auch vergangenes Jahr fiel Mears in den ersten elf Rennen durch sechs Endplatzierungen schlechter als Rang 30 auf, bevor er sich bei den verbleibenden 25 Rennen wieder aufrappelte und mit einer durchschnittlichen Zielankunft von 14.2 glänzen konnte. Doch 2008 ist Mears mit einer durchschnittlichen Endplatzierung von 31.8 schlechter in die Saison gestartet, als noch vor einem Jahr um diese Zeit.
Womöglich setzt sich Mears nach seinen starken Leistungen gegen Ende der vergangenen Saison zu sehr unter Druck und verdirbt sich so seine Rennresultate. Eines ist klar: Unter dem Quartett Johnsonn, Earnhardt Jun. und Gordon gilt er als der schwächste Fahrer und muss durch gute Leistungen überzeugen, um nicht auf die Abschussliste zu geraten. Womöglich kommt er mit dem Druck nicht zurecht.
Zu Hendricks Abschneiden kommt noch hinzu: Offenbar sind andere Teams wie Roush-Ford besser aufgestellt, als man angenommen hatte, Toyota macht das wahr, was sich über den Winter angekündigt hat und schwups ist auch Hendricks technischer Vorsprung den Bach runter. Zu guter letzt bleibt bezüglich Johnsons Formschwäche, Gordons Fehler in Vegas, Mears Formtief und Earnhardts seltsamen Boxenstrategie in Daytona zu sagen, dass auch bei Hendrick nur Menschen arbeiten.

