Manager überzeugt: Mit Martin kann Aprilia Ducati herausfordern

Jorge Martin Manager Albert Valera sieht ihn als Schlüssel zu einer neuen Ära des Erfolgs für das Aprilia-Werksteam - Rache an Ducati sei dabei aber kein Thema

(Motorsport-Total.com) - Während der Präsentation des Aprilia-Teams für 2025 vor einer Woche wurde MotoGP-Champion Jorge Martin gefragt, welche Person - abgesehen von seinen Eltern - ihm am meisten geholfen habe, Weltmeister in der Königsklasse zu werden.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Jorge Martin bringt als amtierender Weltmeister die Nummer 1 zu Aprilia Zoom

"Es ist schwierig, nur eine Person zu nennen", entgegnete Martin nach kurzem Nachdenken. "Alle, die an meiner Karriere beteiligt waren, haben ihren Beitrag geleistet."

"Es ist schwer zu sagen, wer am meisten geholfen hat. Alle Teamchefs, die mir eine Chance gegeben haben - Aspar, Gresini, Ajo oder Pramac - haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ich hierhergekommen bin", zählte der Spanier auf.

"Aber wenn ich eine Person nennen müsste, abgesehen von meiner Familie, dann sage ich Albert Valera. Er ist seit 2014 an meiner Seite, noch bevor ich in die Weltmeisterschaft kam. Wir sind immer Hand in Hand gegangen. Er hat mir nicht nur auf der Rennstrecke geholfen, sondern auch außerhalb. Besonders in jungen Jahren, als ich keine finanziellen Mittel hatte, hat er mich sehr unterstützt", betonte Martin.


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Jorge Martin

Valera trat 2012 als Manager von Jorge Lorenzo in die MotoGP-Szene ein und hat seitdem eine Karriere als Fahreragent aufgebaut. Neben Martin gehören auch Aleix Espargaro, Pedro Acosta und Tony Arbolino zu seinen Schützlingen.

Martin war seine erste große Wette nach Lorenzo. Entsprechend ist Valera, ihn endlich als Werkspilot eines Herstellers zu sehen, der voll auf den Spanier setzt.

"Jorge wollte immer Werkspilot sein, es ist ein wahr gewordener Traum", erklärt der Manager im Gespräch mit der spanischen Ausgabe von Motorsport.com, einer Partnerplattform von Motorsport-Total.com. "Natürlich gibt es Unterschiede."

"Bei Pramac gab es eine großartige Struktur, aber ein Werksteam ist eine andere Liga. Die Unterstützung und das Engagement, die er bei Aprilia gefunden hat, sind enorm. Zusammen mit Marco Bezzecchi fühlt er sich wie das Herzstück eines großen Projekts", fasst Valera die neue Konstellation zusammen.

"Das Menschliche ist entscheidend"

"Das ist genau das, was er gesucht hat - Teil eines großen Werksteams zu sein, wie es Aprilia ist. Er kannte das Potenzial und das menschliche Kapital in Noale durch Aleix Espargaro. Jorge weiß durch seine Erfahrungen bei Teams wie Aspar, Gresini oder Pramac, wie wichtig das menschliche Kapital ist."

"Er schätzt den emotionalen Faktor in einem Team sehr und bei Aprilia wird er diesen zusätzlichen emotionalen Anreiz bekommen, den er braucht, um mehr zu leisten."

Obwohl Ducati ihn zweimal offen ablehnte und er bis dato nie für ein Werksteam fuhr, schaffte Martin es, der erste MotoGP-Champion mit einem Kundenteam zu werden. Das zeigt seinen besonderen Status und macht ihn vielleicht zur fehlenden Zutat, die Aprilia braucht, um gegen Ducati anzutreten.

"Wir sind überzeugt, dass Jorge das Extra bringen kann, das Aprilia gefehlt hat, um Ducati etwas mehr unter Druck zu setzen. Wenn wir nicht daran glauben würden, wären wir nicht hier. Es braucht Zeit und Geduld - Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Aber wir sind zuversichtlich, dass er es schaffen wird", so Valera.

"Kein Raum für Ego oder Rachegefühle"

Valera möchte jedoch vermeiden, zusätzlichen Druck auf Martin auszuüben, und lehnt Vergleiche mit Valentino Rossis Triumph 2004 ab, als dieser beim ersten Rennen mit Yamaha gewann: "Wir möchten uns in den ersten Rennen keine Ziele setzen."

"Jorge hat das Motorrad bisher kaum getestet, nur beim Test in Barcelona. Es wäre riskant. Alles ist möglich, und wenn jemand es schaffen kann, dann Jorge - der Fahrer, der schon in seinem zweiten MotoGP-Rennen Pole und Podium geholt hat. Natürlich ist das Ziel, zu gewinnen, und wir werden dafür kämpfen. Aber wenn es nicht in den ersten Rennen klappt, haben wir Geduld und bauen weiter auf."


Fotos: MotoGP-Präsentation 2025: Aprilia mit Jorge Martin und Marco Bezzecchi


Als Manager von Aleix Espargaro, der das Aprilia-Projekt seit 2017 mit aufbaute, kennt Valera die Strukturen dort gut. Dieses Jahr sieht er beim Hersteller einen besonderen Glanz in den Augen, da sie erstmals einen Weltmeister in ihren Reihen haben.

"Das Strahlen in ihren Augen hätten sie auch ohne den Titel von Jorge gehabt. Sie wissen um sein Potenzial. Manchmal ist ein Tapetenwechsel nötig - mit einem neuen technischen Leiter wie Fabiano Sterlacchini und neuen Fahrern. Dieses Jahr hat sich alles zusammengefügt, um einen großen Schritt zu machen."

Valera: Geld war nie ein Problem

Was die gescheiterte Beförderung zu Ducati betrifft, erklärte Gigi Dall'Igna, Generaldirektor von Ducati, in einem Interview mit der französischen Zeitschrift GP Racing, dass die Verpflichtung von Martin nicht zustande kam, weil Ducati die finanziellen Forderungen des spanischen Fahrers nicht erfüllen konnte.

"Ehrlich gesagt denke ich, dass Gigi die Frage nicht richtig verstanden hat, oder es gab einen Fehler bei der Transkription seiner Worte", sagt Valera dazu. "Denn zu keinem Zeitpunkt war Geld ein Problem bei der Wahl von Ducati. Das wissen Dall'Igna, Mauro Grassilli (Sportdirektor) und jeder in Borgo Panigale."

Er widerspricht auch der Aussage, Ducati habe sich für Marc Marquez entschieden, weil er "der bessere Fahrer" sei, betont aber zugleich: "Wir haben kein Ego-Problem."

"Zu viel Ego hindert einen daran, die Dinge klar zu sehen, und raubt einem den Schlaf. Es lässt einen Zeit verschwenden, sich über Kommentare zu ärgern. Aber wenn es einen Fahrer gibt, den solche Dinge überhaupt nicht stören, dann ist es Jorge."

Valera stellt klar, dass Martin nach Ducatis Absage nicht wütend, sondern gelassen gewesen sei: "Jorge wusste, wo er in den nächsten Jahren fahren würde, dass er glücklich sein würde, dass seine Zukunft gesichert war. Er hatte das Kapitel Ducati abgeschlossen, ob gut oder schlecht. Das war das Geheimnis seines Titelgewinns."

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