• 31.05.2015 08:43

  • von Ruben Zimmermann & David Emmett

Analyse: Hängt Lorenzo Ducati im Rennen ab?

Andrea Iannone startet zwar von der Pole-Position, doch Jorge Lorenzo scheint eine bessere Rennpace zu haben - Was kann Marc Marquez von Platz 13 aus erreichen?

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen beiden Rennen konnte Jorge Lorenzo seinen Konkurrenten bereits früh enteilen und am Ende mehr oder weniger ungefährdet seine ersten beiden Saisonsiege einfahren. Ein Blick auf die Zeiten des vierten Trainings verrät: Auch in Mugello scheint der Spanier wieder einmal die beste Rennpace aller Piloten zu haben. Auf seiner Yamaha scheint der 28-Jährige der einzige Fahrer zu sein, der konstante 1:47er-Zeiten in den Asphalt brennen kann.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo geht am Sonntag als Favorit in den Großen Preis von Italien Zoom

Geht man nur nach den Zahlen, dürfte Lorenzo am Sonntag seinem dritten Sieg in Serie entgegen fahren. Doch der Spanier warnt: "Das Rennen ist manchmal anders als das gesamte Wochenende. Es kann passieren, dass die Pace eine andere ist." Am dichtesten schienen am Samstag noch die beiden Ducati-Werkspiloten an Lorenzo dran zu sein. Doch können die ihre Pace über die gesamten 23 Runden halten?

"Im vierten Training fuhr ich zunächst mit einem gebrauchten Reifen und die Pace war gar nicht so schlecht. Ich war nicht so schnell wie Andrea und Jorge, aber morgen will ich mich noch etwas verbessern", erklärt Pole-Setter Andrea Iannone, der allerdings noch immer mit seiner Schulterverletzung zu kämpfen hat. Heißt Lorenzos größter Konkurrent am Sonntag also Andrea Dovizioso?

Dovizioso einziger Lorenzo-Jäger?

Der Italiener geht von Rang drei ins Rennen und erklärt: "Ich bin optimistisch, aber ich weiß dass es schwierig werden wird." Zwar war "Dovi" im vierten Training der Schnellste, allerdings war er - im Gegensatz zu Lorenzo - nicht in der Lage, über mehrere Runden konstant schnell zu sein. "Alles kann morgen passieren, aber Jorges Pace ist wohl etwas konstanter als alle anderen", weiß auch der Italiener selbst.

Auf Rang vier lauert mit Cal Crutchlow der schnellste Honda-Pilot des Samstags. Doch auf die Frage, ob er Lorenzo am Sonntag gefährlich werden kann, antwortet der Brite offen und ehrlich: "Um ehrlich zu sein, nein. Ich habe eine gute Pace und mit bin meinem Paket zufrieden. Über Nacht kann sich immer etwas ändern. Man weiß auch nie, was in einem Rennen passieren wird."

Tatsächlich muss man etwas weiter nach hinten blicken, wenn es um weitere Kandidaten für den Sieg geht - oder wenigstens für das Podium. Da ist auf Rang acht zum Beispiel Valentino Rossi, der seine beiden Saisonsiege 2015 von genau dieser Position aus holte. "Ich glaube, dass Valentino eine gute Pace hat", sagt Dovizioso. "Aber er startet in der dritten Reihe, also wird der Start für ihn morgen sehr wichtig sein."

"Jorges Pace ist wohl etwas konstanter als alle anderen." Andrea Dovizioso

Rossis Zeiten im vierten Training waren allerdings wenig vielversprechend. Zumindest Teamkollege Lorenzo dürfe auch an diesem Wochenende im Rennen wieder einmal außer Reichweite sein. Tatsächlich machte Dani Pedrosa, der von Rang sieben startet, einen etwas besseren Eindruck. "Auch Dani habe ich sehr schnell gesehen, aber niemand weiß, wie sich seine physische Verfassung im Rennen verhält", merkt Dovizioso allerdings zurecht an.

Konkurrenten schreiben Marquez nicht ab

Während der Spanier noch immer an den Nachwirkungen seiner Armpump-Operation leidet, erwischte es seinen Honda-Teamkollegen Marc Marquez am Samstag gleich doppelt und dreifach. Zunächst verpasste der Weltmeister die direkte Qualifikation für Q2, dann stürzte er im vierten Freien Training und zu allem Überfluss war im anschließenden Qualifying nicht mehr als Startplatz 13 drin.


Fotos: MotoGP in Mugello


Was kann der Weltmeister von so weit hinten noch ausrichten? "Er wird sicher um das Podium kämpfen, denn er ist der Weltmeister", vermutet Iannone und Lorenzo ergänzt: "Wir dürfen Marc morgen nicht vergessen. Ich denke, dass er am Vormittag und auch im Qualifying etwas Pech hatte. Er hat aber sicher eine viel bessere Pace, als es sein Startplatz vermuten lässt."

"Er hat sicher eine viel bessere Pace, als es sein Startplatz vermuten lässt." Jorge Lorenzo über Marc Marquez

Doch wie stark ist Marquez wirklich? Die Pace des Spaniers blieb nach seinem Sturz am Samstag etwas im Dunkeln. "Wenn er beim Start nicht viele Plätze gewinnt, dann ist es nicht so einfach, denn viele Piloten haben eine gute Pace. Ich denke, dass es für ihn schwierig wird", vermutet Dovizioso. Auch Marquez selbst wird wissen, dass er nicht zu lange im Verkehr feststecken darf, wenn er eine gute Platzierung erreichen möchte.

Bradl setzt auf weichen Hinterreifen

Fraglich scheint bei vielen Fahrern noch die Wahl des Vorderreifens zu sein. Während wohl alle Top-Piloten mit dem Medium-Hinterreifen ins Rennen gehen werden, experimentierten vor allem die Honda-Fahrer im vierten Training viel mit dem mittleren und dem harten Vorderreifen herum. Auch bei Valentino Rossi scheint in dieser Hinsicht noch keine Entscheidung gefallen zu sein, ansonsten dürfte die Kombination Medium-Medium die bevorzugte Wahl im Rennen sein.

"Es ist das erste Mal, dass ich ihn verwenden kann. Das ist ein gutes Zeichen." Stefan Bradl

Gegen den Strom will derweil Stefan Bradl schwimmen. Der Deutsche wird mit der Spitzengruppe zwar nichts zu tun haben, möchte allerdings endlich seinen ersten Sieg in der Open-Klasse einfahren und geht dafür ein kleines Risiko ein. Gegenüber 'Eurosport' verrät er: "Wir setzen auf den weichen Reifen. Es ist das erste Mal, dass ich ihn verwenden kann. Das ist ein gutes Zeichen." Bradl startet am Sonntag von Rang 16.