• 15.05.2011 21:58

  • von Britta Weddige

Hohenadel/Piccini siegen, Crashs am Start

Der Hexis-Aston-Martin gewinnt das Hauptrennen am Sachsenring vor Schwager/Pastorelli und Mücke/Turner - Turbulente erste Kurven

(Motorsport-Total.com) - Christian Hohenadel und Andrea Piccini haben sich den Sieg im turbulenten Hauptrennen der FIA-GT1-Weltmeisterschaft auf dem Sachsenring gesichert. Hohenadel übernahm in Runde zehn die Führung und konnte sich bis zu seinem Boxenstopp schon einen Vorsprung von 3,3 Sekunden herausfahren. Teamkollege Piccini brachte den Hexis-Aston-Martin dann ungefährdet in Führung liegend ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Christan Hohenadel, Andrea Piccini

Christan Hohenadel und Andrea Piccini holten sich den Sieg in Sachsen

Platz zwei ging an Dominik Schwager und Nicky Pastorelli im Münnich-Lamborghini. Stefan Mücke und Darren Turner fuhren im Young-Young-Driver-Aston-Martin wie bereits im gestrigen Qualifikationsrennen auf den dritten Platz.

Hohenadel und Piccini erlebten auf dem Sachsenring eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Im ersten Teil des Qualifyings hatten sie einen Unfall, deshalb mussten sie im Qualifikationsrennen von ganz hinten starten. Das Hexis-Duo arbeitete sich bis auf Rang fünf nach vorn und hatte damit für das heutige Hauptrennen schon eine wesentlich bessere Ausgangslage. Heute dann profitierten sie auch noch von einer Reihe von Unfällen, die sich in den ersten Kurven nach dem Start ereigneten und eine Safetycarphase zur Folge hatten. Hohenadel ist übrigens der erste FIA-GT3-Europameister, der ein Rennen der FIA-GT1-Weltmeisterschaft gewinnen konnte.

Am Start konnte sich Maxime Martin im Marc-VDS-Ford von der Pole-Position weg knapp behaupten und das Feld zur ersten Kurve hin anführen. Doch Stef Dusseldorp im Hexis-Aston-Martin mit der Nummer 3 machte Druck. Die beiden kämpften um die Spitze und kollidierten in der ersten Kurve. Dusseldorp kam nach außen in den Kies, das ermöglichte Mücke im Young-Driver-AMR, durchzuschlüpfen und die Führung zu übernehmen.

In Kurve zwei gab es dann den nächsten Crash. Der Swiss-Lamborghini von Karl Wendlinger und der Aston-Martin von Tomas Enge kollidierten, was einen Dreher von Wendlinger zur Folg hatte. Von hinten nahte ausgerechnet sein Teamkollege Max Nilsson im anderen Swiss-Lamborghini. Er konnte nicht mehr ausweichen, traf Wendlingers Auto und beide mussten mit beschädigten Boliden aufgeben. Nach diesem Unfall rückte das Safetycar aus.

Christan Hohenadel, Andrea Piccini

Mit dem Sieg holten sich Hohenadel und Piccini auch die WM-Führung Zoom

Nach der fünften Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Genau in diesem Moment begann es auch zu regnen. In Führung lag weiter Mücke, Hohenadel war durch das Chaos der ersten Kurven schon auf den zweiten Platz nach vorn gerutscht. Er machte Drück auf Mücke, konnte ihn aber erst in der zehnten Runde überholen. Von da an zog Hohenadel dem Berliner davon. In Runde elf verlor Mücke eine weitere Position, als er in Kurve 1 von Schwager im Münnich-Lamborghini überholt wurde.

Für Polemann Martin kam unterdessen das vorzeitige Aus. Er hatte sich an seinem Marc-VDS-Ford links hinten einen Reifenschaden zugezogen, auch die Karosserie war in Mitleidenschaft gezogen. Martin schaffte es noch bis in die Boxengasse, musste dann aber aufgeben.

Nach dem Boxenstopps hatte sich an der Spitze nichts verändert. Piccini führte im Hexis-Aston vor Pastorelli im Münnich-Lamborghini und Turner im Young-Driver-Aston. Der große Gewinner der Boxenstopps war Dusseldorps Kollege Clivio Piccione, der im anderen Hexis-Aston auf Platz fünf zwischen den beiden Sumo-Nissans zurück auf die Strecke kam. Doch im weiteren Rennverlauf wurde Piccione durch einen Reifenschaden ausgebremst, eine Spätfolge des der Kollision am Start. Mehr als Rang elf sprang für ihn und Dusseldorp nicht heraus.


Fotos: GT1-WM am Sachsenring


"Wir haben heute 25 Punkte verloren", ärgert sich Dusseldorp. "Ich hatte einen guten Start und war außen. Aber ich weiß nicht, was Martin dann gemacht hat - er hat mich heftig abgedrängt. Danach hatten wir keine wirklich Chance mehr. Das Auto hat nicht mehr gepasst, und wir hatten massives Untersteuern. Es war nicht einfach, also habe ich versucht, mitzuhalten. Wir hatten dann einen perfekten Boxenstopp, das hat uns auf Platz fünf gebracht. Dann kam der Reifenschaden, der durch die Kollision in der ersten Kurve verursacht worden war. Und das war es dann."

