Bridgestone meistert die Herausforderung Indianapolis

(Motorsport-Total.com) - Der Motorrad-Kurs von Indianapolis stellt die Reifen der MotoGP vor zahlreiche Herausforderungen. Vor welche, erläutert Bridgestone-Chefingenieur Masao Azuma im Interview. Der Japaner blickt außerdem auf das Rennen zurück, in dem sich alle Werksfahrer für den weicheren Hinterreifen entschieden. Dieser zeigte zur Überraschung der Japaner konstant gute Leistungen. Azuma erklärt jedoch, warum auch der harte Reifen eine gute Wahl gewesen wäre.

Frage: "In Indianapolis gab es im Verlauf des Rennwochenendes viele unterschiedliche Reifenwahlen, aber im Rennen hat keiner der Werksfahrer den härteren Hinterreifen verwendet."
Masao Azuma: "In Indianapolis hat sich der Trend fortgesetzt, der sich in dieser Saison entwickelt hat. Die Fahrer nehmen den weicheren Hinterreifen und entwickeln eine Strategie, um ihn über die Runden zu bringen anstatt den haltbareren, härteren Slick zu wählen. Es scheint, dass die Fahrer lieber am Rennstart einen Reifen mit maximaler Leistung haben möchten anstatt eines Reifens, der ihnen während der gesamten Renndistanz konstanten Grip bietet."

"Wenn man sich die Kommentare der Fahrer nach dem Rennen anhört, hätten einige sicherlich auch auf dem härteren Reifen ein gutes Resultat erzielt, denn bei einigen brach der weichere Reifen in den letzten Runden deutlich ein. Die Strecke in Indianapolis ist sehr aggressiv, daher hätte der härtere Reifen über die Renndistanz konstanterer Leistungen ermöglicht. Die Herausforderung liegt für uns nun in der Entwicklung neuer Reifen und der Auswahl der Mischungen, damit sich die Fahrer von der Wahl des härteren Reifens im Rennen einen Vorteil erhoffen können. In diese Richtung werden wir arbeiten."

Frage: "Wie hat der weichere Hinterreifen, den alle Werksfahrer gewählt haben, bei den hohen Temperaturen am Sonntag funktioniert?"
Azuma: "Die Leistung des weicheren Hinterreifens, der Medium-Mischung, war sehr gut. Marc (Marquez) ist einen neuen Rundenrekord gefahren, und das in der 18. Rennrunde. Das zeigt, dass der weichere Hinterreifen sowohl schnell als auch haltbar war."

"Das Rennen war in diesem Jahr eine Runde kürzer als im vergangenen Jahr, aber wenn wir die Rennzeit hochrechnen, wäre das Rennen in diesem Jahr etwa sieben Sekunden schneller gewesen, was ebenfalls positiv für uns ist. Trotz der guten Leistung des Medium-Slicks haben unsere Daten aus den Trainings am Freitag und Samstag ergeben, dass auch der harte Hinterreifen im Rennen eine realistische Option gewesen wäre. Da sich keiner der Fahrer dafür entschieden hat, konnten wir keinen direkten Vergleich anstellen."

Frage: "In diesem Jahr wurde wieder viel über die Asphaltoberfläche in Indianapolis diskutiert. Was ist mit Blick auf die Reifen die große Herausforderung des Belags in Indianapolis?"
Azuma: "Indianapolis hat drei verschiedene Arten von Asphalt. Einen im Ovalkurs, einen im Bereich der ehemaligen Kurve eins des Formel-1-Kurses und einen im Infield. Dieser Asphalt ist besonders schwierig, denn es ist nicht nur eine der rutschigsten Oberflächen im gesamten Kalender sondern auch recht aggressiv. Auf aggressivem Asphalt setzt man normalerweise härtere Reifenmischung ein, die weniger stark verschleißen. In Indy mussten wir aber sicherstellen, dass der Reifen auf der glatten Oberfläche auch genügend Haftung bietet."

"Die Balance zwischen Grip und Haltbarkeit zu finden, ist in Indianapolis die große Herausforderung. Dies wird durch das Layout der Strecke noch verstärkt. Die Sequenz der Linkskurven von Kurve zwölf bis 14 heizt die linke Schulter des Hinterreifens stark auf. Daher haben wir in Indianapolis Reifen mit unserer hitzebeständigen Konstruktion eingesetzt. Wie man sieht, stellt die Strecke von Indianapolis die Reifen vor vielfältige Herausforderungen. Die Rundenrekorde im Qualifying und im Rennen haben die Leistung unserer Reifen aber bestätigt."