Lin Jarvis: So managt er Rossi und Lorenzo

Yamaha-Teammanager Lin Jarvis muss die Alpha-Tiere Rossi und Lorenzo im Zaum halten - Andere Nationalität, Erfahrung und Gin-Tonic sind sein Erfolgsgeheimnis

(Motorsport-Total.com) - Als Valentino Rossi im Winter 2012/13 nach den beiden mühsamen Ducati-Jahren zu Yamaha zurückkehrte, war Jorge Lorenzo der Platzhirsch im Team. Die interne Rivalität brach aber nicht aus. Unvergessen sind der Kleinkrieg und die Duelle auf der Strecke aus den Jahren 2009 und Anfang 2010. In den vergangenen drei Jahren herrschte ein gutes Verhältnis bei Yamaha. Lorenzo und Rossi respektierten und schätzten sich. Auch als im vergangenen Frühling klar wurde, dass die beiden um den WM-Titel kämpfen würden, war die Anspannung zwar vorhanden, aber der Respekt blieb.

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Yamaha-Teammanager Lin Jarvis braucht vor allem viel Fingerspitzengefühl Zoom

Mit den Vorkommnissen in Malaysia bekam diese wettbewerbsorientierte Harmonie einen Riss. Lorenzo forderte öffentlich die Disqualifikation Rossis. Trotzdem gab es beim Finale in Valencia keine Schlammschlacht zwischen den beiden Yamaha-Fahrern. Am Sonntag nach dem Rennen attackierte Rossi ausschließlich Marc Marquez. Lorenzo und Rossi werden zumindest noch im nächsten Jahr Teamkollegen bei Yamaha sein und vielleicht wieder gegeneinander um den WM-Titel kämpfen.

Aus sportlicher Sicht ist es ein Vorteil, zwei derart starke Fahrer zu haben. Doch wie schafft es Teammanager Lin Jarvis, seine beiden Alpha-Tiere im Zaum zu halten? "Was hilft ist, denke ich, dass ich weder Italiener noch Spanier bin", lacht der Brite. "Man kann das als Scherz ansehen, aber es hat einen ernsten Hintergrund. Man muss neutral bleiben. Ein nationalistischer Einfluss kann immer aufkommen. Deshalb war das definitiv eine Hilfe."

"Außerdem habe ich viel Erfahrung in diesem Spiel. Ich habe positive und negative Erfahrungen über die Jahre gemacht. Das hilft einem, in stressigen Situationen ruhig zu bleiben. Ich habe keine Medizin, aber ich mag Gin-Tonic", erklärt Jarvis grinsend sein Erfolgsrezept. "Man sollte immer ehrlich zu sich sein und niemals in Panik verfallen. Die Lösung eines Problems ist für jede Person anders. Es ist wichtig, sich auf den Lösungsweg eines jeden einzelnen einzustellen."

Für Yamaha war die Saison 2015 ein großer Erfolg. Im Jahr des 60. Firmenjubiläums wurden alle drei WM-Titel abgeräumt und die Dominanz der vergangenen beiden Saisons von Honda gebrochen. "Für uns ist es natürlich ein großes Ding, das geschafft zu haben", sagt Jarvis, hält aber fest: "Die letzten zehn Tage waren ein bisschen schwierig. Es ist niemals einfach, einen einzelnen Weltmeister im Griff zu halten und mit zwei ist es noch schwieriger. Ich gratuliere Jorge dazu, dass er seine dritte Weltmeisterschaft mit uns geholt hat."