An der Spitze fuhr Piccini ungefährdet dem Sieg entgegen. Dahinter wurde Pastorelli zunächst mächtig von Turner unter Druck gesetzt, konnte sich dann aber doch etwas absetzen. So blieben die Podiumspositionen bis ins Ziel unverändert.

Dominik Schwager, Nicky Pastorelli

Dominik Schwager und Nicky Pastorelli sicherten sich den zweiten Rang Zoom

"Ich sah, dass da am Start ein bisschen Chaos herrschte, und war danach Zweiter", bilanziert Sieger Hohenadel sein Rennen. "Das Auto war sehr gut, und ich konnte richtig pushen, um an Mücke vorbeizukommen. Als ich dann in Führung lag, habe ich weiter Gas gegeben. Ich habe den Vorsprung vergrößert, weil ich schneller war als er. Es ist mein erster Sieg in der GT1, und ich hätte nicht so früh damit gerechnet. In Deutschland zu gewinnen, wo alle meine Freunde dabei sind, ist einfach fantastisch!"

Sein Partner Piccini ist nicht minder zufrieden: "Es ist nie einfach, wenn man in Führung liegt, da so viel passieren kann. Auch das Wetter war unberechenbar. Christian hat einen guten Job gemacht und hat die meiste Arbeit für mich erledigt. Das Auto und die Reifen waren gut, und der Boxenstopp war fantastisch. Ich musste das Auto nur noch ins Ziel bringen. Es ist schön, dass wir jetzt in der Fahrer-Wertung führen, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Münnich-Pilot Schwager hat sich am Start darauf konzentriert, niemanden zu treffen, aber trotzdem Plätze gutzumachen: "Das ist nicht einfach. Denn jeder gibt alles, und manchmal machen Millimeter den Unterschied zwischen einem guten Start oder einem Ausfall aus. Beim Anbremsen habe ich zwei oder drei Plätze gutgemacht, dann hatte ich die beiden Astons vor mir. Ich habe ein Manöver gegen das Young-Driver-Auto gestartet, und das hat perfekt geklappt."

"Ich freue mich, dass wir endlich unseren Podestplatz haben", sagt Schwager weiter. "Wir haben ihn so oft verpasst, dass ich es schon gar nicht mehr zählen kann. Ich mache keine Freudensprünge, aber es ist ein Anfang. Wir haben viele Punkte geholt und freuen uns nun auf das nächste Rennen." Sein Kollege Pastorelli pflichtet bei: "Nach all dem Pech, das wir hatten, freuen wir uns über dieses Ergebnis. Hoffentlich geht es jetzt so weiter."

Auch Aston-Martin-Werkspilot Mücke versuchte am Start, jeglichen Lackaustausch zu vermeiden. Deshalb blieb er auf der Innenseite. "Der Ford hat dann seinen Bremspunkt verpasst und die Vorderräder blockiert. Er geriet ein bisschen nach außen. So konnte ich die beiden Autos vor mir überholen und die Führung übernehmen", schildert der Berliner. "Nach der Safetycarphase hatte ich Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Es war ein hartes Rennen, weil wir auch Erfolgsgewicht dabei hatten. Aber wir freuen uns über das Podium und über wichtige Punkte."

Stefan Mücke, Darren Turner

Stefan Mücke und Darren turnier belegten auch im Hauptrennen Rang drei Zoom

Sein Kollege Turner ergänzt: "Wir wissen, dass der Lambo Probleme mit der Reifentemperatur hat. Also habe ich in den ersten Runden nach dem Stopp gepusht. Aber danach konnte er davonziehen. Wir konnten beide das Hexis-Auto vor uns sehen, aber es gelang uns nicht, aufzuschließen. Doch stellenweise ging es hier nur um eine Wagenlänge. Als deutsches Team hatten wir hier viele Gäste. In der Box war wirklich viel los. Hoffentlich hatten sie alle einen guten Tag."

Vierte wurden Warren Hughes und Enrique Bernoldi vor ihren Sumo-Nissan-Teamkollegen David Brabham und Jamie Campbell-Walter. Mike Hezemans und Nicky Catsburg fuhren in der Selleslagh-Corvette auf Rang sechs.

Pech hatte dagegen der bisherige Meisterschaftsführende Marc Basseng. Er hatte an seinem Münnich-Lamborghini ein Problem mit dem Hinterreifen und flog deshalb ab. Das Rennen war für ihn nach 19 Runden beendet.

Neue Gesamtführende sind nach ihrem Sieg Hohenadel und Piccini mit 61 Punkten. Basseng und sein Partner Markus Winkelhock sind mit 57 Punkten auf den zweiten Platz zurückgerutscht. Auf Platz drei folgen Turner/Mücke mit 56 Zählern.

Die nächste Station der FIA-GT1-Weltmeisterschaft ist vom 3. bis 5. Juni Silverstone, wo sie im Rahmen der weltberühmten "Royal Automobile Club Tourist Trophy" ausgetragen wird. Sie wird auch als erste Serie den neuen Boxenkomplex in Silverstone beziehen, der am kommenden Dienstag (17. Mai) offiziell eingeweiht wird.