• 31.08.2009 10:25

  • von Roman Wittemeier

Nationwide: Villeneuve glänzt bei Edwards-Sieg

Carl Edwards sichert sich im Chaos-Duell gegen Marcos Ambrose den Montréal-Sieg in der letzten Kurve - Sensationeller Auftritt von Jacques Villeneuve

(Motorsport-Total.com) - Der Regen von Kanada hat dem NASCAR-Nationwide-Rennen in Montréal ein sensationelles Finish beschert. Nur 17 Runden vor Schluss musste der Lauf wegen eines Wolkenbruchs unterbrochen werden, der anschließende Sprint über elf Runden sorgte für reichlich Chaos, Schrott und einen glücklichen Sieger Carl Edwards. Auch die völlig durchnässten Zuschauer am Circuit Gilles Villeneuve hatten reichlich Spaß.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Salto Rückwärts: Carl Edwards feiert seinen Last-Minute-Erfolg in Kanada

Nach einem Regen-Qualifying am Samstag präsentierte sich das Wetter zum Start zunächst harmlos. An der Spitze setzte sich ein Trio bestehend aus Favorit Marcos Ambrose, Carl Edwards und Lokalheld Andrew Ranger ab. Dahinter hielt sich Jacques Villeneuve bei seinem NASCAR-Comeback in der Verfolgergruppe unauffällig zurück. Entgegen seiner sonstigen Natur ging der Ex-Formel-1-Weltmeister äußerst vorsichtig und zahm zur Sache. Das sollte sich auszahlen.#w1#

Ambrose kontrollierte das Feld 60 Runden lang von der Spitze, Edwards und Ranger folgten knapp dahinter und Nationwide-Leader Kyle Busch hatte es sich gerade auf Platz vier gemütlich gemacht, als der große Regenguss kam. Innerhalb weniger Minuten brach ein einziges Caos aus. Unzählige Autos landeten in den Kiesbetten, die Piloten konnten ihre Boliden kaum noch auf der Strecke halten. Die Rennleitung hatte ein Einsehen: Rote Flagge 17 Runden vor Schluss. Die Teams konnten Regenreifen aufschnallen und Scheibenwischer installieren.

Was dann folgte, war Spektakel pur. Die Rennleitung gab den Lauf für einen Sprint über elf Runden noch einmal frei, weil die Ideallinie bereits weitestgehend abgetrocknet war. Vorne zog Ambrose wieder davon, dahinter konnte sich Busch an Edwards und Ranger vorbeikämpfen. Doch durch eine Karambolage von Steven Wallace mit drei weiteren Autos kam sofort wieder eine Gelbphase. Ambrose konnte es nur recht sein. Er lag in Front, alle Pitstops waren absolviert.

Marcos Ambrose, Jacques Villeneuve

Marcos Ambrose musste sich trotz seiner Dominanz mit Platz zwei begnügen Zoom

Vier Runden vor dem Ende wurde das Rennen dann doch noch einmal freigegeben. Wieder lief alles für den Australier. Ambrose zog davon, die anderen reihten sich dahinter ein. Aber der Spaß hielt nicht lange an. Wieder war es Steven Wallace, der mit seinem völlig demolierten Auto mehrere Konkurrenten abgeräumt hatte. Erneut kamen die gelben Flaggen heraus, alles sollte sich anschließend im Sprint über eine einzige Runde entscheiden.

Ambrose ging vor Ranger in den letzten Umlauf. Dahinter erhöhte Edwards den Druck auf den jungen Kanadier. Der Roush-Pilot schnappte sich Ranger in Kurve zwei, im Windschatten drehten sich Paul Menard und Kyle Busch in die Wiese und hievten somit Jacques Villeneuve auf den sensationellen vierten Rang. Der kanadische Lokalmatador hatte sich aus allen Scharmützeln herausgehalten und fuhr sein bestes NASCAR-Ergebnis ein.

Doch ganz vorne war die Action noch nicht vorbei. Edwards drängelte am Heck von Ambrose. Der Australier wollte seinen Sieg in der allerletzten Schikane durch Kampflinie verteidigen, kam aber ausgangs des zweiten Knicks unglücklich auf den Randstein. Edwards konnte besser beschleunigen und holte sich den Sieg, den Amrose eigentlich schon fest hatte für sich verbuchen können. "Das war schon ein Ding", jubelte Edwards nach der Zieldurchfahrt. "Ich habe den wohl besten Mann auf Straßenkursen bezwungen. Das bedeutet mir sehr viel!"

Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve brachte seinen Toyota mit geringen Kampfspuren ins Ziel Zoom

"Ich dachte eigentlich schon, dass ich den Kampf verloren hätte. Aber dann kam er auf den Randstein, hatte durchdrehende Räder und ich dachte nur: 'Das gibt es doch gar nicht!'", so Edwards weiter. Ambrose kommentierte: "Ich gratuliere Carl. Im Grand-Am-Rennen schießt er mich ab und hier klaut er mir den Sieg." Augenzwinkernd fügte der Australier hinzu: "Ich fange an, ihn zu hassen. Spaß beiseite: Ich gratuliere ihm. Er hat mich unter Druck gesetzt und ich habe den Fehler gemacht."

Hinter Villeneuve holte Brad Keselowski einen starken fünften Rang. "Wir haben uns in diesem Rennen von Rennfahrern zu Draufgängern entwickelt", meinte der Zweite der Gesamtwertung nach dem Regenchaos. Glücklich fügte der Chevy-Pilot, der angeblich auf der Penske-Wunschliste für 2010 steht, an: "Wenn alles gut läuft, dann hast du viel Spaß. Wenn du dein Auto verschrottest, dann hältst du solch ein Rennen für dämlich. Mir hat es heute Spaß gemacht, weil ich eine ganze Menge Atos überholen konnte."


Fotos: NASCAR in Montreal


"Der Schlüssel zu meinem Erfolg lag darin, dass ich mich aus den ganzen Crashs herausgehalten habe", analysierte Villeneuve nach Rang vier. "Vor allem beim Double-File-Restart gab es in jeder Kurve das reinste Chaos. Man konnte nur versuchen, seine eigene Linie zu halten. Dann musste man beten, dass man nicht abgeschossen wird." Ob Villeneuve weitere Gastauftritte in der Nationwide-Serie plant, ließ der Kanadier offen.

Rennergebnis in der Übersicht (Top-10):
01. Carl Edwards (Ford) - 76 Runden
02. Marcos Ambrose (Toyota) - 76
03. Andrew Ranger (Toyota) - 76
04. Jacques Villeneuve (Toyota) - 76
05. Brad Keselowski (Chevrolet) - 76
06. Tony Raines (Chevrolet) - 76
07. Jean-Francois Dumoulin (Chevrolet) - 76
08. Stephen Leicht (Chevrolet) - 76
09. Brendan Gaughan (Chevrolet) - 76
10. Kyle Busch (Toyota) - 76