powered by Motorsport.com

Crew-Chief erklärt: "In der MotoGP macht ein Prozent den Unterschied"

Gilles Bigot, langjähriger Crew-Chief in der Motorrad-WM, analysiert die bisherige Saison und erklärt, was das aktuelle Niveau in der MotoGP 2019 ausmacht

(Motorsport-Total.com) - In den ersten drei Rennen sah die MotoGP-Saison 2019 drei verschiedene Sieger auf drei unterschiedlichen Motorrädern. Konnte Andrea Dovizioso (Ducati) den Auftakt in Katar für sich entscheiden, gewann Marc Marquez (Honda) in Argentinien, stürzte dann aber in Austin, wo stattdessen Alex Rins (Suzuki) jubelte.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Le Mans: Titelverteidiger Marc Marquez wird von seinen Verfolgern gejagt Zoom

Auch nach zwei weiteren Siegen von Marquez in Jerez und Le Mans sind die Abstände in der WM-Tabelle gering. Neun Punkte trennen Dovizioso auf Platz zwei von der Spitze. Zwölf Punkte dahinter folgt Rins, der nur drei Zähler Vorsprung auf Valentino Rossi (Yamaha) hat.

"Es ist sehr interessant, weil es sehr homogen ist", bewertet Gilles Bigot, einer der erfahrensten Crew-Chiefs im MotoGP-Paddock, die aktuelle Situation. "Es war ein fantastischer Start in die Saison und zu sehen, wie drei verschiedene Hersteller gewinnen können, ist sehr gut für den Motorradsport", sagt der 62-Jährige.

In der MotoGP kommt es auf jedes Detail an

Heute Chefmechaniker von Xavi Vierge (Marc-VDS) in der Moto2, feierte Bigot seinen größten Erfolg im Jahr 1999, als er Alex Criville bei Repsol Honda zum WM-Titel führte. Auch 20 Jahre später hat die MotoGP für ihn nichts von ihrer Faszination verloren, ganz im Gegenteil.

"Obwohl wir einen bestimmten Fahrer unterstützen, gibt es nichts Besseres, als zu wissen, dass von Anfang an mehrere Fahrer und Hersteller den Sieg anstreben werden. Das macht die Rennen schöner", schwärmt er über die enorme Leistungsdichte in der Königsklasse. Schon kleinste Details könnten den Unterschied machen.

Gilles Bigot

Gilles Bigot (links) feierte 1999 mit Alex Criville (Mitte) den WM-Titel Zoom

Bigot erklärt: "Alle Bikes haben die gleichen Reifen und dieselbe ECU (Electronic Control Unit; Anm. d. R.). Außerdem gibt es eine Begrenzung für Tests vor der Saison und auch während des Grands Prix selbst ist es schwierig, Dinge auszuprobieren, da das FT2 zu einer Qualifying-Session geworden ist, um direkten Zugang zu Q2 zu erhalten."

"Marquez scheint aktuell am stärksten, aber..."

Teams und Fahrer stünden deshalb unter enormem Zeitdruck, um das Motorrad abzustimmen. "Das erfordert maximale Konzentration und Fitness. Die Fahrer müssen sehr entschlossen sein, das Limit zu erreichen, und ein Prozent macht den Unterschied", weiß der Crew-Chief.

Hier sieht er Marquez aktuell im Vorteil: "Ich habe erwartet, dass Marc vom ersten Rennen an auf hohem Niveau auftreten würde und dass wir Dovizioso mit ihm dort oben sehen würden. Ich dachte auch, dass Alex Rins in dieser Saison einen Grand Prix gewinnen könnte, und das hat er bereits erreicht, was zu bewundern ist."

"Valentino Rossi ist immer vorn dabei, aber neu in diesem Jahr ist Fabio Quartararo. Er muss die Dinge mit einem guten Ergebnis abschließen, aber er ist schnell und hat einen Stil, der gut zu seinem Motorrad passt", urteilt Bigot über den MotoGP-Rookie, der vor allem in Jerez überraschte.


Fotos: MotoGP in Le Mans, Rennen


Dort nahm der Petronas-Yamaha-Pilot Marquez den Titel des jüngsten Pole-Setters ab. Doch nicht nur ihm traut Bigot mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf noch einiges zu: "Im Moment scheint Marquez am stärksten zu sein, aber hinter ihm sehe ich mehrere Fahrer, die eine Überraschung bieten können. Es ist sehr interessant."

Neueste Kommentare