Phoenix-Test: Das Dilemma der hohen Geschwindigkeiten

Das Aero-Paket sorgt beim Phoenix-Test für hohe Geschwindigkeiten, aber auch für Diskussionen - Durch die geringen Zeitabstände wird eine Prozession befürchtet

(Motorsport-Total.com) - Der zweitägige IndyCar-Test auf dem Phoenix International Speedway in Arizona sorgte vor allem durch die hohen Geschwindigkeiten für Schlagzeilen. Helio Castroneves stellte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 190,894 mph (305,43 km/h) die Bestzeit auf. Das sind für ein Oval mit einer Länge von einer Meile beeindruckende Werte. Zum Vergleich liegt der Rekord der NASCAR Sprint-Cup Autos bei 143,158 mph (230,390 km/h). Pro Runde sind die IndyCars um rund sechs Sekunden schneller.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Trotz relativ flacher Flügel generiert das Aero-Paket viel Anpressdruck Zoom

Seit Jahren hat man diese Geschwindigkeiten auf kurzen Ovalen nicht mehr gesehen. Die CART-Serie erreichte in den 1990er-Jahren zeitweise in Nazareth mehr als 190 mph und in Milwaukee mehr als 180 mph. Nun entbrannte eine ähnliche Diskussion wie damals - die Balance zwischen viel und wenig Aero-Abtrieb. Ein umfangreiches Flügelpaket sorgt für hohe Kurvengeschwindigkeiten, ein flacher Flügel macht die Autos dafür auf der Geraden schneller.

Die CART-Serie reagierte damals auf die hohen Geschwindigkeiten und brachte 1999 die Superspeedway-Flügel auch auf kurzen Ovalen zum Einsatz. Dazu gehörte ein überarbeiteter Handford-Flügel für mittlere Abtriebslevel. Aktuell wurde in Phoenix mit viel Abtrieb gefahren, es kommt ein leicht adaptiertes Aero-Paket der Straßenkurse zum Einsatz. Dazu kommt eine gedrosselte Motorleistung von 600 PS. Das sind rund 150 PS weniger als auf Superspeedways und Straßenkursen gefahren wird.

Hoher Abtrieb und wenig Leistung sorgten beim Phoenix-Test dafür, dass die Fahrer praktisch mit Vollgas fahren konnten. Es wurden Stimmen laut, die entweder kleinere Superspeedway-Flügel verlangten oder eine höhere Motorleistung. "Ich denke, es wird ein gutes Rennen", glaubt Champion Scott Dixon dennoch. "Ob es schwierig ist, jemanden zu überholen? Ja, aber ich glaube, es ist möglich." 21 Autos befanden sich beim Test innerhalb von drei Zehntelsekunden. Deswegen wird eine Prozession befürchtet.

Endgültig entschieden ist noch nicht, ob die Konfiguration für das Rennen am 2. April in Details geändert wird. IndyCar steht unter Druck, denn das Comeback in Phoenix muss ein kommerzieller Erfolg werden. Deswegen erhielten Fans bei diesem Test freien Zugang. Es sollen auch mehr gekommen sein als ursprünglich erwartet. Die Fahrer schrieben auch fleißig Autogramme.


IndyCar-Testfahrten in Phoenix

Phoenix wurde 1964 eröffnet und war für USAC IndyCar-Rennen ausgelegt. Rasch wurde es zu einer festen Größe und zu einem Klassiker im Kalender. Beim Sieg von Robby Gordon im Jahr 1995 versammelten sich rund 60.000 Fans auf den Tribünen. In der Folge war Phoenix ein klassisches Opfer der Open-Wheel-Teilung. Beim letzten IRL-Rennen 2005 waren nur noch rund 6.000 Fans vor Ort. Seither gastiert vor allem die NASCAR mit zwei Rennen pro Jahr in PIR. Mit dem Comeback soll die IndyCar-Tradition wiederbelebt werden.