Schottland: Mikkelsen übernimmt die Spitze

Andreas Mikkelsen geht als Führender in die letzte Etappe der Schottland-Rallye - Guy Wilks und Thierry Neuville bei schwierigen Bedingungen mit Fahrfehlern

(Motorsport-Total.com) - Skoda-Pilot Andreas Mikkelsen hat auf der zweiten Etappe der Schottland-Rallye mit vier Bestzeiten auf fünf Prüfungen die Führung übernommen. Die fünfte und letzte Prüfung des Samstags musste aufgrund von schweren Regenfällen in der Region rund um Perth kurzfristig abgesagt werden.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen befindet sich einmal mehr auf dem Weg zum ersten IRC-Sieg

Nach einem ereignisreichen Tag geht Mikkelsen mit 50,7 Sekunden Vorsprung auf Peugeot-Pilot Bryan Bouffier in die letzte Etappe der vorletzten Saisonstation zur Intercontinental-Rallye-Challenge (IRC) und hat am Sonntag gute Chancen, seinen ersten IRC-Sieg unter Dach und Fach zu bringen.

Auf der dritten Prüfung des Tages (SS5) erwischte es zunächst Guy Wilks. Der Brite fiel nach einem Fahrfehler weit zurück und ist genauso aus der Entscheidung draußen wie Markenkollege Thierry Neuville. Der Belgier zeigte auf SS7 gleich zwei Dreher und verlor ebenfalls jede Menge Zeit.


Fotos: IRC: Schottland-Rallye


Der amtierende IRC-Champion Juho Hänninen belegt im Skoda mit einer Sekunde Rückstand den zweitplatzierten Bouffier Rang drei. Neuville ist Vierter. Auf Rang fünf setzte sich Craig Breen fest, der am Steuer seine Ford Fiesta erneut eine starke Leistung zeigte. Tabellenführer Jan Kopecky (Skoda) folgt nach sieben Prüfungen auf Platz sechs des Klassements. Der Tscheche liegt jedoch bereits mehr als eine Minute und 40 Sekunden hinter dem Führenden zurück. Skoda-Pilot Matthias Kahle belegt nach sieben Prüfungen Rang 15 im Zwischenklassement.

Mikkelsen knöpft Wilks die Führung ab

Auf der ersten Prüfung des Tages, der 16 Kilometer langen "Craigvinean"-Schleife (SS3), holte sich Mikkelsen seine erste Bestzeit der Rallye. Der Verdacht eines Reifenschadens, nachdem er einen größeren Stein überfuhr, bestätigte sich für den Skoda-Piloten nicht. Die beiden Peugeot-Piloten Wilks und Neuville schlossen die Prüfung mit 3,3 beziehungsweise 10,5 Sekunden Rückstand auf den Norweger als Zweiter und Dritter ab, woraufhin Wilks seine Führung im Zwischenklassement zunächst verteidigen konnte.

Bei der anschließenden ersten Überfahrt der "Drummond Hill"-Prüfung (SS4) ließ sich Peugeot-Pilot Bouffier seine erste Bestzeit der Rallye gutschreiben und übernahm damit Rang vier im Klassement von Proton-Pilot Per-Gunnar Andersson, während sich Mikkelsen mit der zweitschnellsten Zeit an Wilks vorbei auf Platz eins der Zwischenwertung schieben konnte. Der bis dahin führende Brite in Peugeot-Diensten kam kurz nach dem Start der Prüfung in einer Haarnadelkurve kurzzeitig vom rechten Weg ab, wobei Wilks wertvolle Sekunden liegenließ.

Unterdessen verlor Vorjahressieger Hänninen bei den schwierigen Bedingungen im Skoda weiter an Boden und wies nach vier von 15 Prüfungen bereits eine knappe halbe Minute Rückstand auf Markenkollege Mikkelsen auf.

Wilks beendet Siegeshoffnungen im Graben

Auf der fünften Prüfung der Rallye musste Wilks seine Siegeshoffnungen dann vollends begraben. Der Brite setzte seinen Peugeot 207 in einer schnellen Linkskurve nach einem Fahrfehler neben die Piste und verlor entscheidend an Boden. "Ich vermutete hinten einen Reifenschaden und war bemüht, so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Dabei habe ich es wohl übertrieben", so der 30-Jährige.

Nach einem Dreher um die eigene Achse kam der Peugeot von Wilks mit dem Heck im Seitengraben zum Stehen, während die Front auf die Piste ragte. Der nachfolgende Mikkelsen hatte alle Hände voll zu tun, dem unerwarteten Hindernis auszuweichen. Nach mehr als sechs Minuten konnte Wilks seine Fahrt dank tatkräftiger Mithilfe einiger Zuschauer schließlich fortsetzen. Im Klassement der Rallye wurde er nach SS5 nur noch auf Platz 23 geführt.

