Senna & Monaco: Die Lovestory geht weiter!
Bruno Senna hat 15 Jahre nach seinem Onkel Ayrton ein Autorennen in Monaco gewonnen - Marc Surer: "Vielleicht geht ihm der Knopf auf"
(Motorsport-Total.com) - Ayrton Senna war der unbestrittene König von Monaco: Die 1994 verstorbene Rennfahrerlegende gewann den klassischen Grand Prix sechsmal - unvergessen seine übermenschliche Performance von 1988, die allerdings in den Leitplanken am Tunneleingang endete, oder aber auch sein nervenzerfetzendes Duell mit Nigel Mansell 1992, aus dem er als Sieger hervorging.

© xpb.cc
Fast wie vor 15 Jahren in der Formel 1: Bruno Senna in der Fürstenloge
1993 triumphierte der dreifache Formel-1-Weltmeister zum letzten Mal in seinem "Wohnzimmer" - ein weiteres Antreten 1994 war ihm nicht mehr vergönnt, weil er zwei Wochen zuvor in Imola auf Williams tödlich verunglückte. Aber die Senna-Lovestory mit Monaco hatte ihr letztes Kapitel noch nicht geschrieben: Sennas Neffe Bruno, 1993 gerade mal neun Jahre alt, triumphierte heute mit einer eindrucksvollen Vorstellung im GP2-Rennen!#w1#
Fast perfektes Rennen
Der iSport-Pilot ging aus der ersten Reihe kommend am Start an Polesetter Pastor Maldonado vorbei und lieferte in der Folge über 45 Runden ein fast perfektes Rennen ab - sein einziger Konzentrationsfehler am Schwimmbad blieb unbestraft, weil es dort innen keine Leitplanken mehr gibt. Dieser Performance hatte nicht einmal Maldonado etwas entgegenzusetzen, der nach seinem Vorjahressieg als klarer Favorit gestartet war.
Senna feierte im Cockpit wie ein kleines Kind über seine Sternstunde und strahlte auch nach dem Aussteigen noch über das ganze Gesicht: "Das ist großartig", jubelte der nunmehr Zweite der Gesamtwertung. "Das Auto war von Anfang an konstant schnell und ich konnte den Abstand zu Pastor kontrollieren. Er kam immer wieder näher, aber ich konnte darauf antworten. Ich bin so schnell wie möglich gefahren, ohne meine Reifen zu verschleißen, und meine Taktik hat funktioniert."
Ins Wanken geriet sein Sieg eigentlich nur, als Giorgio Pantano und Sébastien Buemi in der Mirabeau-Kurve kollidierten, denn Pantanos Racing-Engineering-Auto verstellte die Fahrbahn und sorgte für einen Stau. Senna schlängelte sich - völlig legal - an den stehenden Konkurrenten vorbei und behielt in der Situation kühlen Kopf. In den restlichen 18 Runden musste er nur noch darauf achten, nicht in den Leitplanken zu landen.
Mirabeau-Situation unter Kontrolle

© Schlegelmilch
Brunos Onkel Ayrton Senna war der unbestrittene König von Monaco Zoom
"Ich war vor Mirabeau gut vorgewarnt", so der 24-Jährige. "Die Jungs haben mir am Funk gesagt, dass ich links bleiben soll, denn da war die Strecke freier. Ich war besorgt, denn wenn ich zu lange gestanden wäre, hätte der Motor heiß laufen können, aber unterm Strich wurde ich nur ein paar Sekunden lang aufgehalten. Ich konnte nicht nachlassen, denn Pastor war immer nahe dran, aber das Rennen ist perfekt gelaufen und ich möchte mich beim Team für ein perfektes Auto bedanken."
"Ich bin froh, dass ich jetzt meinen ersten Monaco-Sieg in der Tasche habe. Und ihr könnt euch sicher sein, dass ich in Zukunft weitere folgen lassen möchte", meinte er augenzwinkernd. In der Gesamtwertung liegt Senna mit den elf Zählern von heute - einen bekam er für die schnellste Rennrunde - nur noch zwei Punkte hinter Pantano an zweiter Stelle. Und weil Pantano morgen von weit hinten starten muss, kann er theoretisch schon morgen in Führung gehen...
Formel BMW, Formel 3, GP2 - Formel 1?
Ein GP2-Sieg im Hauptrennen in Monaco ist so ziemlich das Höchste, was ein Nachwuchsrennfahrer erreichen kann. Da drängt sich natürlich die Frage auf, wann es in Richtung Formel 1 gehen wird - der Kontakt zu Toro-Rosso-Boss Gerhard Berger, früher einer der besten Freunde seines Onkels Ayrton, ist ja vorhanden. 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer würde jedenfalls nicht gegen diese Variante wetten: "Ich kann mir das sehr gut vorstellen."
Noch muss sich Senna aber in der GP2 beweisen und ein wenig konstanter werden: "Er ist einer, der immer knapp davor steht, dass man sagen muss, er gehört in die Formel 1", so Surer. "Bis jetzt hat er sich noch nicht voll aufgedrängt, aber wenn man sich seine Karriere anschaut, dann steckt wohl noch Potenzial in dem Jungen, das wir noch nicht gesehen haben. Vielleicht geht ihm durch diesen Sieg der Knopf auf."
Senna begann seine Karriere 2004 in der Formel BMW und wechselte anschließend über die Britische Formel 3, in der er 2006 Gesamtdritter wurde, in die GP2. 2007 erreichte er in Barcelona seinen ersten Sieg in der höchsten Nachwuchsklasse unterhalb der Formel 1. Der Brasilianer musste also innerhalb von nur vier Jahren all das lernen, wofür seine Konkurrenten oft mehr als ein ganzes Jahrzehnt Zeit hatten.
"Racing is in my Blood"

© xpb.cc
Am Start führte Bruno Senna heute schon die Vorentscheidung herbei Zoom
Denn als 1994 Ayrton starb, verhängte die Senna-Familie ein Motorsportverbot. Bruno kümmerte dies zunächst nicht weiter, aber vor einigen Jahren wurde ihm dann klar, dass auch für ihn gilt, was Ayrton einst in so schönen Worten gesagt hat: "Racing is in my Blood." Also bat er Mutter Viviane um ihre Erlaubnis, die diese zunächst nur widerwillig gab. Ende 2004 durfte er dann in Interlagos zu Showzwecken erstmals einen Formel-1-Lotus seines Onkels fahren.
Der Name Senna und Gerhard Berger, der der Familie immer noch sehr nahe steht, öffneten für den Youngster dann mit Red-Bull- und Familiengeld einige Türen, die ansonsten wohl für kaum einen Fahrer aufgegangen wären. Aber der frischgebackene Monaco-Sieger nutzte seine Chance. Heute sagt niemand mehr, dass er nur des Namens wegen so weit ist. Surer: "Es ist doch so, dass man sich trotz allem am Lenkrad durchsetzen muss - und das hat er heute gemacht."

