• 01.03.2013 23:53

  • von Pete Fink

Beraterfirma gibt IndyCar-Analyse ab

Nach einigen Monaten der Analyse liegt nun das Ergebnis der Boston Consutling Group vor: Radikal neue Lösungsansätze bleiben jedoch aus

(Motorsport-Total.com) - Böse Zungen in Wirtschaftskreisen behaupten: Wenn man selber nicht weiter weiß, dann geht man zu einer Unternehmensberatung. So auch die krisengeschüttelten IndyCars, die sich in Sachen langfristiger Strategie vor einigen Monaten der Boston Consulting Group (BCG) anvertrauten. Nun liegt deren Analyseergebnis vor: Laut der US-Nachrichtenagentur 'AP' handelt es sich dabei um ein 115 Seiten starkes Papier, das den IndyCars - und auch dem Indianapolis Motor Speedway - einige konkrete Vorschläge für deren zukünftige strategische Ausrichtung unterbreitet.

Titel-Bild zur News: Charlie Kimball, Rubens Barrichello, James Hinchcliffe, Marco Andretti, Justin Wilson, Scott Dixon, Takuma Sato, Ryan Briscoe, Dario Franchitti, Tony Kanaan

Wie geht es in Indianapolis weiter? Die Beraterfirma unterbreitet ein Analysepapier

Die wichtigste Botschaft lautet dabei: Weder die IndyCar-Serie, noch der Indianapolis Motor Speedway sollten verkauft werden. Das Grundproblem, das BCG herausarbeitete, ist ebenfalls bekannt: Die IndyCars bieten zwar hochklassiges Racing, haben aber ein Problem mit ihrem Bekanntheitsgrad. BCG macht dies an der Tatsache fest, dass beim Indy 500 zwar 14 Millionen US-Amerikaner vor dem Bildschirm sitzen, der Rest der Saison aber quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.

Daraus leiten die Boston-Berater eine Alternative ab, die im Kalender ein Playoff-System vorsieht. Nach bis zu 15 regulären Saisonrennen zwischen April und August sollte das Saisonfinale aus einem Playoff von drei Rennen bestehen. Der konkrete BCG-Vorschlag beinhaltet Houston, Phoenix, das Indy 500, Miami, Atlanta, Boston, Chicago, Pocono, Toronto, Seattle, Sonoma und Fontana. Die drei Playoff-Stationen würden danach Texas, Long Beach und zum Schluss ein Rundkursrennen in Indianapolis darstellen.

Um dieses Rundkursrennen auf der Formel-1-Strecke von Indianapolis streiten sich die Entscheider seit Jahren. Einerseits liegt der mächtige und altehrwürdige Speedway große Teile des Jahres brach, andererseits vermuten viele, dass die Traditionalisten des Indy 500 gegen solch eine Idee Sturm laufen würden. BCG kontert dies mit der Berechnung, dass alleine ein Rundkursfinale dem Speedway Einnahmen von über vier Millionen US-Dollar einbringen würde.

Immer wieder die TV-Verträge

IndyCar-Interimschef Jeff Belskus hat nun 115 Seiten zu studieren Zoom

Ein weiteres wesentliches Element sind die bestehenden TV-Verträge, die die IndyCar-Rennen zwischen 'ABC' und dem Kabelkanal von 'NBC Sports Network' aufteilen. BCG ist nun der Meinung, dass 'NBCSN' möglicherweise gegen den laufenden Vertrag verstoßen könnte, da man seit diesem Jahr auch die Formel-1-Rechte besitze. Die IndyCars hätten dabei möglicherweise eine Exklusivklausel, zumindest für das öffentliche Netz.

Weil auch die jährlichen Gebühren von 5,5 Millionen US-Dollar in dieser Saison bis auf 10 Millionen im Jahr 2018 - dem Vertragsende - steigen, glaubt BCG bei 'NBC' eine gewisse Gesprächsbereitschaft zu erkennen. Diesen TV-Vertrag, der noch aus der IRL-Zeit von Tony George stammt, hatte schon dessen Nachfolger Randy Bernard immer wieder als sehr ungünstig für die IndyCars bezeichnet. BCG rät den IndyCars dringend, wieder auf das Pferd 'ABC/ESPN' zu setzen, während 'NBC' gleichzeitig äußerte, mit den IndyCars zufrieden zu sein.

Ein weiterer BCG-Vorschlag: Reduktion der Garantiegelder aus dem Leader-Circle-Progamm, das allen Vollzeitteams derzeit 1,1 Millionen US-Dollar pro Saison zugesteht. Anstelle dessen sollten die Preisgelder massiv aufgestockt werden. Dies alles natürlich im Zusammenhang mit einer Marketing-Offensive, die die IndyCars und ihre Piloten streng zur NASCAR abgrenzen. Im Wortlaut: "Fokus auf das echte Racing, mutige Piloten, die vom Sieg angetrieben werden und Racing bei beeindruckenden Speeds." Alles im Gegensatz zur NASCAR-Politik "des Entertainments, der Dramen abseits der Strecke und des Partytums."

Richtig revolutionäre Ansätze blieben in diesem Situationspapier also aus. Im Prinzip steht in dieser Analyse auch nichts, was in den vergangenen Wochen, Monaten oder sogar Jahren bereits diskutiert wurde. Nun liegt es an Hulman/George-Boss Mark Miles und IndyCar-Interimschef Jeff Belkus auf die Anregungen der BCG zu reagieren. In einer Verpflichtung, auf die BCG-Vorschläge einzugehen, befinden sich die IndyCar-Bosse freilich nicht.