IndyCar St. Petersburg 2017: Bourdais siegt vom letzten Platz

Sebastien Bourdais besiegt Simon Pagenaud beim IndyCar-Saisonauftakt - Will Power von Auto im Stich gelassen - Gelbphase zerstört Hinchcliffes Rennen

(Motorsport-Total.com) - Das kleine Team von Dale Coyne hat wieder Grund zum Jubeln: Gleich bei seiner Rückkehr ins Team hat Sebastien Bourdais den Saisonauftakt der IndyCar-Serie 2017 in St. Petersburg gewonnen. Der ehemalige Formel-1-Pilot setzte sich vor seinem französischen Landsmann Simon Pagenaud (Penske-Chevrolet) und Scott Dixon (Ganassi-Honda) durch. Bei trockenen, aber windigen Bedingungen kam ihm zunächst eine Gelbphase entgegen, danach überholte er Pagenaud und sicherte sich den Sieg.

Titel-Bild zur News: Sebastien Bourdais

Sebastien Bourdais holt vom letzten Startplatz den Sieg beim IndyCar-Auftakt Zoom

Für den viermaligen Meister der Champ-Car-Serie war es ein emotionaler Triumph. "Sorry, ich kann gerade nicht reden", waren seine ersten Worte in der Victory Lane - den Freudentränen sichtlich nahe. "Unser erster gemeinsamer Sieg. so was hat man nicht alle Tage..." Nachdem er 2011 für Dale Coyne schon mehrere Rennen gefahren und den Teambesitzer dabei überzeugt hat, kehrte er im Winter ins chronisch unterfinanzierte Team zurück, nachdem das KV-Team sich auflöste. Im Qualifying rutschte er dann von der Strecke und musste das Rennen von ganz hinten in Angriff nehmen.

"Dies ist wohl das schwerste Rennen überhaupt, um Boden gutzumachen, weil es so schwierig ist, zu überholen", erläutert der 38-Jährige. Und so bekam er Hilfe vom Renngott: Die einzige nennenswerte Gelbphase des Rennens (es gab insgesamt zwei, aber eine schon in der ersten Runde) führte nämlich die Entscheidung herbei. Mitten in der Phase der ersten Boxenstopps berührte Michail Aljoschin (Schmidt-Peterson-Honda; 14.) den Ganassi-Honda von Tony Kanaan (12.). Wegen der Trümmerteile auf der Fahrbahn wurde Gelb geschaltet.

Gelbphase erwischt mehrere Favoriten kalt

Mehrere Piloten, die zu dem Zeitpunkt noch nicht gestoppt hatten, wurden um ein gutes Resultat gebracht. In der IndyCar-Serie gilt weiterhin die regel, dass die Boxengasse in einer Caution geschlossen wird. Spitzenreiter James Hinchcliffe (Schmidt-Peterson-Honda) war gekniffen und wurde letztlich nur Neunter. "Haben die echt Gelb für die zwei Trümmer da in Kurve vier geschaltet?", schüttelt Scott Dixon den Kopf. Der Zweitschnellste des Qualifyings und Mitfavorit auf den Sieg war ebenfalls betroffen, konnte aber im Gegensatz zu Hinchcliffe sein Rennen reparieren und wenigstens noch einen dritten Platz mitnehmen.

Pagenaud war der größte Profiteur jener Gelbphase, da er schon gestoppt hatte, und gab das Rennen an der Spitze liegend frei. Er wurde jedoch schon sechs Runden später von Bourdais in der ersten Kurve überholt. Von da an kontrollierte der Coyne-Pilot das Rennen von der Spitze aus und fuhr dem Sieg ungefährdet entgegen. Pagenaud begnügte sich mit Rang zwei. "Gratulation an Sebastien, was für eine Fahrt von ihm", erkennt der amtierende Meister der IndyCar-Serie an. Er selbst hatte in der ersten Runde großes Glück, als er eine Kollision zwischen Graham Rahal (RLL-Honda; 17.) und Charlie Kimball (Ganassi-Honda; 18.) nur knapp umschiffen konnte.

"Am Ende habe ich wirklich hart gepusht und versucht, ihn durch die Boxenstopps zu kriegen", so der Penske-Pilot weiter. "Doch am Ende des Stints sind meine Reifen eingebrochen. Und es scheint, als hätte er nicht so viel Sprit sparen müssen wie ich." Damit spricht er eine überraschende Dominanz der Honda-Motoren beim Saisonauftakt an. Sieben der besten zehn Fahrzeuge wurden von HPD-Triebwerken angetrieben. Und das trotz der eingefrorenen Aerokits, wo Chevrolet die vergangenen Jahre das bessere Paket hatte. Honda hat seinem Rivalen in Sachen Motorleistung in St. Pete einen klaren Denkzettel verpasst.

Will Power erneut im Pech

Hinter Dixon wäre Takuma Sato (Andretti-Honda) um ein Haar Vierter geworden, doch kurz vor Schluss fing ihn noch sein Teamkollege Ryan Hunter-Reay ab. Dieser musste nach einem Abflug im Warmup zu Beginn des Rennens mehrfach an die Box kommen, um ein Elektronikproblem zu beheben. Die Gelbphase direkt nach dem Start kam ihm dabei entgegen, denn so verlor er keine Runde und konnte in Etappen reparieren lassen. Die Top 10 komplettierten Helio Castroneves (Penske-Chevrolet), Marco Andretti (Andretti-Honda), Josef Newgarden (Penske-Chevrolet), James Hinchcliffe und Rookie Ed Jones (Coyne-Honda) in seinem ersten IndyCar-Rennen.

Zu den Pechvögeln gehörte wieder einmal Will Power (Penske-Chevrolet; 19.). Der Polesetter verlor zunächst beim ersten Restart die Führung an Hinchcliffe und wurde anschließend schon nach 15 Runden an die Box geholt. Doch zum zweiten Mal in zwei Rennen in St. Pete wurde er von seiner Boxencrew im Stich gelassen: Nachdem er vor zwei Jahren (2016 konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht fahren) auf den Hebestempeln stehen gelassen wurde und so den Sieg an Juan Pablo Montoya verlor, wurde diesmal ein Schlagschrauber nicht richtig eingezogen. Power fuhr darüber und musste mit einer Durchfahrtsstrafe büßen.

Als er sich wieder auf Rang drei nach vorne gefahren hatte, gab es technische Probleme mutmaßlich mit der Benzinzufuhr (es waren deutliche Aussetzer zu hören) und der Australier wurde mit der "Spiegelei"-Flagge an die Box gezwungen, weil er 30 Sekunden pro Runde zu langsam war. Es ist sein zweiter technischer Defekt in Folge - schon beim Finale 2016 war er in Sonoma mit technischen Gebrechen ausgeschieden. Trotz sieben Pole-Positions in den vergangenen acht Jahren in St. Petersburg bleibt er auf seinen zwei Siegen in Florida sitzen.

Für das Underdog-Team von Dale Coyne war es der erste Sieg seit Carlos Huertas' Triumph in Houston 2014 und erst der fünfte der 33-jährigen Teamgeschichte. Die anderen Sieger für den kleinen Rennstall sind Mike Conway und der 2015 bei einem Unfall verstorbene Justin Wilson, der zweimal für Coyne siegte. Das nächste Rennen der IndyCar-Serie ist der Grand Prix von Long Beach vom 7. bis 9. April.