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Martinez: "Eine Mischung aus verschiedenen Elementen"
In allen drei Klassen bringt Jorge Martinez Motorräder an den Start - Im Interview spricht "Aspar" über die Herausforderung als Teamchef
(Motorsport-Total.com) - Jorge "Aspar" Martinez hat nach seiner erfolgreichen Karriere als Fahrer ein Team gegründet. In allen drei Klassen sind seine Piloten unterwegs. Bei den 125ern ist Nicolas Terol sehr erfolgreich, aber auch Hector Faubel ist in der Spitzengruppe unterwegs. In der Moto2 sitzt Vizeweltmeister Julian Simon auf einem Aspar-Motorrad. Hector Barbera versucht sein Glück in der MotoGP. An den Rennwochenenden wechselt Martinez ständig seine T-Shirts, um für die jeweiligen Teams richtig gekleidet zu sein. Im Interview spricht der Spanier über seine Arbeit und die Herausforderung seine Mannschaften zu führen.

© Aspar
Jorge Martinez (li.) mit seinen Fahrern Nico Terol und Hector Faubel
Frage: "Im vergangenen Jahr hat es so ausgesehen, dass du mit einem Fahrer in allen Kategorien am Limit warst. Für diese Saison hast du aber einen weiteren Piloten hinzugefügt..."
Jorge Martinez: "Es ist unglaublich, dass wir so ein Projekt in Zeiten wie heute fortsetzen konnten. Im September haben wir diskutiert, ob wir nicht eines der drei Teams auflassen sollten, aber schlussendlich konnten wir das Projekt am Leben erhalten und einen weiteren Fahrer in letzter Minute unter Vertag nehmen. Glücklicherweise helfen uns die Resultate und die Sponsoren sind glücklich. Wir sind sehr glücklich, dass wir neue Partner and Board haben, die alle international ausgerichtet sind."
Frage: "Was ist das Geheimnis, um das Vertrauen der Sponsoren in schwierigen Zeiten zu gewinnen?"
Martinez: "Man muss ihnen viel im Bereich Image und natürlich auch entsprechende Resultate liefern. Man muss ihnen auch eine wirtschaftliche Möglichkeit bieten. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Elementen. Ich glaube die Zeit, in der man nur einen engen Sponsor hatte, sind vorbei. Ein Geheimnis heutzutage ist, dass man differenzieren muss. Ein Sponsoring ausschließlich als Werbung auf den Motorrädern oder den Lederkombis zu verstehen, ist das falsche Konzept. Das dynamische Umfeld, mit dem wir derzeit nicht nur im Sport, sondern auch in allen anderen Businessbereichen konfrontiert werden, macht es fundamental wichtig, dass man etwas anderes als der Rest anbietet."

© Aspar
In der MotoGP fährt Hector Barbera in seiner zweiten Saison die Ducati Zoom
Frage: "Anhand der ersten Saisonrennen, was sind deine Ziele für diese Saison?"
Martinez: "Unsere Ziele haben sich seit dem Winter nicht geändert. Bei den 125ern und in der Moto2 wollen wir Weltmeister werden. In der 125er-Klasse war Nico bisher fast unschlagbar, während in der Moto2 Julian das Talent hat und bis zum Ende um den Titel kämpfen kann. In der MotoGP wollen wir die Ergebnisse aus dem Vorjahr verbessern. In Jerez hat Hector bereits das beste Resultat aus dem Vorjahr verbessert, also ist es logisch, dass er weiter wachsen soll. Ich denke, das ist realistisch, aber wir bekommen nichts geschenkt. Wir müssen weiterhin an jedem Rennwochenende rund um die Uhr arbeiten."
Frage: "Was bereitet dir schlaflose Nächte?"
Martinez: "Hauptsächlich wie ich die ganze Organisation beisammen halte. Es ist wirklich schwierig so ein Projekt zu führen. Wir befinden uns im Mai, arbeiten aber bereits an neuen Sponsoren für 2012. Das bereitet mir die meisten Sorgen, zu schauen, dass alles auf seinem richtigen Platz ist."
Martinez: "Habt Spaß!"
Frage: "Was sagst du zu deinen Fahrern in der Startaufstellung?"
Martinez: "Habt Spaß! In diesem Moment gibt es nicht viel zu sagen. Jeder Fahrer muss sich bewusst sein, wie wichtig die Resultate für ihn und das Team sind. Vielleicht gibt es ein kleines Detail, auf das man hinweist, oder noch ein letzter Ratschlag. Zeit zum plaudern bleibt nicht. In der Startaufstellung sind die Fahrer nervös, also sage ich ihnen, dass sie das Rennen genießen und sonst an nichts denken sollen."

