Filmreif: Gresinis einzigartige Social-Media-Strategie um Marc Marquez

Gresini-Ducati amüsiert seine Follower im Social Web regelmäßig mit adaptierten Filmplakaten - Pressechef Cristian Massa hat uns die Geschichte dahinter erzählt

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur die Fahrer, auch die MotoGP-Teams sind heutzutage in den sozialen Netzwerken vertreten und posten dort regelmäßig, um ihre Follower auf dem Laufenden zu halten. Einige beschränken sich dabei auf die kühlen Faktoren, während andere Teams kreativer werden, wie zum Beispiel Gresini Racing.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez' Ankunft hat im Gresini-Team einiges verändert Zoom

Das Kundenteam von Ducati, das als Vermächtnis des verstorbenen Fausto Gresini von seiner Frau weitergeführt wird und familiär geprägt ist, rückte zuletzt vor allem durch die Ankunft von Marc Marquez in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Der Pressechef des Teams, Cristian Massa, nahm das zum Anlass, um sich für die Social-Media-Präsenz von Gresini etwas Besonderes einfallen zu lassen, und rief #FacciamoUnCinema ins Leben. Das bedeutet groß übersetzt: Wir machen Kino.

Vor jedem Grand Prix oder zu speziellen Anlässen wie Fahrerbekanntgaben, Geburtstagen, Rennerfolgen etc. erscheint auf Instagram und Co. ein adaptiertes Filmplakat. Ob "Shining", "Der Marsianer", "Der Pate" oder "Die Truman Show": Viele bekannte Klassiker wurden bereits auf Gresini umgemünzt.

Wer hinter dem Gresini-Kino steckt

Im Gespräch mit Motorsport-Total.com erklärt Massa: "Ich hatte die Idee Ende des letzten Jahres, als ich von Marc erfuhr. Gresini ist natürlich ein großartiges Team. Aber es ist immer noch ein unabhängiges Team, kein offizielles, also ist man es nicht gewohnt, jemanden wie Marc in einem Team wie unserem zu sehen."

"Also entschied ich mich für eine, sagen wir mal, aggressive Strategie, die trotzdem so bleibt, wie wir sind - lustig, sarkastisch, natürlich. Und ich liebe Filme, bin also sehr filmbegeistert. Insofern war es wohl einfach nur lustig", so der Italiener.

Am Anfang sei es nur darum gegangen, "einen Hype zu erzeugen", vor allem in der rennfreien Phase von November bis zur Teampräsentation und dem ersten Test.

"Und dann habe ich gemerkt, dass es bei jedem Film immer etwas Lustiges oder etwas Gutes gab, um eine Verbindung herzustellen. Also habe ich mir ein Notizbuch genommen und gesagt, okay, vor Assen machen wir das, vor dem Sachsenring ... Und mehr oder weniger hatte ich nach einer Stunde einen Film für jeden GP."


Fotostrecke: Gresini inszeniert die MotoGP als Blockbuster: In der Hauptrolle Marquez

Hinzu kamen Ideen für "einige Meilensteine", wie Massa weiter erzählt, für den Fall also, dass etwas Außergewöhnliches passiert. Umgesetzt wurde das Ganze dann von einem Videoexperten und einem Grafiker. "Sie sind sehr gut. Sie sind bereit, jede Idee, die ich habe, zu produzieren", sagt der Gresini-Pressechef.

Dabei übernimmt er gewissermaßen die Rolle des Regisseurs, denn er hat genaue Vorstellungen davon, wie das Plakat am Ende aussehen soll: "Ich weiß, wie ich das Filmposter haben möchte, mit Marc Gesicht, er tut das und die Schrift sieht so aus."

Mittlerweile bekommt Massa aber auch Anregungen von außen. "Manchmal, wenn man damit anfängt, schreiben einem die Leute auf Instagram oder so, schlagen einem Filme vor oder schicken einem sogar etwas, das sie selbst gemacht haben."

