Martin übt nach P2 im Sprint Kritik: "Das zerstört den Stil des Rennsports"

Jorge Martin muss sich im Sepang-Sprint Alex Marquez geschlagen geben, landet aber vor Francesco Bagnaia - Zu hoher Reifendruck bremst ihn zu Beginn ein

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem zweiten Platz im Sprint von Malaysia hat Jorge Martin einmal mehr zwei Punkte auf WM-Leader Francesco Bagnaia gutgemacht, der das Kurzrennen als Dritter beendete. Eigentlich hatte sich Martin aber mehr erhofft.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Um den Sieg konnte Jorge Martin im Sprint diesmal nicht mitkämpfen Zoom

"Ich dachte, ich könnte heute gewinnen", sagt der Pramac-Pilot. Doch nach dem Start fiel er in den ersten Kurven auf Platz vier zurück und musste erst wieder Boden gutmachen.

"Der Start war nicht der beste, aber ich denke, es lag mehr an der Bremsphase als am Start. Ich habe etwas zu früh gebremst, um auf Nummer sicherzugehen, aber ich fiel auf Platz vier zurück. Für morgen müssen wir das verbessern."

Martin: Alex Marquez "ziemlich aggressiv"

Noch im Verlauf der ersten Runde konnte sich Martin vorbei an Enea Bastianini auf Rang drei schieben und hatte Alex Marquez und Bagnaia vor sich. Letzterer führte das Rennen zunächst an, wurde aber schon früh von Marquez attackiert.

Als der erste Versuch misslang, nutzte Martin die Situation aus und überholte Marquez. Allerdings reagierte dieser sofort. "Als ich Alex überholte, weil er einen Fehler gemacht hatte, war er ziemlich aggressiv", rekapituliert Martin die Situation. "Aber ich hatte das Gefühl, dass ich an diesem Punkt schneller war als Pecco."

Es dauerte allerdings bis Runde sechs, dass sowohl Marquez als auch Martin den Weltmeister hinter sich ließen. Für eine Attacke auf den Sieg reichte es für Martin aber nicht mehr: "Letzten Endes hatte Alex heute etwas mehr als wir und war schneller."

Druck im Vorderreifen bei Martin ein Problem

Der Gresini-Pilot gewann mit anderthalb Sekunden Vorsprung. "Wir müssen verstehen, wie er mit demselben Bike einen Unterschied macht. Er ist sehr gut gefahren", goutiert Martin.

Auf Nachfrage ergänzt der aktuelle WM-Zweite: "Ich habe nur gesehen, dass er sehr viel Vertrauen ins Vorderrad hatte. Was den Druck im Vorderreifen angeht, scheint er keine Probleme gehabt zu haben. Aus den schnellen Kurven heraus hatte er viel Grip und kaum abbauende Reifen. Er war sehr konstant bis zum Ende."


Fotos: Jorge Martin, MotoGP: Grand Prix von Malaysia (Sepang) 2023, Qualifying & Sprint


In puncto Reifendruck hatte Martin seinerseits das Problem, "dass der Druck im Vorderreifen zu Beginn in die Höhe geschnellt ist", verrät er. "Wir hatten erwartet, nach dem Start an erster oder zweiter Stelle zu sein, aber ich war Vierter. Das hat alles verkompliziert. Ich musste mich mit meinem Fahrstil anpassen."

"Keine echten, sondern technische Rennen"

Die vorgegebenen Richtwerte für den Reifendruck kritisiert der Pramac-Pilot: "Es ist schade, dass wir auf der Strecke nicht unsere 100 Prozent geben können wegen dieser Regel. Sie müssen da etwas auf uns zukommen und die Vorgaben runterschrauben."

"So sehen wir keine echten Rennen, wir sehen technische Rennen. Wenn mein Techniker einen falschen Reifendruck einstellt, kann ich nicht pushen, kann ich nicht mein Potenzial zeigen. Das zerstört den Stil des Rennsports. Und das könnte im nächsten Jahr ein echtes Desaster geben, wenn sich nichts ändert."

Trotz des Reifendruck-Problems konnte Martin im Rennen aber zumindest die Lücke zu Bagnaia schließen und ihn am Ende um anderthalb Sekunden hinter sich lassen. "Das war wichtig. Ich dachte, er würde näher an mir dran bleiben."

Martin fürchtet hohen Reifenabbau am Sonntag

In der Gesamtwertung trennen die beiden jetzt nur noch elf Punkte. "Ich schaue mir das ganze Wochenende die Daten an und es ist super eng", zieht Martin den Vergleich.

"Wir fahren sehr ähnlich. Es sieht in den Daten fast wie derselbe Fahrer aus. Es ist schwierig zu verstehen, wo man sich noch verbessern kann." Deshalb sei er heute zwar zufrieden, "kann aber nicht über beide Ohren strahlen", sagt der WM-Verfolger.

"Denn morgen kommt es darauf an und ich muss abliefern. Ich bin also etwas nachdenklicher, aber ich hoffe, dass wir morgen einen Grund zum Strahlen haben werden."

Mit Blick auf das lange Rennen geht der Spanier davon aus, dass die Pace "auf jeden Fall langsamer" sein wird. "Schon allein wegen der körperlichen Verfassung. Wir können nicht 20 Runden auf Zeitattacke fahren. Aber auch wegen der Reifen, denn sie waren schon heute am Limit", gibt Martin zu bedenken.

"Einige Fahrer wie Pecco hatten gegen Rennende zu kämpfen. Auch ich hatte vorne wie hinten Probleme. Wir werden die Reifen also ähnlich wie in Thailand managen müssen."