• 22.08.2018 16:11

  • von Mario Fritzsche & David Malsher

Nach Pocono-Crash: Wickens' Teamchef fordert mehr Sicherheit im Oval

Nach Robert Wickens' IndyCar-Crash auf dem Pocono Raceway äußert sich dessen gelähmter Teamchef Sam Schmidt zum Zustand des Kanadiers und blickt nach vorn

(Motorsport-Total.com) - IndyCar-Rookie Robert Wickens befindet sich nach seinem fürchterlichen Crash vom Sonntag auf dem Pocono Raceway in Long Pond im US-Bundesstaat Pennsylvania weiter im nahegelegenen Krankenhaus in Allentown in Behandlung. Der 29-jährige Kanadier hat beim Unfall eine Lungenquetschung sowie Verletzungen am Rücken, an beiden Beinen und am rechten Arm davongetragen.

Titel-Bild zur News: Robert Wickens und Sam Schmidt

Sam Schmidt hofft, dass es Robert Wickens zurück ins Cockpit schafft Zoom

Die größte Sorge bereitet den Ärzten die Verletzung des Rückenmarks. Die Schwere dieser Verletzung wurde von Wickens' Arbeitgeber Schmidt Peterson Motorsports am Dienstag im bisher jüngsten medizinischen Update als "unbestimmt" bezeichnet. Dennoch zeigt sich Teamchef Sam Schmidt, der seit seinem eigenen schweren IndyCar-Unfall aus dem Jahr 2000 in Orlando querschnittsgelähmt ist, hoffnungsvoll, dass es für seinen aktuellen Fahrer nicht so schlimm kommen wird.

Sam Schmidt hofft auf Wickens' Rückkehr

"Ich kann das IndyCar-Rettungsteam gar nicht genug loben. Man arbeitet hervorragend mit den lokalen Krankenhäusern und Chirurgen zusammen. Alle leisten fantastische Arbeit", so Schmidt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', um mit Verweis auf Wickens' Rückenverletzungen anzufügen: "Sobald die anderen Verletzungen im Griff sind, können wir Robbie hoffentlich nach Indy verlegen. Das wäre ideal."

Robert Wickens

Robert Wickens' Rückenverletzungen wurden als "unbestimmt" bezeichnet Zoom

Mehr noch: Schmidt ist hoffnungsvoll, dass es Wickens sogar zurück ins Cockpit schaffen kann. "Das glaube ich und das hoffe ich", sagt der 54-Jährige auf entsprechende Nachfrage.

"Ich kenne Robbie erst seit ungefähr einem Jahr, aber er ist der Typ, der für das Rennfahren lebt. Er hat viel Spaß in der IndyCar-Serie, denn er mag die Atmosphäre und die Qualität des Wettbewerbs. Das scheint ihm richtig gut zu liegen. Wenn er also das Gefühl hat, weiterhin konkurrenzfähig sein zu können, habe ich keine Zweifel daran, dass er zurückkommen würde. Er ist der entschlossene Typ Mensch, der große Rückschläge überwinden kann", so Schmidt.

Ruf nach mehr Sicherheit auf Ovalen - mit Vorschlag

Robert Wickens, James Hinchcliffe, Ryan Hunter-Reay, Pietro Fittipaldi

Robert Wickens' Schmidt-Honda fliegt über Ryan Hunter-Reays Andretti-Honda Zoom

Wickens wird voraussichtlich noch einige Zeit im Krankenhaus verbringen müssen. Doch schon jetzt macht sich Schmidt Gedanken, wie man die Sicherheit auf Ovalen verbessern könnte, um das Risiko schwerer Verletzungen bei ähnlichen Unfällen in Zukunft minimieren zu können: "Ich hasse es, mich über etwas zu beschweren oder Veränderungen zu fordern, wenn ich selbst keine Lösung parat habe. Ich bin nicht derjenige, der die Antwort hat, aber wir müssen etwas tun."

Schmidts Vorschlag: "In den Kurven, wo es keine Zuschauerplätze gibt und die Sicht somit nicht beeinträchtigt wäre, sollte man die SAFER-Barrier auf die doppelte Höhe hochziehen. Das wäre vielleicht nur eine kurzfristige Lösung, aber die SAFER-Barrier ist bewährt und verhindert, dass die Autos auf die Strecke zurückgeschleudert werden." In diesem Punkt sieht Schmidt einen großen Vorteil gegenüber der bereits seit Jahren im Gespräch befindlichen Variante von Plexiglas-Wänden anstelle von Fangzäunen.

Warnende Beispiele aus der Vergangenheit

Dan Wheldon

Dan Wheldon verunglückte 2011 für das Team von Sam Schmidt fahrend tödlich Zoom

Schmidt selbst hat bei seinem Unfall mit einem Boliden der Indy Racing League (IRL) im Januar 2000 auf dem heute nicht mehr existierenden Walt Disney World Speedway in Orlando schwere Halswirbelverletzungen davongetragen und ist seither auf den Rollstuhl angewiesen. Einige Jahre später gründete er sein eigenes Rennteam. Für dieses kam es in jüngster Vergangenheit knüppeldick.

James Hinchcliffe kam bei seinem schweren Unfall im Training zum Indy 500 des Jahres 2015 mit schweren Verletzungen, aber mit dem Leben davon. Gleiches galt für Michail Aljoschin nach dessen Crash beim IndyCar-Saisonfinale 2014 in Fontana. Dan Wheldon, der 2011 eine IndyCar-Teilzeitsaison für Schmidts Team fuhr, hatte dieses Glück nicht. Beim damaligen Saisonfinale in Las Vegas ließ der IndyCar-Champion von 2005 und Indy-500-Sieger von 2005 und 2011 sein Leben.

Blick nach vorn: Schmidt-Honda vorerst als Ein-Wagen-Team

James Hinchcliffe und Sam Schmidt

James Hinchcliffe ist am Wochenende in St. Louis einziger Schmidt-Pilot Zoom

Die IndyCar-Saison 2018 geht am kommenden Wochenende mit dem Rennen auf dem kurzen Oval in St. Louis weiter. Hinchcliffe wird die Farben von Schmidt Peterson Motorsports allein vertreten. Wickens' Auto wird nicht besetzt.

Hinchcliffe war am vergangenen Sonntag auf dem Pocono Raceway selbst in den Crash seines Teamkollegen beziehungsweise die Folgen des Crashs verwickelt. Im Trümmerfeld legte er einen Dreher hin und schlug sich die Hand an, als er vom nachfolgenden Pietro Fittipaldi (Coyne-Honda) gerammt wurde. Die ärztliche Freigabe für einen Start am kommenden Wochenende hat Hinchcliffe aber noch im Medical-Center des Pocono Raceway erhalten.

Wie Hinchcliffe, so hatte auch Fittipaldi keine Chance, dem Crash um Wickens auszuweichen. Takuma Sato (Rahal-Honda) war ebenfalls verwickelt, kam aber genau wie Fittipaldi unverletzt davon. Das größte Glück hatte allerdings Ryan Hunter-Reay, mit dem Wickens kollidiert war.

Als Wickens' Bolide im Fangzaun einschlug und daraufhin unkontrolliert durch die Luft geschleudert wurde, befand sich Hunter-Reay direkt darunter. Der Überrollbügel mitsamt Onboard-Kamera seines gelben Andretti-Boliden wurde schwer beschädigt, Hunter-Reays Kopf aber glücklicherweise knapp verfehlt.

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