Road America: Sorenson siegt im bizarren Finale!

Reed Sorenson (Turner-Chevrolet) gewann in Elkhart Lake ein chaotisches Nationwide-Rennen - Max Papis sauer auf Jacques Villeneuve

(Motorsport-Total.com) - Das erste von drei Straßenkursrennen der Nationwide-Saison 2011 endete mit einer großen Konfusion, die Reed Sorenson (Turner-Chevrolet) letztlich als Sieger hervorbrachte. Ron Fellows (JR-Chevrolet) wurde als Zweiter gewertet, nachdem er zwischenzeitlich wie der Sieger des Rennens aussah.

Titel-Bild zur News: Reed Sorenson

Reed Sorenson kam überraschend zu seinem ersten Nationwide-Sieg seit 2007

Das Bucyrus 200 auf dem klassischen Road-America-Kurs in Elkhart Lake im US-Bundesstaat Wisconsin sah in der Schlussphase gleich drei Green-White-Checkered-Anläufe. Im Zuge des letzten ging zunächst dem führenden Justin Allgaier (Turner-Chevrolet) der Sprit aus. Teamkollege Sorenson schien dasselbe Schicksal zu ereilen, als er in der allerletzten Runde ebenfalls massiv an Geschwindigkeit verlor.

Rundkursspezialist Fellows überholte den langsam fahrenden Sorenson, wurde nach einigen Minuten der Beratung seitens der NASCAR-Offiziellen aber wieder auf Platz zwei zurückversetzt, da er Sorenson erst überholt hatte, als die siebte und letzte Gelbe Flagge des Rennens bereits draußen war.

Nationwide-Gaststarter Jacques Villeneuve, der auf dem Kurs, auf dem er einst im Jahr 1994 seinen ersten IndyCar-Sieg einfahren konnte, den Penske-Dodge von Brad Keselowski steuerte, zeigte nach Platz drei im Qualifying ein unterhaltsames Rennen.

Im Green-White-Checkered-Finale räumte der zuvor im Rennen mit einer Durchfahrtsstrafe belegte und augenscheinlich etwas übermotiviert agierende Kanadier unter anderem Max Papis (Harvick-Chevrolet) ab. Unter dem Strich konnte er sich glücklich schätzen, noch als Dritter ins Ziel gekommen zu sein. Elliott Sadler (Harvick-Chevrolet; 4.) und Mike Wallace (Davis-Chevrolet; 5.) komplettierten die Top 5 nach dem chaotischen Finale.

Frühe Führung für Villeneuve

Der von der Pole-Position gestartete Michael McDowell (Gibbs-Toyota) führte das Feld in die erste Runde, während sich Villeneuve direkt in Turn 1 innen an Papis vorbeischieben konnte. In Runde zehn griff der Kanadier auf der Außenseite der Start/Ziel-Geraden erstmals nach der Führung. Steve Wallace, der anders als die Spitze die erste Gelbphase drei Runden zuvor nicht zum Boxenstopp nutzte und beim Restart in Führung lag, leistete innen wenig Gegenwehr und musste nur zwei Kurven später auch Fellows ziehen lassen.


Fotos: NASCAR in Elkhart Lake


Polesitter McDowell, der im Bucyrus 200 im Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 - der normalerweise von Kyle Busch gesteuert wird - Platz nahm, erwies sich in dieser Phase des Rennens als der schnellste Mann auf dem legendären 4,048 Meilen langen Straßenkurs mit 14 Kurven.

In der 15. von letztlich 57 Runden war es mit der Führung für Villeneuve zunächst vorbei. McDowell setzte sich bei der Anfahrt zu Turn 5 innen neben den weißen Penske-Dodge, der beim Versuch gegenzuhalten zwei Kurven später mit den linken Rädern ins Gras geriet und Fellows sowie Papis vorbeilassen musste.

Nachdem sowohl der führende McDowell als auch Villeneuve kurz vor der Halbzeitmarke ihren zweiten Boxenstopp eingelegt hatten, versenkte Kevin Conway seinen Nemco-Toyota im Kiesbett von Turn 1. Im Zuge der folgenden Gelbphase steuerten auch Fellows und Papis die Boxengasse an.

Folgerichtig lautete die Reihenfolge an der Spitze beim Restart in Runde 25 wiederum McDowell vor Villeneuve. Turn 5 erwies sich wie schon beim vorangegangenen Restart abermals als die Kurve der Wahl für Villeneuve. Auf der Innenbahn presste er sich diesmal an McDowell vorbei und übernahm neuerlich die Führung im Rennen.

Durchfahrtsstrafe wirft Villeneuve zurück

Die Freude beim Kanadier war allerdings nur von kurzer Dauer. Da er unmittelbar vor Freigabe des Rennens die Spur wechselte, brummten ihm die Rennkommissare eine Durchfahrtsstrafe auf. Über Funk bezeichnete Villeneuve die Entscheidung der Rennleitung als "lästig". Sein Glück war die Tatsache, dass genau in dem Moment, als er langsam durch die Boxengasse rollte, die dritte Gelbphase ausgerufen wurde und er so zum Ende des Feldes aufschließen konnte.

An der Spitze lieferten sich McDowell und Sadler fortan ein spannendes Duell, während Villeneuve von Platz 18 eine furiose Aufholjagd mit reichlich Lackaustausch zeigte. Der weiße Dodge Challenger mit der Startnummer 22 wurde nach einer Runde bereits wieder auf Rang elf notiert und sollte in der Folge weiter Boden gutmachen.

