Hungaroring: Carroll gewinnt, Glock im Pech

Dank eines clever getimten Boxenstopps sicherte sich Adam Carroll den Sieg im GP2-Rennen in Ungarn, während Timo Glock Pech hatte und leer ausging

(Motorsport-Total.com) - Wo GP2 draufsteht, ist gute Unterhaltung drin: Dieser Leitsatz bestätigte sich auch heute im Hauptrennen der Nachwuchsserie auf dem ungarischen Hungaroring bei Budapest. Den Sieg im ereignisreichen zwölften Saisonlauf dieses Jahres sicherte sich 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist Adam Carroll.

Titel-Bild zur News: Adam Carroll

Adam Carroll spielte seine Routine aus und sicherte sich heute den Sieg

Der FMS-Pilot profitierte von einem clever getimten Boxenstopp während der einzigen Safety-Car-Phase, kam während der Gelbphase als Führender auf die Strecke zurück und gab das Zepter von jenem Zeitpunkt an nicht mehr ab. Nach dem starken Auftritt in Silverstone bestätigte er damit erneut, dass es die richtige Entscheidung war, der DTM für die Rückkehr in die GP2 den Rücken zu kehren. Auf den weiteren Plätzen: Kazuki Nakajima (DAMS) und Andreas Zuber (iSport).#w1#

Buemi mit Pech am Start

Doch der Reihe nach: Am Start blieb zunächst Sébastien Buemi (ART) stehen, so dass das Feld in eine zweite Aufwärmrunde geschickt wurde, doch der Schweizer konnte anschließend aus der Boxengasse ins Rennen gehen. Realistische Chancen auf Punkte hatte er freilich nicht mehr. Beim eigentlichen Start lief dann zur Überraschung aller Experten alles glatt ab, auch durch das Geschlängel der ersten Kurven.

Die iSport-Piloten Timo Glock und Zuber konnten ihre Plätze in der ersten Reihe nicht nutzen - Glock fiel auf den zweiten, Zuber auf den fünften Rang zurück. Davon profitierte Lucas di Grassi (ART), der als Führender vor Glock, Giorgio Pantano (Campos), Pastor Maldonado (Trident), Zuber, Carroll, Nakajima und Nicolas Lapierre (DAMS) aus der ersten Runde zurückkam. Der Austro-Spanier Andy Soucek (DPR) lag zu Beginn an neunter Position.

In der zweiten Runde ging Zuber an Maldonado vorbei, der Österreicher musste den Monaco-Sieger aber wieder durchlassen, ehe er ihn sich ein paar Runden später endgültig schnappte. Zum gleichen Zeitpunkt kamen einige Fahrer zu einem extrem frühen Reifenwechsel an die Box, darunter auch Nakajima, der dadurch viel Boden gutmachen sollte. Auch Bruno Senna (Arden), der heute zu keinem Zeitpunkt eine Rolle spielte, ließ sich auf diesen Strategiepoker ein.

iSport verpatzt Glocks Boxenstopp

Als erster Siegesanwärter kam Glock an die Box, doch rechts hinten klemmte die Radmutter des Deutschen, so dass er wertvolle Zeit und viele Positionen verlor. Er kam zunächst als 17. wieder auf die Strecke zurück, setzte aber - wie man es von ihm kennt - zu einer aggressiven Aufholjagd an. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Maldonado baute einen spektakulären Unfall, Lapierre rollte aus - und in der elften Runde lag erstmals Carroll in Führung.

In Runde zwölf dann die fast schon obligatorische GP2-Schrecksekunde: Luca Filippi (Super Nova) verlor auf dem Randstein außen in der Zielkurve sein Auto außer Kontrolle, schlug heftig in die Barrieren ein und trudelte quer über die Strecke - zum Glück blieb er dabei unverletzt. Allerdings gerieten beim Versuch, dem Wrack auszuweichen, Alexandre Negrão (Minardi-Piquet) und Vitaly Petrov (Campos) aneinander, die ebenfalls beide ausschieden.

Während der Bergungs- und Reinigungsarbeiten der Streckenposten musste das Safety-Car für vier Runden auf die Strecke. Zu Beginn der Gelbphase steuerte der führende Carroll die Box an, der knapp vor Karun Chandhok (Durango), der seinen Pflichtboxenstopp so lange wie möglich hinauszögerte, um ein wenig TV-Präsenz zu ergattern, als Führender wieder auf die Strecke kam. Nakajima war Dritter, Zuber Fünfter, Soucek Siebenter und Glock Zwölfter.

Glock: Leichte Kollision mit Zaugg

Timo Glock

Timo Glock hatte wieder Pech, zeigte aber einige tolle Überholmanöver Zoom

Glock witterte in jener Phase noch einmal die Chance auf den achten Platz und damit die Pole Position für das morgige Sprintrennen, riskierte aber im Infield ein gewagtes Überholmanöver gegen Adrian Zaugg (Arden), der die Tür zumachte und den Deutschen in einen Dreher schickte. Zwar holte der Gesamtführende in den letzten Runden zu einer tollen Aufholjagd aus, doch weil es auf dem Hungaroring kaum Überholmöglichkeiten gibt, musste er sich mit Platz zehn begnügen.

Während Carroll an der Spitze nur noch routiniert den Sieg nach Hause fahren musste, ging Zuber dank schneller Rundenzeiten der Reihe nach an Garcia und Chandhok vorbei - auf Platz drei war aber Endstation für ihn. Zwar lancierte er noch eine Attacke gegen Nakajima, dessen Reifen wegen des langen Stints schon ziemlich am Ende waren, doch unterm Strich gab sich der Austro-Araber mit dem dritten Rang zufrieden.

Di Grassi sammelt wieder Punkte

Di Grassi sammelte als Vierter wichtige Punkte für die Meisterschaft und verkürzte damit den Rückstand auf Glock, während Garcia, Roldan Rodriguez (Minardi-Piquet), Zaugg und Javier Villa (Racing Engineering) die Punkteränge komplettierten. Letzterer startet damit wieder einmal von der Pole Position in das Sprintrennen, hat gute Chancen, als erster Fahrer in dieser Saison einen dritten Sieg zu feiern.

Erwähnenswert ist auch noch der neunte Platz des Chinesen Ho-Pin Tung, der ein ambitioniertes Rennen fuhr, kurz vor Schluss sogar Zaugg in der ersten und zweiten Kurve attackierte, sogar schon vorbei war, dann aber zu spät bremste und wieder zurückfiel. Tung kam vor Glock und Kohei Hirate (Trident) ins Ziel, der nur zwischendurch in den Punkterängen lag. Soucek wurde nach anfangs guter Vorstellung Zwölfter, Senna 13.

In der Meisterschaft führt Glock nun nur noch vier Punkte vor di Grassi, doch durch die neuerliche Nullnummer von Filippi scheint sich der Titelkampf endgültig auf ein Duell zuzuspitzen. Der Sieger von heute, Carroll, hat nun 19 Zähler auf seinem Konto und schließt damit zu den vorderen Verfolgern auf - der Kampf um Platz drei in der Gesamtwertung wird also bei neun noch ausstehenden Rennen unglaublich spannend.