• 24.03.2024 18:33

  • von G.Dirnbeck, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, O.Puigdemont

Kollision in Portimao: Rennunfall, aber Marquez sieht Schuld bei Bagnaia

In der Schlussphase kommt es im Duell um Platz fünf zur Kollision und zu Stürzen von Marc Marquez und Francesco Bagnaia - Die Rennleitung wertet es als Rennunfall

(Motorsport-Total.com) - Es war eine der entscheidenden Szenen beim Grand Prix von Portugal. In der Schlussphase kam es zwischen Weltmeister Francesco Bagnaia (Ducati) und Marc Marquez (Gresini-Ducati) zu einem Duell um den fünften Platz. Marquez suchte sich für sein Manöver Kurve 5 aus, die den Namen "Torre VIP" trägt, also VIP-Turm.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia, Marc Marquez

In der 23. Runde krachte es zwischen Francesco Bagnaia und Marc Marquez Zoom

In der 23. von 25 Runden bremste sich Marquez in dieser Kurve innen an Bagnaia vorbei. Aber er konnte den Scheitelpunkt nicht halten. Somit stach Bagnaia nach innen. Als Marquez sein Motorrad aufrichtete, kam es zur seitlichen Kollision.

Marquez und Bagnaia stürzten und rutschten ins Kiesbett. Bagnaia stapfte zu seiner Maschine, Marquez hatte den Lenker seines Motorrads festgehalten und versuchte, das Bike wieder aufzurichten. Im Kiesbett kam es zu keinem Gespräch.

Schließlich fuhren beide weiter. Marquez sah die Zielflagge als 16. außerhalb der WM-Punkteränge. Bagnaia steuerte nur noch die Box an und gab auf. Bagnaia hat nun 23 WM-Punkte Rückstand auf Jorge Martin (Pramac-Ducati) und Marquez 33.

Die FIM-Rennkommissare kündigten eine Untersuchung des Unfalls nach Rennende an. Beide Fahrer wurden angehört. Die Rennkommissare kamen zum dem Schluss, dass es ein Rennunfall war. Somit wurden keinerlei Sanktionen ausgesprochen.

"Er hat versucht, mich zu überholen", schildert Bagnaia die Situation aus seiner Sicht, "und ist weit gegangen. Ich habe versucht, die Linie zu schließen, aber er hat die Linie gekreuzt und wir sind kollidiert. Das ärgert mich, aber es war ein Rennunfall."

"Es ärgert mich, weil ich null Punkte mitgenommen habe. Im Vorjahr ist mir das auch im zweiten Rennen passiert. Damals durch meinen Fehler, jetzt durch einen Rennunfall. Wir wissen, dass die WM mit noch 38 Rennen sehr lang ist."

"Aber ich wollte konstanter sein und nicht so wie im Vorjahr schon beim zweiten Rennen null WM-Punkte mitnehmen." Der amtierende Weltmeister hat die Situation damit abgehakt. Nachdem Bagnaia gesprochen hatte, stellte sich Marquez der versammelten Journalistenrunde.

Marc Marquez: Bagnaia hätte nicht so viel riskieren brauchen

"Es ist natürlich unmöglich, dass zwei Fahrer eine Stunde nach einem Zwischenfall übereinstimmen", lacht Marquez. "Als ich zu den Rennkommissaren gerufen wurde, habe ich ihnen gesagt, dass es ein Rennunfall entlang einer roten Linie war."

"Sie müssen entscheiden, wo das Limit ist. Aus meiner Sicht war es ein Fehler von 'Pecco'. Aber nicht nur der Zwischenfall, denn er wollte zurückkommen. Okay, es war zu optimistisch und Berührungen können passieren."

"Aber es war ein Fehler", findet Marquez in Richtung seines Markenkollegen, "weil wir um den fünften, sechsten Platz gekämpft haben. Ich meine, zwei Punkte mehr oder weniger. Außerdem hat er große Mühe mit dem Hinterreifen."

"Man weiß, dass man drei, vier Runden vor dem Ziel seine Position verlieren wird. Deshalb ist es nicht notwendig, so aggressiv zurückzukommen. Aber so hat er sich entschieden und die Konsequenz ist, dass zwei Ducati-Fahrer null Punkte gesammelt haben."

Im Gegensatz dazu findet Bagnaia nicht, dass es ein Fehler von ihm oder von Marquez war. "Er hat mich überholt und ist weit gegangen", hält der Italiener fest. "Wenn das passiert, was soll man machen? Man will ihn natürlich wieder überholen. Aus meiner Sicht war es nicht riskant."

Haben die beiden nach dem Rennen miteinander gesprochen? "Ja", bestätigt Marquez. "Er hat mir gesagt, dass er zurückkommen wollte, aber keine Berührung erwartet hätte. Wenigstens haben wir uns beide nicht verletzt."

Hat Marquez das Gefühl, dass die anderen Ducati-Fahrer nun aggressiver gegen ihn fahren, seit er bei Gresini ist? "Nein, das glaube ich nicht. Zumindest möchte ich es nicht denken. 'Pecco' hat zu mir gesagt, dass er an zwei weitere WM-Punkte gedacht hat."

"Deshalb hat er seine Position verteidigt. Wenn man in den letzten Runden um den Sieg kämpft, kann man aggressiv sein, aber heute war es nicht der Moment, um so zu fahren. Aber okay, er hat sich so entschieden und wird davon lernen."