• 14.01.2011 14:08

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Ducati: Die Verletzung schmerzt nicht nur Rossi

Während Valentino Rossi seine Schulterverletzung weiter ausheilen lassen muss, arbeiten die anderen Piloten umso intensiver: Details zur Entwicklung der Ducati GP11

(Motorsport-Total.com) - Beim traditionellen Winterevent Wrooom in Madonna di Campiglio schwört sich die Ducati-Werksmannschaft auf die anstehende Saison ein. Man präsentierte mit Valentino Rossi den Top-Neuzugang, mit der GP11 die neue Maschine. Alles rosig bei den Roten? Nein! Die hartnäckige Schulterverletzung von Rossi macht die Entwicklung für die neue Saison schwierig, Nicky Hayden und die Ducati-Testfahrer müssen die meiste Arbeit übernehmen.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Ducati: Alle warten auf die endgültige Genesung von Valentino Rossi

"Das ist die erste Ausbaustufe der GP11", sagt Ducati-Technikchef Filippo Preziosi bei der Vorstellung des neuen MotoGP-Bikes. "Diese bildet die Grundlage für die weitere Entwicklung. Bezüglich des Motors haben wir intensiv an Fahrbarkeit und ausgewogener Kraftentfaltung sowie am nutzbaren Drehzahlband gearbeitet. Beim Chassis lag der Fokus - wie immer - auf Verringerung des Luftwiderstandes, geringeren Bezinverbrauch und Reduzierung der Hebewirkung an der Front."

Für die kommenden Testfahrten haben die Italiener weitere Neuigkeiten im Gepäck. Eine überarbeitete Schwinge kommt zum Einsatz, eine neue Gabel und ein veränderter Rahmen. "Der durchläuft gerade verschiedene Tests bezüglich Steifigkeit und Torsionsfestigkeit", erklärt Preziosi. Er ergänzt: "Im Bereich Elektronik sind die Anti-Wheelie- und die Traktionskontrolle unsere Baustellen."

"Diese Dinge stehen in der kommenden Woche in Jerez auf dem Plan. Dort arbeiten wir mit zwei Testteams - eines um Franco Battaini, ein anderes um Vittoriano Guareschi. Valentino und Nicky probieren die Entwicklungen erst beim Malaysia-Test aus", so der technische Leiter des MotoGP-Werksteams. Auf das wichtige Feedback von Rossi muss man also zunächst verzichten.

"Wir haben zwei Arbeitsschwerpunkte in unserem Testprogramm: Franco wird sich auf die Elektronik konzentrieren, und ich auf die Verbesserung der Abstimmung und des Chassis. Wir hoffen nur noch auf gute Wetterbedingungen", so Teamchef und Testfahrer Vittoriano Guareschi. "Wir haben eine andere Verkleidung mit einem neuen Schnitt, um den Luftwiderstand zu verringern, und andere Flügel, die breiter als die 2010er sind."

"Wir haben die Verkleidung entwickelt, weil wir weniger Luftwiderstand haben wollten, bei mehr Anpressdruck", artikuliert der Italiener den ewigen Wunsch der Techniker. Bezüglich der Aerodynamik hat man also die Effizienz im Blick, beim Antrieb stehen eher andere Dinge im Vordergrund. "Der 2011er Motor hat mehr Drehmoment, höhere Drehzahlen und ist viel besser als der von 2010." Vor allem die Fahrbarkeit und Berechenbarkeit in den Beschleunigunsgphasen am Kurvenausgang wurden verbessert.


Fotos: Präsentation der Ducati Desmosedici GP11


Obwohl der Teamchef ein erfahrener Testpilot mit ausreichend technischem Verständnis und Fahrgefühl ist, wartet auch Guareschi auf die nächsten Hinweise von Rossi. "Wenn er hundertprozentig fit ist, werden wir anfangen das Motorrad zu modifizieren, aber wir wollen, dass er in einem guten Zustand ist, bevor wir das machen", sagt der Teamchef und stellt das Dilemma dar. Man muss auf den "Doktor" warten.

"Sicher ist die Verletzung ein großes Problem, denn die Wintertest sind extrem wichtig", stimmt Preziosi zu. "Ich denke, dass wir darum all die Wintertests nicht bestmöglich absolvieren werden können, aber wir arbeiten hart. Nur ein solcher Fahrer kann einem die Informationen geben, die man sonst nie bekommen könnte. Das ist von unschätzbarem Wert."

Gerade in dieser Frühphase des Jahres wäre der Input von Rossi enorm wichtig, um gleich zum Saisonstart bereit zu sein. Das erwarten viele Fans - und auch die Führungsetage. "Mit der Saison 2011 starten wir in die dritte Phase unseres MotoGP-Projektes", sagt Ducati-Boss Claudio Domenicali. "Die erste war mit Loris Capirossi, der nach sechs Rennen erstmals siegen konnte. Phase zwei brachte uns den WM-Titel mit Casey Stoner 2007. Nun geht es mit der Ankunft von Valentino Rossi in die dritte Phase."

"Valentino ist nicht nur der Topmann, wenn es darum geht ein Bike im Grenzbereich zu bewegen, sondern er gibt auch wichtiges Feedback für die Entwicklung. Er wird auch neue Straßenmaschinen testen, entwickeln und abstimmen", so Domenicali, der Spitzenmann Rossi als Leitwolf des gesamten Unternehmens präsentieren möchte. "In der MotoGP geht es nicht nur um Siege, sondern sie ist auch als Entwicklungsplattform enorm wichtig."