• 19.05.2008 11:45

  • von Pete Fink

Pechvogel Dominguez: "Ich fühle mich schrecklich"

Mario Dominguez geht als die tragische Figur des Bump-Days anno 2008 hervor - Buddy Lazier kegelte sich mit Erfahrung ins Indy 500

(Motorsport-Total.com) - Nach einigen Jahren der Langeweile, als es mangels Masse nur noch selten zu einem echten Bump-Day-Drama kam, war es wohl der Wiedervereinigung der beiden US-Formelserien zu verdanken, dass der letzte Qualifikationstag zum 92. Indy 500 endlich wieder einmal die Geschichten schrieb, die den historischen Bump-Day so berühmt-berüchtigt werden ließen.

Titel-Bild zur News: Mario Dominguez Pacific Coast Motorsport

Das Aus für Mario Dominguez kam unverhofft in Turn 1

Denn plötzlich waren - im Vergleich zu früheren Jahren - erheblich mehr konkurrenzfähige Teams in Indianapolis, und die vier Hauptakteure im Finale lauteten Marty Roth, Buddy Lazier, Roger Yasukawa und Mario Dominguez. Die Formel war eine einfache: Zwei Piloten würden im Rennen stehen, die beiden anderen würden nach Hause fahren müssen. Erwischt hat es letztlich Yasukawa und Dominguez, wobei sich besonders Letzterer als der Pechvogel des Tages entpuppte.#w1#

20 Minuten vor Ende der Session fuhr sich der Mexikaner ins Rennen, doch nur für ganze zwölf Minuten, bevor ihn Lazier wieder aus dem Indy 500 heraus kickte. Als Dominguez dann aus der ersten Runde seines letzten Anlaufs zurückkehrte, jubelte seine PCM-Crew angesichts seiner guten und vollkommen ausreichenden Zeit, während parallel das Training für beendet erklärt wurde.

Buddy Lazier

Buddy Lazier - volle Konzentration vor dem letzten Anlauf Zoom

"Doch binnen Sekunden wechselte die Stimmung, als Dominguez in Turn 1 die Kontrolle über seinen PCM-Dallara verlor, und sich in die Mauer drehte. Das sechsstündige Bump-Day-Drama war vorbei. "Ich fühle mich schrecklich, für mich, meine Sponsoren und mein Team", erklärte ein zerknirschter Dominguez anschließend.

"Das einzige, was mich einigermaßen befriedigt, ist, dass wir bis zum bitteren Ende gekämpft haben. Wir haben alles gegeben. Am Ende haben wir zuviel riskiert, das Auto hat mit der Menge an Abtrieb nicht funktioniert, und ich habe es verloren."

Scheinbar hatte PCM den Heckflügel am Dominguez-Dallara noch flacher gestellt, um mehr Speed herauszukitzeln. "Ich wäre niemals vom Gas gegangen", so der Mexikaner. "Wenn ich das getan hätte, dann wäre die Qualifikation vorbei gewesen, und ich wäre in keinem Fall im Rennen gestanden."

Seine erste Runde hatte einen Durchschnitt von 219,780 Meilen pro Stunde. Auf der Kippe stand ein tatenlos zusehender Marty Roth, dessen Vier-Runden-Vorgabe 218,695 Meilen pro Stunde war. "Das ist Indy, alles kann passieren", lautete der simple Kommentar des jubelnden Kanadiers.

Roger Yasukawa

Hektik bei Beck Motorsports - Roger Yasukawa wird im Laufschritt geschoben Zoom

Doch da war er nicht der einzige. Buddy Lazier, der Indy-500-Sieger des Jahres 1996, hatte wenige Minuten zuvor einen Run von 219,052 Meilen pro Stunde hingelegt, damit Dominguez aus dem Rennen gekegelt, und Roth auf die Kippe gebracht. "Grip gab es keinen, das war ohne Zweifel ein ganz haariger Lauf", analysierte Lazier.

Wenige Minuten zuvor war er in seinem ersten Anlauf gescheitert, "doch das Team setzte ein paar schnelle Änderungen um. Erfahrung hat uns in das Rennen gebracht." An dieser Zeit sollte sich auch Roger Yasukawa die Zähne ausbeißen, der in seinem letzten Anlauf nach drei seiner vier Runden auf die Tausendstelsekunde so schnell war, wie Dominguez, dann aber noch an Boden verlor.

"Es sieht so aus, als hätte die Windrichtung gewechselt", kommentierte Yasukawa. "Ich dachte eigentlich, dass wir problemlos über der 219-Meilengrenze fahren könnten. Das ist eine große Enttäuschung, aber ich muss Buddy Lazier gratulieren, denn er hat es in die Show geschafft."

Vielleicht war es nicht nur die Erfahrung, die schließlich den Ausschlag gab, denn sowohl Dominguez, als auch der ebenfalls nicht qualifizierte Max Papis (Sam Schmidt Motorsports) zerlegten am Tag zuvor ihre Einsatzautos, die über Nacht wieder hergestellt werden mussten. Papis sollte am Bump-Day übrigens keinen Versuch fahren können, denn als er endlich mit laufendem Motor die Startfreigabe erhielt, versagte seine Kupplung. Auch ein kleines Bump-Day-Drama.