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Russisches Roulette und fliegende Bierbüchsen
Die Motorrad-WM fährt im Motorsport-Mekka Indianapolis: Nachdem Hurrikan "Ike" 2008 für Chaos gesorgt hat, steht jetzt der 100. Geburtstag an
(Motorsport-Total.com/SID) - Im Vorjahr bereitete der berühmte "Nudeltopf" der Motorrad-WM einen stürmischen Empfang. Hurrikan "Ike" sorgte für ein chaotisches Wochenende in Indianapolis und bewarf die Fahrer mit Taschen und Bierdosen von der Zuschauertribüne. Superstar Valentino Rossi sprach von "den schlimmsten Bedingungen, bei denen ich je in meiner Karriere fahren musste. Weiterzufahren wäre russisches Roulette gewesen."
© IMS
Valentino Rossi siegte im vergangenen Jahr bei der chaotischen Premiere
Am Ende standen zwei Rennabbrüche, der Lauf der 250er-Klasse wurde komplett abgesagt, und Rossi schrieb durch den 69. Sieg in der höchsten Klasse Zweirad-Geschichte. Spätestens da war wieder jedem klar geworden: Kein Motorsport-Ort der Welt ist wie der Indianapolis Motor Speedway. Hier ist alles größer, anders, verrückter. Es ist schlicht und ergreifend das Mekka des Motorsports.#w1#
Und so hat auch Rossi vor dem zweiten Auftritt der Motorrad-WM an diesem Wochenende zum 100. Geburtstag des "Nudeltopfs" seinen Frieden mit der legendären Strecke geschlossen. "Dieser Ort ist einfach voller Geschichte", sagt er mit funkelnden Augen: "Ich liebe es, hier zu fahren."
Schon die nackten Zahlen verleihen "Indy" großen Glanz. Es ist nach Brooklands in England die zweitälteste Rennstrecke der Welt, mit 250.000 permanten Sitzplätzen und Kapazität für insgesamt bis zu 400.000 Besucher ist es die größte Sportstätte des Planeten. Die dort seit 1911 ausgetragenen legendären 500 Meilen von Indianapolis sind die weltweit größten Eintages-Sportveranstaltung.
Gigantismus alleine reicht nicht für einen Mythos. Aber über Indy schienen immer irgendwie Fluch und Segen gleichzeitig zu hängen. Hier wurden Helden geboren. Und hier ließ auch so mancher sein Leben. Das erste Autorennen am 19. August 1909 forderte gleich fünf Todesopfer. Die notdürftig planierte Schotterpiste wurde daraufhin mit 3,2 Millionen Pflastersteinen befestigt.
Asphaltiert wurden erste Teile der Strecke erst nach 1935, als es in einem Rennen 15 Unfälle gegeben hatte. Erst 1960 wurde die Ziegelsteinoberfläche komplett geteert. Bis auf einen ein Yard (etwa 90 Zentimeter) breiten Streifen an der Start- und Ziellinie. Dieser brachte dem Kurs den Namen Brickyard ein. Bei Geschwindigkeiten von über 350 km/h bildet dieser allerdings auch ein Risiko für Fahrer und Fahrzeuge. In diesem Jahr zerstörte im Training zu den Indy 500 ein herausgerissener Stein die Radaufhängung des Brasilianers Mario Moraes.
Dass die Formel 1 derzeit nicht - wie noch 1950 bis 1960 und 2000 und 2007 - im "Nudeltopf" gastiert, liegt jedoch an den Finanzen. Als Formel-1-Boss Bernie Ecclestone die zehn Millionen Euro Lizenzgebühren nicht ausreichten, sprang im Vorjahr die Motorrad-WM ein. Auch dies war ein geschichtsträchtiger Deal. Denn mit einem Motorradrennen hatte auf dem Oval 1909 alles begonnen.
Ein Rennen für die Ewigkeit hat aber auch die Formel 1 hinterlassen. Sportlich schien nach der Rückkehr auf die um einen Straßenkurs erweiterten Strecke auch in Indy vieles wie andernorts; Michael Schumacher gewann in acht Jahren fünf Mal. Doch 2005 musste er nur fünf Konkurrenten besiegen. Nach einem Unfall von Ralf Schumacher im Training fuhren im Rennen 14 Autos mit Michelin-Reifen nach der Aufwärmrunde aus Sicherheitsgründen wieder in die Box zurück. Der Grand Prix wurde zur Farce, die sechs Piloten auf der Strecke wurden von den 100.000 frustrierten Fans mit Bierbüchsen beworfen.
Genau wie die Motorradfahrer im Vorjahr. Nur da war es eben Ike.