Atlanta: Hamlin hält Jeff Gordon knapp in Schach

Denny Hamlin holt sich dank seiner Pitcrew in Atlanta den vierten Saisonsieg - Jeff Gordon verpasst den Sieg denkbar knapp - Zehn von zwölf Chase-Plätzen vergeben

(Motorsport-Total.com) - Das vorletzte von 26 Qualifikationsrennen für die NASCAR-Playoffs 2012 ist gelaufen und zehn der zwölf Chase-Tickets sind vergeben. So viel zu den nackten Zahlen, hinter denen sich im AdvoCare 500 in Atlanta diverse Einzelschicksale verbargen. Nach einem Green-White-Checkered-Finale fochten Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) in der letzten Runde den Sieg unter sich aus. Hamlin setzte sich knapp durch, da die Schlussattacke von Gordon auf der Außenbahn von Turn 3 nicht von Erfolg gekrönt war.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon, Denny Hamlin

Denny Hamlin und Jeff Gordon machten den Sieg im G-W-C-Finale unter sich aus Zoom

Für Hamlin bedeutet der Triumph den zweiten Sieg innerhalb einer Woche, den vierten in der laufenden Saison und den ersten überhaupt in Atlanta. "Wir waren hier in der Vergangenheit schon immer sehr stark, zum Sieg hat es aber bisher nie gereicht", so der Fahrer des Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 in der Victory Lane. Bei wem er sich zu bedanken hatte, wusste Hamlin in diesem Moment genau: "Meine Pitcrew hat mir heute den Sieg beschert." Angesichts seiner 105 Führungsrunden war es für Hamlin aber so oder so kein unverdienter Sieg.

Fünf Runden vor dem geplanten Ende brachte Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 24.) mit einem Reifenschaden auf der Start-Ziel-Geraden in einem über weite Strecken ruhig verlaufenen Rennen noch einmal die Gelbe Flagge hervor. Der Crash geschah unmittelbar vor der Nase des zu diesem Zeitpunkt in Führung liegenden Martin Truex Jr. Für den Waltrip-Piloten war die Caution ein Segen, anderenfalls wäre er wohl mit trockenem Tank ausgerollt und hätte den Sieg kampflos Jeff Gordon überlassen müssen. Beim letzten und entscheidenden Boxenstopp war dann die Gibbs-Crew von Denny Hamlin schneller als alle anderen Mannschaften und brachte ihren Fahrer in Führung.

Zum letzten Restart formierten sich Hamlin innen und Truex außen in Reihe eins. Dahinter lauerten Jeff Gordon und Kevin Harvick. Als die Grüne Flagge gezückt wurde, ließ Truex seine Reifen zu stark durchdrehen, weshalb den Piloten auf der Außenbahn die Hände gebunden waren. Unterdessen stürmte das Duo Hamlin/Gordon auf der Innenseite nach vorn und machte den Sieg in den verbleibenden zwei Runden unter sich aus. Gordon, der über weite Strecken des Rennens mit dem Handling seines Hendrick-Chevy zu kämpfen hatte, vor der letzten Gelbphase aber energisch bis auf Platz zwei nach vorn gestürmt war, versuchte alles, um an Hamlin vorbei zu kommen und sich damit einen wichtigen Sieg im Kampf um die zweite Wildcard für den Chase zu sichern.


Fotos: NASCAR in Atlanta


Der vierfache NASCAR-Champion schaffte es nicht ganz und war hinterher sauer auf sich selbst. "Auf Longruns lag mein Auto heute nicht, auf Shortruns dafür umso besser. Ich hatte am Schluss alles, was ich mir nur wünschen konnte. Leider traf ich dann eine falsche Entscheidung. In Turn 3 der letzten Runde hätte ich Denny anschieben sollen, denn ein Sieg ist zu diesem Zeitpunkt einfach zu wichtig. Ich wollte ihn nicht umdrehen, hätte ihn aber ein wenig aus dem Weg schieben sollen. Dann würde ich jetzt in der Victory Lane feiern. Ich wünschte, ich könnte noch einmal in die letzte Runde zurückgehen."

Kyle Busch hält weiterhin die zweite Wildcard

Durch den verpassten zweiten Saisonsieg von Jeff Gordon hält der in der Anfangsphase in Atlanta dominierende Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 6.) vor dem Showdown in Richmond am kommenden Wochenende nach wie vor die zweite Wildcard hinter Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 23.) in seinen Händen. Genau wie der nun noch zwölf Punkte zurück liegende Jeff Gordon steht auch Kyle Busch bei einem Saisonsieg und muss am kommenden Samstag auf seiner Spezialstrecke noch einmal zittern. Teamkollege Hamlin machte ihm das Leben mit seinem Sieg aber etwas einfacher.

