• 13.09.2009 14:50

  • von Britta Weddige

Rookie Hülkenberg: "Hätte nicht mit Titel gerechnet"

Nico Hülkenberg hat mit dem GP2-Titel seine Erwartungen im ersten Jahr übertroffen - Konstanz war für "die deutsche Kartoffel" der Schlüssel zum Erfolg

(Motorsport-Total.com/Sky) - Nico Hülkenberg musste heute nur noch den Sack zumachen - und das ist dem Emmericher gelungen. Beim GP2-Sprintrennen in Monza reichte ihm ein dritter Platz, um sich vorzeitig den Titel zu sichern. "Ich bin cool geblieben. Jetzt ist die Birne gegessen", sagt der ART-Pilot über seine erfüllte Mission. Vor dem Saisonfinale in Portimão hat er nun den uneinholbaren Vorsprung von 22 Punkten auf Vitaly Petrov.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg hat es als Rookie in der GP2 geschafft, den Titel zu holen

Und so konnte Hülkenberg bestens damit leben, dass er im heutigen Rennen "nur" Dritter wurde. "Die Meisterschaft ist das, was zählt", betont er. "Wenn es zum Ende der Saison um den Titel geht, wird es immer ein bisschen schwer, weil der Druck kommt und man sich keine Fehler mehr erlauben darf. Man muss da das gesunde Maß finden zwischen Aggressivität und kontrolliertem Fahren. Und das ist nicht immer so einfach."#w1#

"Ich denke, dass wir mit dem Druck recht gut umgegangen sind", blianziert der neue Champion. "Ich habe nur gestern ein paar Fahrfehler gemacht. Das kann passieren, das hatte mit dem Druck nichts zu tun. Die Bedingungen waren recht schwierig und wegen der geringen Downforce fliegt man hier recht schnell ab. Aber heute war es schön - den Titel mit einem Podiumsplatz zu gewinnen. Auch wenn es wieder ein hartes Rennen war."

Im Parc Fermé steuerte Hülkenberg gleich auf den Parkplatz mit der Nummer 1, nicht auf den für den Drittplatzierten. Sein Jubel und der seines Teams an der Boxenmauer fiel jedoch relativ verhalten aus. "Ich habe mich schon gefreut, aber wir haben uns auch ein bisschen darauf vorbereiten können", begründet er, warum es nicht zu euphorischen Gefühlsausbrüchen kam. "Wir haben uns auf jeden Fall gefreut. Es war super. Aber wir sind hier schon mit 27 Punkten Vorsprung hergekommen, wir haben es erwartet. Wir wollten gewinnen, von daher konnten wir uns da ein bisschen darauf vorbereiten. Aber wenn man es dann gewinnt, ist es doch noch etwas anderes."

"Ich denke, dass wir mit dem Druck recht gut umgegangen sind." Nico Hülkenberg

Für das französische ART-Team war es nach den Erfolgen mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton der dritte Titelgewinn in fünf Jahren. Hamilton ist aber nicht unbedingt das Vorbild Hülkenbergs. Er steht mehr auf Fernando Alonso: "Er ein Spanier, das sind Temperamentsbomben. Hamilton ist als Engländer kühler. Ich bin dagegen eine deutsche Kartoffel."

Hülkenberg ist das schwierige Kunststück gelungen, als Rookie in der GP2 den Titel zu holen. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich in meinem ersten Jahr Meister werden kann", räumt der Emmericher ein. "Vor allem nicht nach den ersten drei Wochenenden, als Barwa und Romain Grosjean so viel Vorsprung hatten. Aber wir haben danach sehr viel an Boden gutgemacht, unseren Speed und unser Auto verbessert."


Fotos: GP2-Wochenende in Monza


Dazu sei auch er selbst immer besser geworden. Schritt für Schritt hat er sich an sein Auto gewöhnt: "Als Rookie musste ich mich erst einfahren, um in den Rennen mit dem Auto besser zurechtzukommen und meine Reifen besser zu schonen. Und am Nürburgring, in Valencia und Spa waren wir dann topp. Das waren alles sehr gute Wochenenden. Wir haben viele Punkte geholt und waren sehr konstant. Und Konstanz ist das, was die Meisterschaft entscheidet."

"Als Rookie musste ich mich erst einfahren, um in den Rennen mit dem Auto besser zurechtzukommen." Nico Hülkenberg

Ein entscheidender Faktor war auch, dass sein großer Rivale Romain Grosjean mitten in der Saison in die Formel 1 aufstieg. "Danach war es weniger schwierig, denn er war mein Hauptgegner", weiß Hülkenberg. "Petrov hat am Schluss einen sehr guten Job gemacht - er war vielleicht sogar besser als Grosjean. Aber Grosjean war der große Gegner und es war schon ein Verlust für die GP2. Doch wenn sich eine solche Chance bietet, sagt niemand nein. Auch ich hätte nicht nein gesagt. Es ist toll für ihn, er hat es verdient."

Die Formel 1 dürfte auch in Hülkenbergs Karriere der nächste Schritt sein. Nächstes Jahr will der derzeitige Williams-Testpilot als Stammfahrer in der Königsklasse antreten. Und er betont: "Es sieht sehr gut aus."

Doch zuvor will er sich mit einem weiteren Erfolg beim Saisonfinale in Portimão meisterlich aus der GP2 verabschieden: "Wir haben ein großartiges Team, wir leisten tolle Teamarbeit. Wir wollen dort einfach einen guten Job machen und noch mehr Punkte holen - nein, wir wollen gewinnen. Wir wollen dort gewinnen."