Nach einer kompletten Serie Boxenstopps unter Renntempo verblieben lediglich Brian Scott (Gibbs-Toyota) und Michael Annett (Wallace-Toyota) vor McDowell. Sowohl Scott als auch der Pilot in Diensten von Rusty Wallace Racing legten ihren letzten Routine-Stopp in Runde 27 ein und wagten das Risiko, die restliche Distanz mit einer Tankfüllung zu absolvieren.

Sieben Runden vor dem geplanten Ende übernahm McDowell auf der Start/Ziel-Geraden aus eigener Kraft die Führung. Teamkollege Scott hielt zunächst Rang zwei vor Fellows, während sich dahinter Villeneuve im Kampf zum Platz vier Papis zurechtlegte und den Italiener drei Runden später in Turn 1 passierte. Dabei verpasste der Kanadier allerdings seinen Bremspunkt und musste den Harvick-Piloten direkt wieder ziehen lassen. Noch vor Ende der Runde sorgte Doug Harrington (Ware-Chevrolet) mit seinem insgesamt dritten Ausrutscher im Rennen für die vierte Unterbrechung der Renn-Action mit der Gelben Flagge.

Drei Green-White-Checkered-Anläufe

Im anschließenden Green-White-Checkered-Finale wurde es dann hitzig, als Villeneuve bei der Anfahrt auf Turn 1 ganz innen ein Kamikaze-Manöver vollführte und dabei Brian Scott und Max Papis aus dem Rennen riss. Scott drehte sich nach der unsanften Berührung von hinten ins Kiesbett, während Papis in die Leitschienen krachte. Villeneuve, der durch die Eröffnung der dritten Spur das Chaos auslöste, kam hingegen ungeschoren davon. "Vielen Dank Jacques, das war gute Arbeit...", lautete der Funkspruch von Papis unmittelbar im Anschluss. Nach dem Rennen sollten sich die beiden noch eine hitzige Diskussion in der Boxengasse liefern.

Im zweiten Green-White-Checkered-Anlauf geriet dann Fellows ausgangs Turn 1 mit den linken Rädern neben die Strecke und war scheinbar aus der Entscheidung im Kampf um den Sieg draußen. An der Spitze übernahm plötzlich der zuvor gänzlich unauffällig agierende Justin Allgaier in Turn 5 die Führung von McDowell. Der Gibbs-Pilot geriet in der Hitze des Gefechts ebenso neben die Strecke wie Steve Wallace, Ricky Carmichael (Turner-Chevrolet) und Eric McClure (TriStar-Chevrolet). Ein dritter und letzter Anlauf, das Rennen unter Grün zu beenden, war die Folge.

Beim Restart konnte Allgaier seine Führung zunächst vor Teamkollege Sorenson halten. Weiter hinten im Feld kreiselten die Piloten - unter anderem Aric Almirola (JR-Chevrolet) - erneut reihenweise von der Piste. Nachdem der führende Allgaier die Weiße Flagge für die letzte Runde gesehen hatte, wurde die Caution doch noch ausgerufen und Allgaier schien den Sieg in der Tasche zu haben.

Konfusion nach der Zieldurchfahrt

In der allerletzten Runde allerdings rollte der Turner-Chevrolet mit der Startnummer 31 ohne Sprit aus. Sorenson. der ebenfalls auf den letzten Tropfen unterwegs war, wurde von Fellows überholt, konnte seine Fahrt aber bis zum Ende der Runde fortsetzen. Auf der Start/Ziel-Geraden zog er neben Fellows und kreuzte unter Gelb um Haaresbreite vor dem Kanadier den Zielstrich.

Ausschlaggebend für den Sieg Sorensons war jedoch die Tatsache, dass er zum Zeitpunkt des Ausrufens der letzten Gelben Flagge noch knapp vor Fellows lag. Zwar lag Allgaier zu diesem Zeitpunkt noch vor Sorenson, konnte aber anders als sein Turner-Teamkollege das Ende der Runde und damit das Ziel des Rennens nicht mehr erreichen.

Nach dem Ausflug auf den Straßenkurs von Elkhart Lake warten auf die Nationwide-Piloten am kommenden Wochenende gänzlich andere Vorzeichen. In der Nacht von Freitag auf Samstag steht in Daytona das dritte Restrictor-Plate-Rennen der Saison auf dem Programm.

Die Nationwide-Top-10 aus Elkhart Lake:

01. Reed Sorenson (Turner-Chevrolet)
02. Ron Felliows (JR-Chevrolet)
03. Jacques Vileneuve (Penske-Dodge)
04. Elliott Sadler (Harvick-Chevrolet)
05. Mike Wallace (Davis-Chevrolet)
06. Andrew Ranger (Dodge)
07. Michael Annett (Wallace-Toyota)
08. Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford)
09. J.R. Fitzpatrick (Go-Canada-Ford)
10. Timmy Hill (Germain-Ford)

Der Nationwide-Gesamtstand (Top 10 nach 16/34 Rennen):

01. Reed Sorenson 568 Punkte
02. Elliott Sadler -5
03. Ricky Stenhouse Jr. -7
04. Justin Allgaier -34
05. Jason Leffler -73
06. Aric Almirola -75
07. Kenny Wallace -111
08. Steve Wallace -134
09. Brian Scott -145
10. Michael Annett -160