"Bis jetzt habe ich noch keine ihrer Ideen verwendet, weil ich schon fast alle Ideen hatte, aber man weiß ja nie. Wenn ich feststelle, dass ich die Idee von jemandem verwende, werde ich es ihm oder ihr in einer privaten Nachricht mitteilen und mich bedanken."

Was Marc Marquez bei Gresini verändert hat

Dass die gesammelten Werke dieser Saison irgendwann auch außerhalb des World Wide Web verewigt werden, etwa in Buchform, schließt der Gresini-Pressechef nicht aus.

"Das wäre gut. Tatsächlich haben sie mich gebeten, am Ende des Jahres etwas zu machen. Mal sehen. Auch Marc und die Ergebnisse sind etwas, das uns antreibt, das zu tun", erklärt Massa. "Denn wenn man die ganze Zeit nur um die Top 10 mitfährt, ist es brutal, aber es ist real. Man kann nicht viel mehr tun."

"Die Podiumsplätze und die Pole in Austin haben uns geholfen, weiter an die Sache zu glauben und uns weiter zu steigern. Wenn wir das ganze Jahr über so weitermachen können, warum nicht? Ich meine, wir machen am Ende eines jeden Jahres eine Art Jahrbuch. Ich schätze, die Poster werden dieses Jahr dabei sein."

Angesprochen auf den Hype, der durch die Ankunft des sechsfachen MotoGP-Weltmeisters Marc Marquez rund um das eher kleine Gresini-Team entstanden ist, gibt Massa zu: "Wir würden lügen, wenn wir sagen, dass es nichts verändert hat."

"Ihn im Team zu haben, hat das ganze Spiel verändert, aber nicht nur für uns, sondern für das ganze Fahrerlager. Wie ich schon sagte, ist es nicht üblich, eine Legende mit einem alten Motorrad in einem Satellitenteam fahren zu lassen. Und das hätte jedes Team sein können. Aber es ist dieses", hält der Italiener fest.

"Und es liegt nicht nur an ihm, sondern auch an der Tatsache, dass die beiden Brüder zusammen sind. Wir hatten immer eine gute Stimmung mit den anderen Fahrern, mit Diggia, mit Enea, aber sie sind immer Rivalen. In diesem Fall ist es etwas anders, denn natürlich sind sie Rivalen, aber sie sind in erster Linie eine Familie."

Marc Marquez, Alex Marquez

Sind längst Teil der Gresini-Familie: die Marquez-Brüder Marc und Alex Zoom

Umso besser würden sie in die "Gresini-Familie" passen, sagt Massa. Denn als solche nimmt sich das Team selbst wahr: "Wir streiten uns wie in jeder Familie, aber am Ende des Tages essen wir normalerweise zusammen an einem Tisch und lachen zusammen. So ist es also. Aber natürlich hat Marc etwas verändert."

Mit ihm ist auch ein MotoGP-Sieg wieder in greifbare Nähe gerückt. Den letzten erzielte Fabio Di Giannantonio beim Grand Prix von Katar in der vergangenen MotoGP-Saison.

Sollte Marc Marquez ein ähnlicher Coup gelingen, läge das entsprechende Filmplakat schon bereit: "Es ist fertig und bereit zum Veröffentlichen. Es ist eigentlich schon seit dem ersten Rennen fertig. Die Poleposition hatten wir schon seit Katar in petto."

Nur auf den Abschied ist Massa noch nicht vorbereitet. Denn 2024 wird Marc Marquez erste und letzte Saison mit Gresini sein. Der Spanier steigt ins offizielle Ducati-Werksteam auf. "Der Abschied, um ehrlich zu sein, ist noch nicht fertig, daran habe ich nicht gedacht", räumt der Gresini-Pressechef ein.

"Es ist gerade einmal Halbzeit in dieser Saison, und man weiß nie, wie wir dieses Jahr beenden können. Wir sind im Kampf um alles dabei", hofft er auf ein Happy End. "Also ja, der Abschied könnte sehr gut oder sehr traurig sein oder beides."