• 02.06.2017 19:03

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Ducati: Dovizioso in Mugello happy, Lorenzo hadert mit Set-up

Während Andrea Dovizioso den Freitag in Mugello auf Platz zwei beschließt, ist Jorge Lorenzo weniger glücklich: "Konnte keinen Vorteil aus dem weichen Reifen ziehen"

(Motorsport-Total.com) - Fünf Ducatis in den Top 10: Der erste Trainingstag in Mugello verlief für den italienischen Hersteller beim Heim-Grand-Prix zufriedenstellend. Werkspilot Andrea Dovizioso eröffnete den Freitag mit einer Bestzeit und musste sich am Nachmittag einzig Cal Crutchlow (LCR-Honda) geschlagen geben. Ducati-Testpilot Michele Pirro, der in Italien zu seinem ersten MotoGP-Renneinsatz 2017 kommt, wurde starker Vierter.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso fand am Freitag in Mugello "eine gute Pace" Zoom

"Wir sind mit dem Start heute sehr glücklich. Sowohl am Morgen als auch am Nachmittag hatten wir eine gute Pace", fasst Dovizioso seinen Freitag zusammen. Der Test, den Ducati in Mugello erst kürzlich abhielt, habe geholfen, "hier eine gute Basis zu finden". Aber noch sei es zu früh, um eine Prognose für das Wochenende abzugeben: "Wir müssen abwarten, wie stark die Konkurrenz morgen sein wird", gibt sich der Italiener zurückhaltend.

Die fehlenden Winglets seien für ihn in Mugello kein Problem: "Es macht keinen großen Unterschied. Das haben wir schon beim Test festgestellt. Auf der Geraden merkt man es zwar schon. Und am ersten Bremspunkt muss man die Linie genau treffen, denn hier haben wir jetzt Wheelies. Die Bewegungen sind anders", erklärt Dovizioso. Er fahre auf Strecken, auf denen Wheelies keine großen Auswirkungen haben, ohnehin lieber ohne die Flügel.

Lorenzo rästelt: Auf Soft-Reifen nicht schnell genug

Nachholbedarf sieht der 31-Jährige vor allem im Kurvenscheitel. "Das ist der einzige Punkt, an dem ich auf dieser Strecke Zeit verliere. In der Beschleunigung, am Bremspunkt und insbesondere auf der Geraden sind wir sehr stark. Aber in der Mitte der Kurve fehlt uns noch zu viel. Und ich denke, dass wird der Schlüssel für das Rennen sein", sagt Dovizioso. Sein Teamkollege Jorge Lorenzo stimmt ihm zu, auch er kritisiert den Kurvenspeed der Ducati.


Fotos: Ducati, MotoGP in Mugello


"Wir müssen herausfinden, wie wir diese Lücke schließen können", mahnt Lorenzo. Denn das Kurvenverhalten der Desmosedici sei ein Problem, das sich bisher auf allen Strecken bemerkbar machte. Der Spanier schaffte es in der Freitagswertung auf den zehnten Platz und würde damit nach jetzigem Stand direkt in das Q2 einziehen. Für Lorenzo, der in Mugello in den letzten acht Jahren immer auf dem Podest stand, sollte jedoch mehr drin sein.

Der Ducati-Pilot kennt die Gründe für seinen Rückstand: "Mit diesem Motorrad muss man immer viel am Setting arbeiten, um für die Strecke und sich das Beste herauszuholen. Mit der Yamaha kam ich an und war sofort konkurrenzfähig. Aber mit diesem Bike fehlt mir noch immer Erfahrung und ich brauche Zeit, um das Set-up zu verbessern." Am Morgen habe das mit dem Medium- und auch dem Soft-Hinterreifen noch am besten funktioniert.

Neuer Michelin-Vorderreifen für Lorenzo nicht das Problem

Dort fuhr Lorenzo mit 1:47.747 Minuten auch seine persönliche Bestzeit. "Ich habe allerdings die letzte Kurve verpasst, weil (Sylvain) Guintoli (Suzuki; Anm. d. R.) mitten auf der Strecke war und ich das Gas zumachen musste. Deshalb habe ich eine halbe Sekunde verloren, sonst hätte ich dieselbe Rundenzeit wie Dovi", erklärt der 30-Jährige, der auf eine Zeit von 1:47.3 spekulierte. "Im Test bin ich 1:48.5 gefahren. Das wäre also 1,2 Sekunden schneller gewesen."

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo war mit seinem Set-up am Nachmittag nicht glücklich Zoom

Am Nachmittag konnte er sich nicht mehr steigern. Das lag vor allem an der Abstimmung seiner Ducati: "Wir haben das Setting geändert und etwas Grip eingebüßt. Wir sind viele Runden auf einem gebrauchten Hinterreifen gefahren. Das hat uns ein wenig Konkurrenzfähigkeit gekostet. Auf frischen Reifen konnte ich mich nur um eine halbe Sekunde verbessern. Das müssen wir analysieren. Ich konnte keinen Vorteil aus dem weichen Reifen ziehen."

Mit dem neuen Vorderreifen von Michelin samt steiferer Karkasse hat sich Lorenzo inzwischen scheinbar angefreundet. War er in der Abstimmung für oder gegen die 2016er-Konstruktion noch einer der wenigen Gegner, sagt er jetzt: "Er hat heute recht gut funktioniert. Ich hatte ein paar Vibrationen beim Bremsen, aber abgesehen davon war es okay. Das ist nicht das Problem." Es könne aber eines werden, sollten die Temperaturen merklich fallen.

Denn der Vorderreifen biete zwar mehr Stabilität beim harten Anbremsen, habe aber etwas weniger Grip. "Bei diesem Wetter kann man das kontrollieren, aber bei kälteren Bedingungen kann es schwierig werden", glaubt der Ducati-Pilot, der auch Kritik an der Strecke in Mugello äußert. "Es gibt viele Bodenwellen. Daher wäre es schön, wenn hier neu asphaltiert würde, um die Unebenheiten zu reduzieren und mehr Grip zu haben."