• 24.05.2010 02:12

  • von Pete Fink

Gestresster Castroneves braucht Gehaltserhöhung

Helio Castroneves hat so seine Schwierigkeiten mit dem neuen Indy-Regelwerk und war kurzzeitig der Meinung, er habe seine sichere Pole verloren

(Motorsport-Total.com) - Helio Castroneves war nach seiner vierten Indy-Pole sichtlich angeschlagen. Nervlich. Der Grund dafür lag im neuen Reglement des Top-9-Shootout, das sich der Penske-Pilot im Vorfeld offenbar "nicht genau durchgelesen" hatte. So zumindest der Eindruck von Penske-Präsident und Castroneves-Rennstratege Tim Cindric.

Titel-Bild zur News: Helio Castroneves

Das Zehnerl ist gefallen: Helio Castroneves realisiert seine vierte Indy-Pole

Was war passiert? Nachdem der Brasilianer mit seinem ersten Run im Top-9-Shootout die Konkurrenz sichtlich geschockt hatte, und weit über eine Sekunde Vorsprung herausfuhr, robbten sich Penske-Teamkollege Will Power und Dario Franchitti (Ganassi) Versuch für Versuch immer näher heran. Castroneves war im Auto sitzen geblieben und wurde von Cindric kurz vor dem Ende sicherheitshalber noch einmal auf die Strecke geschickt.#w1#


Fotos: Indy 500, Qualifikation


"90 Minuten einfach so im Auto herum zu sitzen, war schon nicht einfach", bemerkte Castroneves. "Ich habe immer wieder gefragt, ob wir noch einmal rausgehen." Dann war es soweit. "Aber ich wollte gar nicht rausfahren, denn mir war nicht klar, dass meine vorherige Zeit stehen bleiben würde." Zur Erklärung: Im normalen Indy-Qualifying gibt der Pilot seine frühere Zeit in dem Moment auf, in dem er einen weiteren Versuch unternimmt. Nicht so im Top-9-Shootout.

"Von den Regeln habe ich keine Ahnung", lachte der 35-jährige IndyCar-Routinier. "Wenn du rausgehst, dann ist deine Zeit weg. Zumindest dachte ich das. Ich bin ganz sicher nicht derjenige, der sich das ganze Regelwerk durchliest." Worauf Cindrics passende und nicht ganz ernst gemeinte Antwort lautete: "Fahr bitte einfach das Auto."

Strategische Spiele nichts für Castroneves

Will Power

Will Power und Helio Castroneves: Zweimal Penske in Reihe eins Zoom

In Wirklichkeit handelte es sich um ein strategisches Spiel. "Es war noch 15 Minuten Zeit und hinter uns in der Linie warteten vier oder fünf andere Autos", erklärte Cindric. "Wenn wir in diesem Moment einen Rückzieher gemacht hätten und uns hinten in der Linie wieder angestellt hätten, dann wäre die Session abgelaufen gewesen. Also haben wir versucht, unsere Zeit zu verbessern. Das hat nicht funktioniert, daher haben wir den Versuch abgebrochen."

Castroneves kehrte nach der dritten seiner vier geplanten fliegenden Einzelzeit-Fahrrunden an die Box zurück und war für einen Moment lang der Meinung, er hätte die Indy-Pole verloren. Bis ihn sein Team über das Regelwerk aufklärte. "Ich glaube, ich brauche nun eine Gehaltserhöhung", scherzte der Polesitter. "Das war heute wirklich ein ganz hartes Stück Arbeit."

Denn seine Leistung wurde auch vom zweitplatzierten Will Power anerkannt. "Helio in Indianapolis zu schlagen, ist eine ganz schwierige Aufgabe. Er ist ganz einfach superschnell und als ich seine Zeit sah, dachte ich mir, dass er verrückt ist. Aber als ich später sein Abtriebslevel montieren ließ, kam ich einigermaßen an ihn heran. Ich hätte das nur früher machen müssen, als es noch wärmer und die Luft etwas dünner war. Doch das ist wohl eine Sache der Erfahrung."

Der Tipp vom IndyCar-Haudegen kam prompt: "Hier musst du immer mit dem Unerwarteten rechnen, mein Freund", so Castroneves. "Es ist ein tolles Resultat und wir haben alles richtig gemacht. Aber dieses neue Format ist mental sehr strapaziös. Jetzt sitze ich hier und habe Spaß, doch heute war es manchmal kein Spaß. Aber da musst du durch. Genau deswegen fährst du in einem Klasseteam und in einer großartigen Serie."