• 23.05.2010 00:39

  • von Pete Fink

Indy-Pole für Castroneves - dreimal Crash, Danica ausgebuht

Helio Castroneves holte sich in einem spannenden Qualifying seine vierte Indy-Pole - Sato und Kanaan crashen, Danica Patrick macht sich unbeliebt

(Motorsport-Total.com) - Als Helio Castroneves in seinem Penske-Dallara zu Beginn des Top-9-Shootout auf die Strecke ging, machte der "Spiderman" kurzen Prozess: Vier absolut perfekte Runden brachten dem 35-Jährigen eine Zeit von 2:37.915 Minuten ein. Eine Marke, die zu diesem Zeitpunkt über eine Sekunde schneller als die Konkurrenz war. Diese zeigte sich geschockt und damit war die vierte Indy-500-Pole des Brasilianers unter Dach und Fach.

Titel-Bild zur News: Helio Castroneves

Helio Castroneves holte sich in Indianapolis seine vierte Pole-Position

Es war ein echter Paukenschlag. "Für diese Art Qualifikation gibt es einfach keinen Besseren", freute sich Penske-Präsident Tim Cindric, wohl wissend, dass diese Zeit mit einem Schnitt von 227.971 Meilen oder 366.88 Stundenkilometern unerreichbar war. Obwohl: Castroneves waren sehr wohl die Fähigkeiten von Will Power bekannt, weshalb er in der restlichen Zeit der Session sicherheitshalber im Cockpit sitzen blieb.#w1#


Fotos: Indy 500, Qualifikation


Aus gutem Grund, denn Power verbesserte sich seinem zweiten Anlauf um fast eine Sekunde auf eine Zeit von 2:38.188 Minuten und holte sich damit Startplatz zwei. Es war eine logische Doppel-Pole für Team Penske, denn Castroneves und Power bestimmten die Indy-Pace seit dem "Fast Friday". So blieb lediglich die Frage, ob sich Roger Penske über eine komplette erste Startreihe freuen würde.

In dieser Angelegenheit machte IndyCar-Champion Dario Franchitti (3.) einen dicken Strich durch die Penske-Rechnung. Wie bereits in den vergangenen Trainingstagen saß der Schotte in seinem Ersatzauto und drehte vier Runden mit einer Gesamtzeit von 2:38.597 Minuten. Damit hielt er Ryan Briscoe (4.) im dritten Penske in 2:38.903 Minuten klar auf Distanz.

Tagliani sehr guter Fünfter

Will Power

Große Freude bei Penske: Will Power und Helio Castroneves ganz vorne Zoom

Platz fünf ging an Geheimfavorit Alex Tagliani, der sich auch am Samstag wieder extrem stark präsentierte. Locker stellte er seinen FAZZT-Dallara zunächst in das Top-9-Shootout, wo er sich allerdings in seinen drei Versuchen jeweils die Zähne an der Marke von 2:39 Minuten ausbiss. Am Ende lautete seine Gesamtzeit 2:39.017 Minuten.

Doch damit war Tagliani immerhin noch um ein Zehntel schneller als Scott Dixon im zweiten Ganassi, der wie schon am "Fast-Friday" nicht auf Speed kam. Auch Dixon versuchte sich im Top-9-Qualifying dreimal, doch 2:39.129 Minuten reichten zu nicht mehr als Platz sechs. Sicherlich eine kleine Enttäuschung für den Neuseeländer.

Ein Grund, warum das neue Qualifying-Format so viel Spannung brachte, war die Neuerung, dass im Top-9-Shootout im zweiten oder dritten Versuch die zuvor erzielte Zeit nicht gestrichen wurde. Das verleitete die Piloten dazu, in der endgültigen Pole-Entscheidung ein größeres Risiko einzugehen. Dies nutzten Graham Rahal (Rahal/Letterman; 7.) und Ed Carpenter (Panther; 8.) nicht, während Hideki Mutoh (Newman/Haas; 9.) jeweils auf den letzten beiden fliegenden Runden massiv einbrach und so viel Boden verlor.

