• 24.08.2009 02:48

  • von Pete Fink

Sonoma-Thriller: Franchitti vor Briscoe - Dixon patzt

Während Dario Franchitti und Ryan Briscoe heil durch ein turbulentes Sonoma-Rennen kamen, büsste Scott Dixon viele Punkte ein - Castroneves und Patrick out

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Papier klingt das Resultat völlig unspektakulär: Polesetter Dario Franchitti (Ganassi) gewann in Sonoma mit einem Start-/Zielsieg sein viertes Saisonrennen vor Penske-Pilot Ryan Briscoe, der damit zum siebten (!) Mal in der IndyCar-Saison 2009 die Silbermedaille in Empfang nehmen durfte. Doch damit sind die Normalitäten des Sonntagabends bereits erschöpft, denn Sonoma bot turbulente IndyCar-Rennkost vom Allerfeinsten.

Titel-Bild zur News: Dario Franchitti

Vom Sonoma-Start weg lagen Ryan Briscoe und Dario Franchitti in Front

Mit Mike Conway holte sich ein Dreyer-and-Reinbold-Dallara Platz drei, der trotz vier Boxenstopps, aber einer blitzsauberen Leistung des 26-jährigen Briten zustande kam. Vierter wurde Mario Moraes (KV Racing) vor Hideki Mutoh (Andretti/Green), der eine sicher geglaubte Podestplatzierung in den letzten beiden Runden noch wegwarf.#w1#


Fotos: IndyCars in Sonoma


Das restliche IndyCar-Establishment landete weit abgeschlagen: Scott Dixon (Ganassi) erlitt als 14. einen empfindlichen Dämpfer seiner Titelverteidigungsträume, während die beiden Superstars Helio Castroneves (Penske; 18.) und Danica Patrick (Andretti/Green; 16.) wie viele andere nicht ohne Feindberührung durch die aufregenden 75 Runden von Kalifornien kamen.

Gleich der Start hatte es in sich: Auf dem Weg zu Turn 2 gerieten Marco Andretti (AGR) und Graham Rahal (Newman/Haas) weit vorne im Feld aneinander. Es kam zu einer Kettenreaktion, denn dahinter musste natürlich in die Bremsen gestiegen werden. Tony Kanaan (AGR) rutschte im dichten Mittelfeld quer über die Piste und benötigte danach genauso eine neue Nase wie Dixon, der sich den Frontflügel abgefahren hatte.

Patrick und Castroneves im Pech

Beide blieben jedoch in der Führungsrunde, was Danica Patrick, die sich in dem Tohuwabohu die Aufhängung verbogen hatte, nicht gelang. Die 27-jährige Rennamazone verlor fast zwei Runden an der Box und konnte diesen Rückstand natürlich nicht mehr aufholen. Für Ernesto Viso (HVM), der über Kanaans Auto gerumpelt war, war das Rennen genauso schnell beendet wie für den Newman/Haas-Dallara Rahals.

Danica Patrick

Danica Patrick verlor bereits in der zweiten Kurve des Rennens alle Chancen Zoom

Vorne bildete sich die Paarung Franchitti/Briscoe, die zunächst ihren Verfolger Helio Castroneves deutlich abschütteln konnte. Das änderte sich jedoch nach den ersten Boxenstopps, als der Brasilianer - jetzt auf den weicheren Firestone-Reds - Runde um Runde Boden gutmachte und aufschloss. Aus einem Spitzenduo war also ein Trio geworden: Ein Ganassi-Dallara hatte zwei Penske-Boliden im Genick sitzen.

Dann folgte die Serie der zweiten Boxenstopps. Castroneves ging als Erster zum Service und geriet prompt in eine der Mittelfeld-Kampfgruppen. Ausgerechnet sein brasilianischer Jugendfreund Tony Kanaan nahm den Penske-Dallara in Kurve neun so heftig aufs Korn, dass das Auto erst mit zwei Rädern in der Luft stand und danach hart auf den Asphalt aufschlug.

Damit war Castroneves natürlich aus dem Geschäft um den Sonoma-Sieg geworfen, denn seine Rundenzeiten waren in der Folge nicht mehr konkurrenzfähig. 14 Umläufe später verabschiedete sich seine rechte Vorderradaufhängung endgültig und der "Spiderman" kletterte in der grünbraunen Sonoma-Wiese aus seinem Fahrzeug.

Viele intensive Zweikämpfe

Überhaupt war das IndyCar-Rennen auf der Berg- und Talbahn von Kalifornien geprägt von vielen beinhart geführten Zweikämpfen. Andretti, Kanaan und Dixon waren nach ihren Erlebnissen in Runde eins aus den Top 10 herausgefallen und mühten sich in der Folge im Mittelfeld ab.

Mike Conway

Mike Conway lieferte in Sonoma ein blitzsauberes Rennen ab Zoom

Robert Doornbos (HVM; 10) hielt diese Kampfgruppe viele Runden lang auf, später duellierte sich Kanaan ausgiebig mit Raphael Matos (Luczo-Dragon; 9.). Gleiches galt für Justin Wilson (Dale Coyne; 7.), der sich fast eine halbe Renndistanz die Zähne am extrem breiten Oriol Servia (Newman/Haas; 6.) ausbiss.

Auch als das Feld wenige Runden vor Schluss nach dem Castroneves-Ausritt durch die zweite und letzte Gelbphase noch einmal zusammenrückte, änderte sich nichts an der Intensität der Zweikämpfe. Wilson versuchte mit einem Verzweiflungsmanöver an Servia vorbeizustechen, kam dabei quer und hatte Glück, dass er die Konkurrenz nicht abschoss.

Ein überzeugender Mike Conway nahm diesen Restart als Fünfter in Angriff und kassierte innerhalb von zwei Runden die vor ihm fahrenden Mario Moraes und Hideki Mutoh. Der Japaner war angesichts des Verlustes seiner Podiumsplatzierung so irritiert, dass er nur wenige Kurven später auch noch Moraes ziehen lassen musste.

Dixon mit Rückschlag - Briscoe Tabellenführer

In der allerletzten Kurve des Rennens erlebte Scott Dixon dann noch einmal ein kleines Drama: Er befand sich mit Marco Andretti im harten Infight um Platz zehn, als ihn der AGR-Dallara in der Spitzkehre umdrehte. Dixon verlor wenige Meter vor dem Zielstrich noch einmal vier Plätze und damit wichtige Punkte im Titelkampf.

Dario Franchitti

Dario Franchitti und Ryan Briscoe absolvierten 75 Runden im Paarflug Zoom

Von all diesen Turbulenzen blieben Dario Franchitti und Ryan Briscoe an der Spitze verschont. Der Schotte konnte sich zwar bei jedem seiner zwei Boxenstopps ein wenig Luft verschaffen, doch wenige Runden später saß ihm Briscoe wieder im Getriebe. Der Australier kam seinerseits jedoch nie in eine entscheidende Angriffsposition, da Franchitti schlicht und ergreifend keinen Fehler machte.

Damit bietet die IndyCar-Gesamtwertung drei Rennen vor Saisonschluss erneut ein neues Bild: Nun führt Briscoe vier winzige Punkte vor Franchitti, während Dixon jetzt 20 Zähler Rückstand aufweist. Für Hochspannung ist also gesorgt, denn die Meisterschaft wird auf den schnellen 1,5-Meilen-Ovalen von Chicagoland, Motegi und Homestead entschieden.