An der Spitze holte sich Mikkelsen eine weitere Bestzeit, diesmal vor Bouffier und Neuville und wies bei Halbzeit der zweiten Etappe bereits 28,6 Sekunden Vorsprung auf Sanremo-Sieger Neuville auf. Bouffier folgte mit weiteren fünf Sekunden Abstand auf Rang drei. "Für Guy tut es mir leid. Wir hätten uns sicher noch einen spannenden Kampf geliefert", zeigte Mikkelsen Mitleid mit dem zurückgefallenen Wilks.

Schwierigkeiten für beide Proton-Piloten

Während für den Norweger alles nach Plan lief, hatten die Proton-Piloten auf SS5 mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Andersson klagte über einen Elektrikdefekt kurz vor dem Ende der Prüfung, rückte dank des Pechs von Wilks aber wieder auf den vierten Rang nach vorn. Teamkollege und Lokalmatador Allister McRae musste seinen Proton Satria mit niedrigem Öldruck abstellen. Der Schotte hatte sich bis dahin bereits auf den neunten Rang nach vorn gearbeitet, touchierte auf der vorangegangen "Drummond Hill"-Prüfung eigener Aussage zufolge aber einen Stein, woraufhin die Ölwanne beschädigt wurde.

Die zweite Überfahrt der "Craigvinean"-Prüfung (SS6) sah am Nachmittag erneut eine Bestzeit für Mikkelsen. Der Norweger konnte seine Führung gegenüber Neuville und Bouffier damit weiter ausbauen. Verglichen mit seiner eigenen Bestzeit vom Vormittag büßte Mikkelsen allerdings mehr als zwölf Sekunden ein. Die schwierigen Bedingungen waren der Grund. "Es war deutlich rutschiger als am Vormittag. Ich habe einfach versucht, eine vernünftige Geschwindigkeit an den Tag zu legen", so der Skoda-Pilot.

Wilks fuhr auf SS6 im Bemühen, verlorengegangenen Boden gutzumachen, die viertschnellste Zeit. Derweil musste sich Andersson von seinen Hoffnungen auf eine Top-5-Platzierung in Schottland verabschieden. Der Schwede war nach SS5 zu spät im Service Park erschienen. Zudem fiel der Proton-Pilot am Samstag durch zwei Frühstarts negativ auf, was ihm in Summe eine Zeitstrafe in Höhe von zwei Minuten und 20 Sekunden einbrachte. Hänninen rückte somit auf Rang vier, Breen auf Platz fünf nach vorn.

Neuville mit zwei Drehern im Regen - SS8 abgesagt

Auf der siebten Prüfung der Rallye, dem zweiten Auftritt der IRC-Piloten auf der 17 Kilometer langen "Errochty"-Schliefe, war Mikkelsen erneut nicht zu schlagen. Im Regen markierte der Norweger vor Hänninen und Bouffier die schnellste Zeit und konnte seinen Vorsprung zusätzlich ausbauen, da der bis dahin auf Platz zwei liegende Neuville in Schwierigkeiten geriet.

Der Belgier legte am Steuer seines Peugeot auf SS7 gleich zwei Dreher hin und verlor fast eine Minute. Im Bemühen, den 207 nach dem zweiten Dreher wieder in Fahrtrichtung zu bringen, ging zu allem Überfluss noch der Rückwärtsgang zu Bruch. "Ich war einfach nicht konzentriert genug. Der gebrochene Rückwärtsgang geht auf meine Kappe", ärgerte sich Neuville, nachdem er auf den vierten Rang zurückgefallen war.

Durch den doppelten Fahrfehler Neuvilles rückten Bouffier und Hänninen kampflos auf die Plätze zwei und drei nach vorn. Während der Rückstand auf den Führenden, Mikkelsen, bereits knapp eine Minute betrug, konnte sich Hänninen bis auf eine Sekunde an Platz zwei heran schieben. "Das Auto liegt nun viel besser" berichtete der amtierende IRC-Champion und Vorjahressieger der Schottland-Rallye nach Veränderungen am Setup des Fabia im Service Park.

Die letzte Prüfung der zweiten Etappe (SS8) sollte ursprünglich erneut auf "Drummond Hill" abgehalten werden. Aufgrund der widrigen Bedingungen nach anhaltenden Regenfällen entschieden sich die Organisatoren der Rallye jedoch, diese kurzfristig abzusagen. Am Sonntag stehen noch sieben weitere Prüfungen auf dem Programm, bevor der vorletzte IRC-Saisonlauf am Abend in Scone Palace in den Nähe von Perth zu Ende geht.

Gesamtwertung nach Tag zwei (Top 10):
01. Andreas Mikkelsen (Skoda) - 58.52,8 Minuten
02. Bryan Bouffier (Peugeot) +50,7 Sekunden
03. Juho Hänninen (Skoda) +51,7
04. Thierry Neuville (Peugeot) +1.25,8 Minuten
05. Craig Breen (Ford) +1.28,5
06. Patrik Sandell (Skoda) +1.33,9
07. Jan Kopecky (Skoda) +1.43,4
08. Jarkko Nikara (Mitsubishi) +2.22,2
09. Toni Gardemeister (Skoda) +2.27,3
10. David Bogie (Mitsubishi) +2.33,0