© Aspar
In der Moto2 nimmt es Julian Simon mit Stefan Bradl, Tom Lüthi und Co. auf Zoom
Frage: "Welche Ratschläge gibst du deinen Fahrern?"
Martinez: "Jeder Fahrer hat seine eigene Geschichte. Manche müssen angeschoben werden, andere muss man eher zurückhalten. Jedes Rennen ist auch anders. Nico sage ich zum Beispiel, dass er gegen sich selbst fahren soll. Er soll versuchen seine Leistung aus dem Vorjahr zu verbessern und soll sich nicht ausruhen. Er ist derzeit sein Hauptgegner. Er muss versuchen seine Zeiten aus dem Vorjahr zu verbessern und im Training ein gutes Tempo vorlegen, damit er sich für das Rennen weniger Sorgen machen muss."
Frage: "Was ist der beste Moment an einem Wochenende?"
Martinez "An einem Wochenende gibt es die verschiedensten Situationen. Manche machen Spaß, andere wieder nicht. Wenn die Dinge im Training für dich laufen, dann ist es faszinierend dabei zuzusehen. Ich liebe die Anspannung eines Rennens, obwohl es sehr anstrengend sein kann. Samstagabend oder Montagmorgen realisiere ich erst, wie ausgelaugt ich bin. Der beste Moment ist zweifelsfrei wenn du gewinnst, man die spanische Nationalhymne hört und ein Aspar-Pilot ganz oben auf dem Podium steht. Das ist ein sehr erhabenes Gefühl."
Ein Traum treibt alles an
Frage: "Was trägst du in deinem Aktenkoffer?"
Martinez: "Einen Traum. Das ist der Schüssel, um den täglichen Herausforderungen gewachsen zu sein. Die Aktentasche kann zwar leer sein, man könnte sich an jedem Flughafen neue Kleidung kaufen, aber man muss einen Traum haben. Meine beiden Hauptgebete drehen sich immer um Gesundheit und meine Träume. Solange ich im Rennsport Träume habe und neue Herausforderungen suchen will, werde ich weiterkämpfen."

© Aspar
In der 125er-Klasse ist Nicolas Terol der große Favorit auf den Weltmeistertitel Zoom
Frage: "Was versuchst du deinen Fahrern während des Rennes an der Boxenmauer mitzuteilen?"
Martinez: "Manchmal will ich ihnen etwas Spezielles mitteilen, aber oft verstehen sie das nur schwer. Es ist schwierig für sie zu verstehen, wenn sie die Zielgerade entlang fliegen. Als in Jerez Nico und Hector miteinander gekämpft haben, habe ich auf meinen Kopf gedeutet, um ihnen zu sagen, dass sie denken sollen. Auf einer feuchten Strecke sind sie sehr schnell gefahren. Jeder von ihnen hätte leicht stürzen können. Man versucht ihnen mit Gestiken und Tafeln etwas mitzuteilen. Normalerweise funktioniert das aber nicht."
Frage: "An welchen Grand Prix erinnerst du dich am liebsten?"
Martinez: "Da gibt es keinen bestimmten. Glücklicherweise gibt es da viele von meiner aktiven Karriere bis jetzt. Doppelsiege sind sehr speziell, also wenn wir in zwei verschiedenen Klassen am gleichen Tag gewinnen."
Frage: "Was ist deine Lieblingsstrecke?"
Martinez: "Die technischste und schönste Strecke im aktuellen Kalender ist für mich Phillip Island. Wo ich am meisten Probleme hatte, aber es trotzdem zu meinen Lieblingskursen zählt, ist Valencia. Es ist mein Heimrennen und die Atmosphäre ist immer toll."
Frage: "Die aktuelle Ära der spanischen Piloten erinnert an die Zeiten von Nieto, Aspar und Criville."
Martinez: "Es ist kein Zufall, dass der spanische Motorradsport derzeit eine starke Periode hat. Die Dorna hat in den vergangenen zwölf Jahren einen super Job gemacht und die spanischen Rennstrecken sind weltklasse. In Valencia gibt es eine Rennfahrerschule, die in den vergangenen elf Jahren viele Topfahrer hervorgebracht hat. Glücklicherweise kommen alle unsere gegenwärtigen Fahrer aus dieser Schule. Wir haben vier Rennen in Spanien auf außergewöhnlichen Strecken. Dazu kommen die starken Piloten. Zusammen mit diesen Faktoren und der ausgedehnten Berichterstattung im Fernsehen und den Zeitungen sorgt das dafür, dass der spanische Motorradsport diese wunderbare Ära erlebt."

