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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Die Tracklimits
Im Falle von Brad Binder haben die Rennkommissare korrekt nach Reglement gehandelt - Aber zwei andere Situationen in Assen werfen einige Fragen auf
Liebe MotoGP-Fans,

© Motorsport Images
In beiden Assen-Rennen verlor Brad Binder einen Podestplatz Zoom
ein tolles Wochenende in Assen hat einen Schlussstrich unter die erste Saisonhälfte gezogen. Wir sind aber noch nicht ganz bei Halbzeit, denn es wurden erst acht der 20 Rennwochenenden absolviert. Trotzdem ist die fünfwöchige Sommerpause bei vielen Fahrern sehr willkommen.
Kaum ein MotoGP-Fahrer hat die bisherigen Wochenenden ohne Blessuren überstanden. Der Herbst wird mit sieben Überseerennen in zwei Monaten die intensivste Phase der Saison werden. Erst dann wird sich entscheiden, wer wirklich Chancen auf den WM-Titel haben wird.
Nach Assen war es im ersten Moment gar nicht so einfach, einen klaren Kandidaten für unsere traditionelle Montagskolumne zu wählen. Ja, Marc Marquez hatte wieder ein schwieriges Wochenende. Er wirkte neben den Verletzungen vom Sachsenring auch mental angeschlagen.
Lassen wir ihn deshalb heute mit seinen Sorgen alleine. Natürlich wünsche ich ihm gute Besserung und bin gespannt, mit welchem Elan er in Silverstone die zweite Saisonhälfte in Angriff nehmen wird. Denn er meinte schon in Assen, dass er seine Herangehensweise anpassen muss.
Dann hätten wir das leidige Thema Tracklimits. Natürlich könnte ich heute Brad Binder nominieren, denn zweimal den exakt gleichen Fehler zu machen, ist natürlich ein Griff ins Klo. Aber seine Performance fand ich im Sprint und im Grand Prix fantastisch.
Neben den Randsteinen sind in dieser Kurve 8 diese speziellen Schläuche mit Drucksensoren verlegt. Löst ein Sensor aus, gilt es als Überschreitung der Tracklimits. Dass Binder keinen Vorteil erlangt hat, ist glaube ich klar. Aber Regeln sind Regeln. Somit hatte er diesmal Pech.
Die Regeln sind im Sprint beziehungsweise im Grand Prix unterschiedlich. Im Sprint gibt es beim dritten Vergehen eine Long-Lap-Strafe. Da Binder sie nicht mehr absolvieren konnte, wurden drei Sekunden auf seine Rennzeit addiert.
Im Grand Prix bedeutet ein Vergehen in der letzten Runde automatisch eine Rückversetzung um eine Position. Eingeführt wurde diese Regel als Reaktion auf eine Situation im Moto2-Rennen in Misano 2019.
Augusto Fernandez nahm damals in der asphaltierten Auslaufzone Schwung und setzte damit das entscheidende Überholmanöver gegen Fabio Di Giannantonio um den Sieg. So ein Manöver wäre heute nicht mehr möglich.
Im Falle von Binder haben sich die Rennkommissare streng an das Reglement gehalten. Deshalb hat Binder die beiden Strafen auch akzeptiert. Man kann natürlich über das Reglement diskutieren, aber wenn sich die Offiziellen daran halten, kann ich sie nicht schlecht schlafen lassen.
Und was war bei Jorge Martin?
Trotzdem gibt es ein ganz großes ABER! Wenige Augenblicke nach Binder ist auch Jorge Martin im Grand Prix an exakt der gleichen Stelle über die grüne Fläche gefahren. Eigentlich noch deutlicher als der KTM-Fahrer. Eine Reaktion der Rennkommissare gab es aber nicht.
Das wirft natürlich Fragen auf. Hat das Sensorsystem so kurz hintereinander nicht ausgelöst? Wurde keine Strafe ausgesprochen, weil der nächste Fahrer zehn Sekunden dahinter war und eine Rückversetzung schon ziemlich hart gewesen wäre?
Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Das Problem ist, dass weder die Rennleitung noch die Rennkommissare mit uns Journalisten sprechen. Würden sie das tun, dann hätten wir vielleicht eine Erklärung für die Martin-Situation erhalten.
Hat Pedro Acosta die Long-Lap-Strafe korrekt absolviert?
Und dann wäre da noch die Long-Lap-Strafe von Pedro Acosta im Moto2-Rennen. Hat er sie korrekt absolviert und ist zwischen den Linien geblieben? In diesem Fall gibt es keine Drucksensoren, sondern es muss anhand von Kamerabildern bewertet werden.
Klar, selbst wenn Acosta ganz leicht innen auf die weiße Linie gekommen wäre, dann wäre das nicht der ganz große Vorteil gewesen. Aber Regeln sind Regeln. Anhand der Bilder der Fernsehübertragung war es schon grenzwertig.
Die Rennleitung meldete, dass Acosta die Strafe korrekt absolviert hatte. Als Beweis wurde nach dem Rennen ein Videoclip der Streckenkameras veröffentlicht. Allerdings muss ich sagen, dass es für mich auch auf diesen Bildern grenzwertig aussieht.

© Dorna
Mit diesem Bild begründeten die Rennkommissare ihre Entscheidung Zoom
Werfen wir einen kurzen Blick in die USA. In der NFL muss ein Videobeweis eindeutig die Entscheidung der Schiedsrichter auf dem Feld widerlegen. Sind die TV-Bilder nicht eindeutig, ist die Tatsachenentscheidung auf dem Feld stärker und bleibt bestehen.
Das ist in der NFL ganz klar im Reglement festgeschrieben. In der MotoGP begründen die Rennkommissare eine grenzwertige Entscheidung mit anderen Bildern, die ebenso grenzwertig sind. Natürlich gibt es sonst keine Begründung, denn mit uns Journalisten wird nicht gesprochen.
Deswegen habe ich schon in einer früheren Kolumne geschrieben, dass das Reglement viel besser formuliert werden muss. Denn sonst stehen wir alle nach solchen Situationen ratlos da. Und das gibt für einen Spitzensport wie die MotoGP ein schlechtes Bild ab.
Ihr,

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