Derweil machten neben Sieger Denny Hamlin fünf weitere Piloten in Atlanta den Chase-Sack endgültig zu: Penske-Pilot Brad Keselowski, der hinter Hamlin und Jeff Gordon auf Platz drei einlief, Waltrip-Speerspitze Martin Truex Jr., der nach seinem missratenen letzten Restart noch Rang vier ins Ziel brachte, der lange Zeit in Führung gelegene Childress-Pilot Kevin Harvick (5.) sowie Clint Bowyer, der nach einem starken Rennen vom Ende des Feldes kommend eine defekte Batterie zu beklagen hatte und auf Platz 27 einlief. Seine zuvor im Saisonverlauf gesammelten Punkte stellten für Bowyer jedoch sicher, dass er neben Truex als zweiter Waltrip-Pilot um den Sprint-Cup-Titel 2012 fährt.


Schlussphase im AdvoCare 500

Der amtierende NASCAR-Champion Tony Stewart (22.), der am Sonntag aufgrund von massiven Handlingsproblemen am seinem Stewart/Haas-Chevy nie in Erscheinung trat, hat als Zehnter der Gesamtwertung dank seiner drei Saisonsiege zumindest eine Wildcard sicher und kämpft somit auch in diesem Jahr um den Titel.

Edwards und Newman brauchen in Richmond ein Wunder

Unterdessen ist der Chase-Zug für Carl Edwards im Roush-Ford mit der Startnummer 99 zu 99 Prozent abgefahren. Nachdem sich der Vizemeister der Saison 2011 über weite Strecken des Rennens im Bereich um Platz zehn aufhielt, sorgte er gut 60 Runden vor Schluss mit einem rauchendem Ford-Triebwerk für die vierte von sechs Gelbphasen. Für Edwards kam der erste Ausfall nach mehr als 100 Rennen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Aufgegeben hat der Roush-Pilot aber noch nicht: "Ich werde in Richmond aller Voraussicht nach ziemlich hart angreifen. Vielleicht können wir ja etwas Spektakuläres abziehen." Im Frühjahrsrennen in Richmond hatte Edwards den Sieg nur durch einen Frühstart kurz vor Schluss verloren.

Carl Edwards

Roush-Pilot Carl Edwards musste mit Motorschaden die Segel streichen Zoom

Dennoch wird es für "Cousin Carl" am Samstag alles andere als eine einfache Aufgabe. Für Ryan Newman sieht es mit einer Playoff-Teilnahme ebenfalls düster aus. Der Stewart/Haas-Pilot wurde in Atlanta im Zuge des Restarts nach der Edwards-Caution unschuldiges Opfer einer Kollision zwischen Jimmie Johnson und Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge; 11.) im Kampf um Platz neun. Hornish schob den schwarzen Hendrick-Chevy von "Five Time" nach einem Spotter-Fehler auf der Gegengeraden in die Mauer und brachte diesen so um eine Top-Platzierung.

Der unmittelbar dahinter folgende Newman hatte keine Chance auszuweichen und kann seine Chase-Hoffnungen endgültig zu den Akten legen, sollte er am kommenden Wochenende in Richmond nicht gewinnen. "Als die 48 und 22 vor mir aneinander gerieten, konnte ich nicht viel sehen. Dann ging mir einfach der Platz aus. Jetzt haben wir noch eine Chance in Richmond. Wir müssen dort einfach gewinnen", so Wildcard-Spekulant Newman, der sich damit trösten kann, dass der Sieg in Atlanta nicht an Jeff Gordon oder Kyle Busch ging.

Ryan Newman

Stewart/Haas-Pilot Ryan Newman wurde ein unschluldiges Crash-Opfer Zoom

Geringe Chancen auf die zweite Wildcard haben kommende Woche auch noch Marcos Ambrose (Petty-Ford) und Joey Logano (Gibbs-Toyota), die in Atlanta mit den Plätzen 17 und 18 blass blieben, aber je einen Saisonsieg zu Buche stehen haben und somit Kyle Busch im Kampf um den Einzug in die Playoffs noch abfangen könnten. Die in der Gesamtwertung auf den Plätzen eins bis vier liegenden Greg Biffle (Roush-Ford; 15.), Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 7.), Matt Kenseth (Roush-Ford; 9.) und Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 34.) hatten ihr Chase-Ticket bereits vor der Grünen Flagge in Atlanta sicher.

Juan Pablo Montoya und Danica Patrick dezent

Der in dieser Saison noch sieglose Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) hat sich bei nur noch einem ausstehenden Rennen der Regular-Season endgültig aus dem Kampf um die Chase-Plätze verabschiedet. Der Kolumbianer geriet in der Nacht von Sonntag auf Montag mit einem schwer zu bändigenden Chevy kurzzeitig an die Mauer von Turn 3 und lief auf Platz 21 ein. Acht Positionen dahinter kam Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) bei ihrem insgesamt fünften Sprint-Cup-Einsatz ins Ziel und hielt sich auf dem Weg dorthin ebenso aus allen Scharmützeln wie aus dem Spotlight heraus.

Das letzte Rennen vor Beginn des Chase steigt am kommenden Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Beim zu erwartenden Short-Track-Spektakel über 400 Runden in Richmond werden die letzten beiden Playoff-Tickets vergeben.