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Aero-Regeln in der MotoGP: Aprilia fordert klare Grenzen

Noch ist kein Ducati-Urteil gefallen, doch Massimo Rivola und Romano Albesiano von Aprila hoffen, dass davon eine Signalwirkung für Aero-Regeln in der MotoGP ausgeht

(Motorsport-Total.com) - Nur einen Tag, nachdem das FIM-Berufungsgericht in der Schweiz über Ducatis umstrittenen Hinterrad-Flügel verhandelte, war der Fall auch beim "Aprilia All Stars"-Event in Mugello Gesprächsthema Nummer eins. Der Hersteller präsentierte dort eine limitierte Sonderedition seiner RSV4, die niemand Geringeres als Max Biaggi auf der Strecke vorführen durfte.

Titel-Bild zur News: Fausto Gresini, Romano Albesiano

Romano Albesiano hofft, dass der Ducati-Flügel für die Zukunft verboten wird Zoom

Neben Werksfahrer Andrea Iannone und Testpilot Bradley Smith waren auch Aprilia-CEO Massimo Rivola und der technische Direktor Romano Albesiano vor Ort. Sie äußerten sich erstmals seit der Verhandlung, bei der Rivola persönlich anwesend war, zum Streitfall Ducati. Eine Entscheidung soll Anfang dieser Woche verkündet werden.

"Wir haben über eine ähnliche Vorrichtung in diesem Bereich diskutiert", räumt Albesiano auf den Ducati-Flügel angesprochen ein. "Aber uns wurde eindeutig gesagt, dass sie keinen aerodynamischen Zweck erfüllen dürfe und abgenommen werden müsse, wenn es trocken ist. Also haben wir unsere Entwicklung diesbezüglich eingestellt."

Aprilia sammelte Daten im Windkanal

Als Ducati ein solcher Flügel dann aber genehmigt wurde, seien er und sein Team entsprechend überrascht gewesen, erzählt Albesiano weiter. "In den neuen Richtlinien, die einen Tag nach dem Test in Katar veröffentlicht wurden, ist klar geregelt, dass ein dort montiertes Teil nicht dafür designt sein darf, Abtrieb zu generieren", sagt er.

Doch genau das tut der Flügel von Ducati aus seiner Sicht. Dabei sei die Menge des erzeugten Abtriebs durchaus relevant: "Es geht nicht nur um ein Pfund. In den Kalkulationen, die wir gemacht haben, ist es viel mehr als das. Und wenn die Fahrer nur durch Hundertstel von Sekunden getrennt werden, können selbst wenige Kilo Abtrieb den Unterschied machen."

Diese Daten hat Aprilia aus Tests, die man mit dem eigenen Anbau durchführte, bevor er verboten wurde. "Wir haben einen Test im virtuellen Windkanal gemacht, genannt CFD, Computational Fluid Dynamics. Dort simulierten wir das Verhalten auf der Geraden und unter Bremsbedingungen, was uns Daten zu Abtrieb, Widerstand und Kühleffekt lieferte."

Protest gegen Ducati lieber jetzt als nie

Daraus gehe klar hervor, dass die Hinterrad-Vorrichtung Downforce in einem Ausmaß erzeugt, das die Leistung beeinflusst. Weil sie damit dem gültigen Reglement widerspricht, will Aprilia Klarheit. Darum, Ducati zu bestrafen, gehe es ihnen nicht, wie CEO Rivola in Mugello mit Blick auf die bevorstehende Entscheidung des Gerichts betonte.

"Zuallererst möchte ich noch einmal sagen, dass wir nie darum gebeten haben, dass Rennergebnis zu ändern", so der Italiener. "Selbst zum Zeitpunkt des Protests und der Berufung war das klar, zumindest für Aprilia." Was man sich davon aber erhofft, sind klarere Regeln und deren konsistente Anwendung über alle MotoGP-Teams hinweg.


Fotos: Aprilia zeigt Sonderedition der RSV4


"Ich erwarte nicht, dass sich etwas in sehr kurzer Zeit ändert, aber ich erwarte, dass jeder versteht, dass es einer Klärung bedarf", hält Rivola fest. Auch wenn er einen solchen Aufruhr nach dem ersten Rennen lieber vermieden hätte, glaubt er, dass es richtig und wichtig war, gleich zum Saisonauftakt zu protestieren, anstatt zu warten und es weiter laufen zu lassen.

Massimo Rivola sieht Kostenexplosion

Aus seiner Zeit in der Formel 1 weiß der neue Aprilia-Manager: "Wenn wir uns entscheiden, mit dem Thema Aerodynamik weiter so umzugehen, wird uns das alle ein Vermögen kosten. Und das wahrscheinlich für einen sehr geringen Gewinn, insbesondere in Bereichen, um die es im aktuellen Fall geht. Zumal es auch noch schwer zu kontrollieren ist."

Massimo Rivola

Aus Sicht von Massimo Rivola verschlingt das Aero-Wettrüsten zu viel Geld Zoom

In diesem Punkt sieht Rivola das wohl größte Problem. "Der Verband hat sein OK gegeben, nachdem er das Teil in Augenschein genommen hat und sich erklären ließ, dass es der Kühlung des Hinterreifens dient", ärgert er sich. "Ich denke, wir müssen das Niveau anheben. Wenn wir über Professionalität sprechen, ist so etwas für mich nicht akzeptabel."

Für den Fall, dass der Ducati-Flügel trotz des Protests weiter erlaubt bleiben sollte, erwägt auch Aprilia nachzurüsten. "Wir hoffen nach wie vor, dass die Richtlinien angewendet werden, und dieses Gerät wird für die Zukunft verboten", sagt Albesiano. "Andernfalls, wenn es erlaubt wäre, könnten wir etwas auf der Grundlage unserer Erfahrung entwickeln."

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