• 04.11.2007 13:48

  • von Pete Fink

Was macht NASCAR mit seiner zweiten Liga?

NASCAR hat ein Problem, denn seiner zweiten Liga, der Busch-Serie, fehlt es an Identität im Zielkonflikt zwischen großen Namen und Talentförderung

(Motorsport-Total.com) - "Busch-Whackers" ist ein NASCAR-Terminus, der diejenigen Nextel-Cup-Piloten bezeichnet, die regelmäßig oder unregelmäßig auch an den Rennen der Busch-Serie teilnehmen. Nächstes Jahr wird die bisherige Busch-Serie mit dem Versicherungskonzern Nationwide einen neuen Titelsponsor haben und damit wird dieser Begriff verschwinden. Das Busch-Whackers-Problem bleibt jedoch.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Carl Edwards gewann gestern in Texas den Titel in der Busch-Serie 2007

Denn NASCAR steckt mitten in einem großen Dilemma mit seiner zweiten Liga. Einerseits will man die ursprüngliche Funktion der Serie, nämlich die, dass junge und aufstrebende Piloten genügend Erfahrung für einen möglichen Aufstieg in den Nextel Cup sammeln, nicht ohne weiteres aufgeben.#w1#

Andererseits sehen es Sponsoren und Rennpromoter gerne, wenn einige der großen Kaliber an einem Busch-Rennen teilnehmen, denn dann sitzen die Zuschauer vor den Fernsehgeräten und auch die Tribünen sind voll. In Bristol waren im August etwa 120.000 Zuschauer bereits am Samstagabend in der Arena - das ist mehr als die Gesamtkapazität manch anderer Speedways.

Zweite Liga poulärer als die Indy-Cars

Busch David Reutiman Tony Stewart

Start in Texas: Tony Stewart, David Reutimann und Kevin Harvick Zoom

Die Busch-Serie ist die zweite Liga der NASCAR und gleichzeitig die zweitpopulärste Motorsportserie in den USA - weit vor den Formelklassen. Das wissen natürlich auch die Promoter und lassen sich den Einsatz der Superstars einiges kosten. Die Rede ist von Antrittsgeldern in Höhe von 30.000 bis 40.000 US-Dollar pro Rennen - unabhängig vom Ergebnis.

Das wiederum hat zur Folge, dass bei einigen Mega-Events über 20 von 43 Busch-Autos von den Cup-Fahrern besetzt sind. Carl Edwards hat 2007 eine komplette Saison gefahren und wurde überlegen Champion, ähnliches geschah 2006, als Kevin Harvick die gleiche Strategie anwendete.

Unter dem Strich herrscht also ein gewaltiger Zielkonflikt, denn NASCAR kann sich nicht so richtig entscheiden, was man denn mit seiner zweiten Liga anfangen will. Fragt man zum Beispiel die Youngsters, dann sind diese nämlich durchaus davon angetan, sich mit den alten Hasen messen zu können.

Anders sehen das natürlich die Busch-Sponsoren. Die sind nämlich alles andere als davon erbaut, wenn ihr Youngster im hinteren Mittelfeld nur dann im TV zu sehen ist, wenn er von den Big Boys überrundet wird, oder nach einem Abflug in der Mauer hängt.

Lösung in einem neuen Punktesystem?

Kevin Harvick Busch

Könnte Kevin Harvick noch einmal Busch-Champion werden? Zoom

Was der Nationwide-Serie fehlt, ist also eine eigene Identität. NASCAR ist sich dessen bewusst und brachte im Laufe der aktuellen Saison bereits einige Ideen auf den Tisch. So wurde im Frühjahr öffentlich darüber nachgedacht, ob man 2008 mit den alten Chassis fahren würde, weil man sich dann optisch gegenüber dem Nextel-Cup abgrenzen könnte, da dort in Zukunft mit dem CoT gefahren wird.

Diese Idee wurde offensichtlich wieder verworfen, denn zur Zeit entsteht im NASCAR-Forschungskomplex in Concord eine ganz neue Silhouette, die viele Elemente des CoT in sich haben wird. Auch die Zulassung sogenannter Pony-Cars, also kleinerer Modelle, wie etwa dem Ford Mustang, wurde angeacht.

Die neueste Idee sieht so aus, als würde man ernsthaft überlegen, dass diejenigen Piloten, die im Nextel-Cup unter den Top 35 stehen, keine Berechtigung haben, aktiv Punkte zu sammeln. Diese Regelung könnte ab 2009 greifen.

Allerdings würde dann wohl der Nationwide-Meister nur ganz wenige Einzelsiege holen. In Texas gestern wäre unter dieser Regelung Brad Keselowski als Sechster der eigentliche Sieger gewesen. Doch wer hätte dieses begriffen, oder begreifen wollen, und wer wäre nach 36 Saisonrennen in der Lage, darin den Überblick zu behalten?