GTD-Pro-Kollision: "Wusste gar nicht, dass letzte Runde war"

Mathieu Jaminet spricht von den "stressigsten zwei Stunden meines Lebens" - Laurens Vanthoor mit Tränen, aber sportlicher Verlierer

(Motorsport-Total.com) - Eines kann man Porsche definitiv nicht unterstellen: dass man mit Teamorder in das Rennen eingreifen würde. Beim Finale der 24 Stunden von Daytona 2022 durften sich die Kundenteams von Pfaff Motorsports und KCMG aufs Härteste bekämpfen.

Titel-Bild zur News: Mathieu Jaminet, und Laurens Vanthoor sorgten für eines der denkwürdigsten Finishes der Daytona-Geschichte

Mathieu Jaminet, und Laurens Vanthoor sorgten für eines der denkwürdigsten Finishes der Daytona-Geschichte Zoom

Dass es dann zum Worst Case kam, einer Kollision zwischen zwei Werksfahrern, nahm man in Kauf. Und dem Image wird es keinen Abbruch tun, im Gegenteil: Die ganze Motorsportwelt wird vom Kampf der Porsche-Titanen Mathieu Jaminet und Laurens Vanthoor noch lange sprechen.

Die letzten zwei Stunden des Rennens werden sich einbrennen. Immer wieder lieferten sich Jaminet und Vanthoor knallharte Duelle um die Führung. Es wurde mit Vorbande gefahren, die Grenzen des Erlaubten maximal ausgenutzt. Aber es wurde eben keine Linie überschritten. Die Positionen wechselten mehrfach, die Klimax sorgte am Ende für eines der dramatischsten Finals der Daytona-Geschichte.

"Diese letzten zwei Stunden waren vielleicht die stressigsten meines Lebens", sagt Jaminet, der seinen ersten Triumph bei einem internationalen 24-Stunden-Rennen gefeiert hat (den SPX-Klassensieg im 2019er-GT3-R ohne Konkurrenz bei den 24h Portimao 2018 rausgerechnet). 2020 ist er in Daytona in der GTLM-Klasse hinter BMW Zweiter und 2019 Dritter geworden, nun hat er es geschafft.


24h Daytona 2022: Die letzte Runde in voller Länge

Die letzte Runde der 60. Ausgabe der 24 Stunden von Daytona inklusive des denkwürdigen Ausgangs in der GTD-Pro-Kategorie

"Ich habe mir in jeder einzelnen Runde die Seele aus dem Leib gefahren, habe wirklich restlos alles gegeben. Ich kenne Laurens natürlich gut, er ist mein Kollege bei Porsche. Er ist einer der besten GT-Fahrer weltweit. Es war ein wirklich großartiger Kampf, manchmal am Limit, vielleicht sogar darüber."

"Heute gehst du nicht vorbei!"

Doch wie lief die letzte Runde nun wirklich ab? "Ich habe mir gedacht: 'Heute gehst du nicht vorbei!' Als er mich dann doch überholte, dachte ich mir: 'Okay, vielleicht bekomme ich noch eine Chance. Das wird dann aber wirklich nur eine sein, nicht mehr.'" Und tatsächllich ging er eingangs der letzten Runde wieder vorbei.


Fotos: IMSA 2022: 24h Daytona, Rennen


Als er dann in der Le-Mans-Schikane versuchte, Vanthoors Angriff abzuwehren, sei er sich gar nicht im Klaren gewesen, dass es bereits die letzte Runde gewesen ist, versichert er. Das ist durchaus glaubwürdig, denn er wurde erst nach der Schikane auf dem Weg zur Ziellinie vom Gesamtsieger überholt, dem Meyer-Shank-Acura #60 (Jarvis/Blomqvist/Castroneves/Pagenaud).

"Wir haben es wirklich drauf angelegt", so der 27-Jährige weiter. "Die letzte Schikane war ziemlich verrückt. Ich war innen und habe schon sehr spät gebremst. Er aber hat sogar noch später gebremst. Da war mir klar, dass das nicht funktionieren wird."

"Wir haben beide versucht, die Kurve irgendwie noch zu kriegen, aber das war nicht möglich. Er hat mich rechts am Heck erwischt und hat sich gedreht. Ich kam ebenfalls quer und musste durchs Gras. Letzten Endes ist es gerade so gutgegangen."

Sein Teamkollege Matt Campbell zollt Respekt: "Ich kann über diese Show nur ungläubig mit dem Kopf schütteln. Ich bin voller Adrenalin und Emotionen. Es war nicht nur spannend, das Duell von außen zu verfolgen, sondern auch anstrengend. Hut ab vor Mathieu, der uns diesen Sieg hart erkämpft hat."

Vanthoor: Die besseren haben gewonnen

Dass Laurens Vanthoor frustriert war, liegt auf der Hand. Schließlich ist es auch dem Belgier trotz seiner zwei Titel (2019 in der GTLM, 2020 in der GTD ausgerechnet mit Pfaff) noch nie gelungen, einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Daytona zu holen.

"Ich hatte ein klares Ziel: Nach meinen Siegen am Nürburgring, in Spa und in Le Mans wollte ich auch endlich mal das 24-Stunden-Rennen in Daytona gewinnen, um das Quartett zu komplettieren", so der 30-Jährige. "Ich habe am Ende alles darangesetzt, dieses Ziel zu erreichen. Ich habe alles versucht."

"Die Szenen aus den letzten Runden werden mir ganz sicher noch unzählige Male durch den Kopf gehen. Auf dem Weg zurück in die Boxengasse habe ich geheult: alles versucht, aber nicht gesiegt."

Er betont auch, dass er keinen Groll gegen Pfaff Motorsports hege. Stattdessen zeigt er sich im Moment des Frusts sportlich: "Die Besseren haben heute gewonnen. Das war eben Pfaff Motorsports. Gratulation an die Kollegen."

Jaminet gibt das Kompliment zurück: "Die Kollegen von KCMG hatten das etwas schnellere Auto, aber dank einer perfekten Arbeit unserer Mannschaft und herausragenden Leistungen meiner Teamkollegen waren wir am Ende vorn. Es war Werbung für den Motorsport und ein perfekter Saisonauftakt für uns."

Ganz nebenbei hat Jaminet mit seinem Manöver auch Felipe Nasr zu dessen erstem Daytona-Sieg verholfen. "Ich kann es nicht fassen. Ich docke bei Porsche an und gewinne mein allererstes Rennen am Steuer des Porsche 911 GT3 R", sagt der Brasilianer verblüfft. Er war bei Action Express Racing in der Gesamtwertung zweimal Zweiter geworden, konnte das Rennen aber nie gewinnen - bis heute.

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