Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Francesco Bagnaia

Die direkte Niederlage gegen Martin und Marquez muss sich für Bagnaia wie ein Schlag in den Magen anfühlen - Auch Gigi Dall'Igna schläft derzeit schlecht

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Dieser dritte Platz muss sich für den Weltmeister wie eine Niederlage anfühlen Zoom

nach Jerez war auch Le Mans ein ganz großes Fest! Über 100.000 französische Fans feierten tolle Rennaction, auch wenn ihre Helden Fabio Quartararo und Johann Zarco nicht vorne dabei waren. Gesehen haben wir einen unfassbar guten Dreikampf der drei WM-Kandidaten.

Jorge Martin und Marc Marquez feierten ausgelassen auf dem Podium. Daneben stand Francesco Bagnaia etwas abseits und hatte sichtlich Mühe, die Arme nach oben zu strecken. Wie wenn Blei an seinen Armen hängen würde. Sein Lächeln wirkte auch eher gequält.

Dieser dritte Platz muss sich für ihn wie eine Niederlage angefühlt haben. Klar, man kann einen Dreikampf auf so einem hohen Niveau verlieren. Das gehört zum Sport dazu. Wie stark Bagnaia auch ist, haben wir zwei Wochen zuvor in Jerez gesehen.

Schon am Samstag saß der Weltmeister nach dem Ausfall im Sprint mit versteinerter Miene in der Box. Soweit wir gehört haben, soll die Elektronik nicht richtig kalibriert gewesen sein und sich deshalb das Motorrad für Bagnaia seltsam angefühlt haben.

Das sollte dem Werksteam eigentlich nicht passieren, wenn man vergleicht, dass Pramac die Motorräder für Martin eigentlich immer perfekt vorbereitet. Am Sonntag wollte Bagnaia zurückschlagen und er hat lange alles richtig gemacht.

Er wollte wie in Jerez zeigen, dass er der Weltmeister und die Nummer 1 ist. Aber dann hat er sich von seinen direkten Konkurrenten versägen lassen. Vor allem das Überraschungsmanöver von Marquez in der letzten Runde hat Bagnaia alt aussehen lassen.

38 Punkte beträgt nun sein Rückstand auf Martin. An einem Wochenende können maximal 37 Punkte gesammelt werden. Dass Martin nach fünf Rennwochenenden schon ein Wochenende Vorsprung hat, ist schon eine deutliche Ansage.

Wenn er in Jerez nicht gestürzt wäre, dann wäre sein Vorsprung noch größer. Vielleicht ist Martin ein kleines bisschen talentierter als Bagnaia. Dafür versucht Bagnaia alles perfekt hinzubekommen. Aber wie ich schon nach Portimao geschrieben habe, ist sein Perfektionismus nicht perfekt.

Wenn Martin so weitermacht, kann es für Bagnaia schwierig werden, diesen Rückstand bis zur Sommerpause aufzuholen. Und jetzt mischt auch noch Marquez im WM-Kampf mit. Sein Speed war auch in Le Mans atemberaubend.

Wenn er nicht als 13. gestartet wäre sondern weiter vorne, dann hätte er mit diesem Speed womöglich Sprint und Grand Prix locker gewonnen. Dann hätte neben Bagnaia vielleicht auch Martin alt ausgesehen.

Klar, es waren Fehler, die zu diesem 13. Startplatz geführt haben. Aber es war auch erst sein fünftes Rennwochenende mit der Ducati. Ich bin mir sicher, dass von Marquez noch mehr kommen wird, je mehr Rennen er mit der Desmosedici fährt.

Schwierige Entscheidung für Gigi Dall'Igna

Dann wird in diesem Dreikampf spannend, wer die Nummer 1 bei Ducati ist. Was uns natürlich zu der großen Frage führt, wer im nächsten Jahr Teamkollege von Bagnaia wird. In der Haut von Gigi Dall'Igna möchte ich derzeit nicht stecken.

Auch wenn er die Duelle seiner Fahrer auf der Strecke sicherlich genießt, muss auch er mit Blick auf die Zukunft schlecht geschlafen haben. Martin hat alles gezeigt, um sich den zweiten Platz im Werksteam zu verdienen.

Aber Marquez ist dann doch das vielleicht größere Talent. Dieses Talent, das in Zukunft vielleicht für Ducati den Unterschied ausmachen kann, wenn man mittelfristig gegen das andere Ausnahmetalent im Feld - Pedro Acosta - um den WM-Titel kämpfen will.

Gigi Dall'Igna

Wer wird im nächsten Jahr Teamkollege von Bagnaia, Herr Dall'Igna? Zoom

Die zunächst alles entscheidende Frage betrifft Pramac. Zieht man die Option mit Ducati oder wechselt man zu Yamaha? Lin Jarvis meinte, dass Yamaha für die Planungen für das nächste Jahr im Juni Bescheid wissen müsste.

Auch Dall'Igna hat in Le Mans anklingen lassen, dass wir bezüglich der Zukunft in Mugello mehr wissen könnten. Denn für Fermin Aldeguer muss auch ein Platz gefunden werden. Und wird Enea Bastianini tatsächlich vor die Türe gestellt?

Im Vorjahr hatte KTM fünf Fahrer für vier Plätze. Die aktuelle Situation bei Ducati ist viel komplexer. Denn egal wie diese Geschichte ausgehen wird, eines ist klar. Irgendjemand wird sich vor den Kopf gestoßen fühlen und gehen müssen.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

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