Qualitätsunterschiede der Reifen: Michelin wehrt sich gegen Kritik

Piero Taramasso weist Gerüchte, dass Michelin bestimmte Fahrer bevorzugt oder das Budget gekürzt wurde, entschieden zurück - Untersuchung der Reifenunterschiede

(Motorsport-Total.com) - In jüngster Zeit mehrte sich die Kritik an den MotoGP-Reifen von Michelin. Einige Fahrer merkten an, dass sie große Unterschiede zwischen zwei Reifen der gleichen Mischung spüren. Es sei eine "Glückssache", ob man einen guten oder schlechteren Reifen im zugelosten Kontingent hat.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Im Silverstone-Rennen hatte Valentino Rossi Probleme mit dem Hinterreifen Zoom

Zuletzt wurde das in Silverstone von mehreren Fahrern bemängelt. Francesco Bagnaia (Ducati), Joan Mir (Suzuki) und Valentino Rossi (Petronas-Yamaha) hatten große Gripprobleme. Während es bei Mir den Vorderreifen betraf, war es bei den beiden Italienern der Hinterreifen.

"Generell haben wir am Sonntag einen höheren Reifenverschleiß als am restlichen Wochenende gesehen", erklärt Michelin-Manager Piero Taramasso gegenüber der italienischen Edition von 'Motorsport.com'.

"Wir haben den Abbau der Performance ab Runde zehn erwartet, aber manche Fahrer haben das schon nach fünf, sechs Runden gespürt. Silverstone belastet die Reifen stark. Es war dort schon immer schwierig, eine konstante Performance zu finden."

"Wir waren zwei Jahre nicht auf dieser Strecke. Zum ersten Mal sind wir dort mit der neuen Karkasse [beim Hinterreifen] gefahren, die wir seit dem Vorjahr verwenden. Deshalb gab es keine Möglichkeit, diesen Reifen vorher in Silverstone zu testen."

"Den starken Verschleiß gab es bei einigen Fahrern, bei anderen nicht. Es hatte nichts mit dem Motorrad zu tun, denn alle sechs Marken waren in den Top 6. Es ist klar, dass wir besser vorhersagen müssen, was im Rennen passieren wird, wenn sich die Temperaturen ändern."

Piero Taramasso

Piero Taramasso ist bei Michelin Chef des MotoGP-Programms Zoom

"Oder wenn die Pace schneller oder langsamer ist, oder in der Startaufstellung im letzten Moment auf eine andere Mischung gewechselt wird. Wir müssen in FT4 besser arbeiten. Es ist nicht einfach, aber wir haben Ideen, damit es keine falschen Entscheidungen mehr gibt."

Im Fahrerlager wurde auch spekuliert, dass Michelin bestimmte Fahrer bevorzugen könnte. Oder dass die Qualitätsunterschiede damit zu tun haben könnten, dass im Zuge der Coronavirus-Pandemie Geld und Personal gespart werden musste.

Taramasso weist das aber entschieden zurück: "Wenn so etwas passiert, dann gibt es im Paddock immer viele Fantasien. Es passiert nie bei Quartararo, weil er Franzose ist und deshalb seine Reifen immer gut sind. Es ist aber unmöglich, einen Fahrer zu bevorzugen oder zu benachteiligen."

"Es gibt seit vielen Jahren eine Lotterie und die Reifen werden den Fahrern zufällig zugeteilt. Ich habe auch gehört, dass Michelin das Budget verringert hat, aber auch das ist falsch. Glücklicherweise hat unsere Firma die Coronakrise gut gemanagt."

"Es gab keine Budgetkürzung. Wir haben alle Technologien zur Verfügung, damit wir verstehen können, was diese plötzlichen Unterschiede auslöst. Wir wollen wieder gutes Racing ohne Beschwerden der Fahrer sehen."