Debakel für Andretti - Danica Patrick ausgebuht

Danica Patrick

Frust pur und dicker Hals: Danica Patrick war am Samstagabend total bedient Zoom

Doch wo war eigentlich das dritte Team der Großen Drei? Um es vorsichtig zu formulieren: Die Andretti-Mannschaft erlitt am Samstag eine ganz böse Schlappe. Routinier Tony Kanaan zerstörte sich bei seinem Qualifikationsanlauf sein Einsatzchassis und muss nun auf den Bump-Day hoffen. Marco Andretti kam auf seinen vier fliegenden Runden nur auf eine Zeit von 2:39.303 Minuten und landete als 16. und bester Andretti-Pilot einen Rang vor Ryan Hunter-Reay (17.).

Noch schlimmer erwischte es Danica Patrick, die sich als 23. zwar gerade noch einen sicheren Startplatz unter den besten 24 IndyCar-Piloten sicherte. Aber der US-Superstar erlebte ein ganz neues Indianapolis-Gefühl: Als sie nach ihrem Anlauf - nicht nur via Streckenlautsprecher - das Setup ihres Autos für die sehr durchschnittliche Leistung verantwortlich machte, wurde die 28-Jährige von den Zuschauern kräftig ausgebuht.

Eine durchaus unschöne Geschichte. "Es ist nicht mein Fehler", lautete die genauso klipp-und-klare wie öffentliche Patrick-Ansage, die ganz sicher nicht dazu beitragen wird, dass der Andretti-Haussegen in den kommenden Tagen gerade hängt. Und: Wie Kanaan muss auch John Andretti im fünften Andretti-Dallara auf den sonntäglichen Bump-Day hoffen.

Beatriz und de Silvestro im Feld - Sato crasht

Takuma Sato

Für Takuma Sato endete der Indy-Samstag früh in der Mauer Zoom

Für KV Racing ist der Monat Mai bisher teuer: Ernesto Viso (19.) flog unter der Woche schwer ab und zerstörte dabei ein Chassis. Takuma Sato tat es dem Venezolaner im morgendlichen Aufgalopp gleich und musste bei der Qualifikation zusehen. Sato klagte nach seinem Ausritt über Rückenschmerzen und wurde zum Röntgen gebracht. Zu guter Letzt bog auch noch Mario Moraes in die Mauer ab.

Doch das KV-Team arbeitete schnell, weshalb der junge Brasilianer später in der Qualifkation wieder fahren konnte und sich mit Platz 13 bedankte. Neben Sato muss auch IndyCar-Haudegen Paul Tracy auf den Bump-Day hoffen: Der 41-jährige schlug sich mit technischen Problemen herum und war auch mit dem Setup nicht einverstanden. Die Folge: Noch hat Tracy keinen sicheren Indy-Startplatz.

Bei Dreyer-and-Reinbold brachte man hingegen mit Justin Wilson (11.), Mike Conway (15.), Tomas Scheckter (20.) und Ana Beatriz (21.) alle vier Autos sicher ins Rennen. Die Brasilianerin ist damit übrigens die beste der bislang drei fest qualifizierten Frauen, denn erfreulicherweise schaffte auch die 21-jährige Simona de Silvestro (HVM) als 22. den Cut - einen Rang vor der schimpfenden Patrick.

Nach einem teilweise sehr turbulenten Qualifikationssamstag stehen also 24 der 33 Startplätze fest. Insgesamt versuchten sich 36 Piloten ins Feld zum 94. Indy 500 zu fahren. Zwölf, mit Bruno Junqueira im zweiten FAZZT-Dallara vielleicht sogar 13 IndyCar-Piloten streiten sich am morgigen Sonntag um die verbleibenden neun Startplätze. Es steht also ein aufregender Bump-Day ins Haus.