• 21.10.2011 20:52

  • von Pete Fink

Die Motorsport-Welt nimmt Abschied von Dan Wheldon

Am Samstag wird Dan Wheldon in Florida beerdigt, am Sonntag folgt eine Trauerfeier in Indianapolis - die Welt nimmt Abschied von einem großen Rennfahrer

(Motorsport-Total.com) - An diesem Wochenende muss die Motorsportwelt Abschied von Dan Wheldon nehmen. Der am vergangenen Sonntagabend in Las Vegas tödlich verunglückte Brite wird am Samstag in seiner Wahlheimat St. Petersburg im US-Bundesstaat Florida beigesetzt. Einen Tag später hält die IndyCar-Serie im Conseco Fieldhouse von Indianapolis, der 18.000 Menschen fassenden Halle des NBA-Teams der Indiana Pacers, eine offizielle Trauerfeier ab.

Titel-Bild zur News: Dan Wheldon

Mit Dan Wheldon verlor der Motorsport einen großen Rennfahrer

IndyCar-Chef Randy Bernard betonte in dieser Woche, dass es seine erste Priorität sei, sich zunächst um die Hinterbliebenen zu kümmern. Erst danach werden sich die Offiziellen unter Einbeziehung vieler Motorsport-Fachleute aus der ganzen Welt um die genauen Unfallursachen kümmern. Wheldon starb nach einer Massenkarambolage mit insgesamt 15 Autos an seinen schweren Kopfverletzungen, weil er bei hoher Geschwindigkeit mit der offenen Cockpitseite voran in den Fangzaun einschlug.

Der zweifache Familienvater und Vollblutrennfahrer hinterlässt Ehefrau Susie, seine ehemalige PR-Beraterin, sowie die beiden Kinder Sebastian und Oliver. Der 33 Jahre alt gewordene Publikumsliebling mit dem Dauerlächeln sagte nach der Geburt seines ersten Sohnes Sebastian vor etwa zwei Jahren in einem Interview mit dem britischen 'Daily Express': "Ich mache mir keine Gedanken um den Tod. Wenn es soweit kommt, dann soll es wohl so sein. Hauptsache, ich liege gerade vorne."

"Das ist mein Job und ich gehe zur Arbeit, um das Leben zu genießen. Nicht um mich darum zu sorgen, was passieren könnte. Wir fahren Autos mit über 200 Meilen und ganz dicht aneinander. Da musst du viel Vertrauen haben und wir rechnen nie mit Problemen, auch wenn sie passieren. Aber das ist ein Teil meines Jobs. Nein, so etwas kommt mir nicht in den Sinn." Eine geradezu typische Wheldon-Aussage, die seine immer positive Lebenseinstellung unterstreicht.

Keine Sekunde gezögert

Noch am Sonntagmorgen in Las Vegas hatte er einen Vertrag bei Andretti Autosport unterschrieben, der ihn zum Nachfolger von Danica Patrick gemacht hätte. Wheldons Karriere hatte zu Jahresbeginn 2011 einen heftigen Knick erlitten, als er sich plötzlich ohne Cockpit wiederfand. Selbst sein zweiter Triumph beim Indy 500 im Mai 2011, seinem ersten Saisonrennen, brachte ihm keinen Stammplatz bei einem IndyCar-Team ein.

Dan Wheldon

Dan Wheldon mit Ehefrau Susie und dem kleinen Oliver Zoom

Anstelle dessen rief ihn IndyCar-Chef Randy Bernard an und bot ihm die Chance, als offizieller Testfahrer für das Next-Generation IndyCar zu fungieren. Wheldon zögerte keine Sekunde. "Ich nehme diesen Job sehr persönlich", schilderte er nach seinen ersten Testfahrten in Mid-Ohio im Sommer gegenüber unseren Kollegen von 'Autosport'. "Es ist meine Verantwortung, dass bei der Auslieferung gesagt wird: Das ist schon eine erhebliche Verbesserung."

Wheldon sah dies auch als eine Chance, sich früh mit dem neuen Auto bekannt zu machen. Er wollte 2012 im Team seines alten Kumpels Bryan Herta eine komplette Saison bestreiten. Das Testen mit der kleinen Mannschaft, mit der er das Indy 500 gewonnen hatte, hätte ihm einen Vorsprung eingebracht. "Es ist ein voll gepackter Zeitplan. Aber das ist gut so. Mir ist das lieber so. Das zeigt auch, wie intensiv und fokussiert jeder ist, damit das Auto Jahrgang 2012 das widerspiegelt, was sich alle erwarten. Und mehr."

Bitterer Schlag des Schicksals

Nach seinem ersten Test lobte er das neue IndyCar ausführlich: "Ich glaube, das Auto wird unglaublich aufregend zu fahren sein. Aus Sicht der Fans hat es vieles von dem, was sie sehen wollen. Einen Turbo und eine phänomenale Optik. Dieses Auto wurde gebaut für den diversifizierten Kalender der IndyCars. Es wurde im Vergleich zum aktuellen Auto in jedem Bereich verbessert. Es gibt keinen Bereich, den Dallara nicht angefasst hat. Ich könnte den ganzen Tag darüber erzählen."

Dan Wheldon IndyCar 2012

Offizieller Testfahrer: Dan Wheldon und das neue IndyCar 2012 Zoom

Der Testfahrer Wheldon war motiviert bis in die Haarspitzen. "Wenn es Bereiche gibt, die die Teams vielleicht nicht mögen könnten, dann ist es unser Job, uns um diese Probleme zu kümmern. Wir müssen zumindest versuchen, das zu lösen, bevor es in die Produktion geht. Es ist extrem wichtig, dass alle daran mitarbeiten, dass die IndyCars ihr Momentum nicht verlieren."

Dann kam Las Vegas. Im allerletzten IndyCar-Rennen mit dem alten Auto verunglückte der Testfahrer, der sich wenige Stunden zuvor das bestmögliche und mit GoDaddy-Geldern auch komplett durchfinanzierte Cockpit bei Michael Andretti gesichert hatte, tödlich. Was für ein bitterer Schlag des Schicksals. Die Motorsportwelt wird Dan Wheldon vermissen.